Von der deutschen Autorin Silke Ziegler gibt es einen neuen Südfrankreich-Krimi mit Schauplatz Montpellier. Der vielschichtige, packende Roman ist nicht nur für den Autor, dem Montpellier seit 10 Jahren wegen seiner dort geborenen Enkelinnen fast zu einer zweiten Heimat geworden ist, ein absolutes Muss, sondern dürfte auch vielen anderen Südfrankreich-Liebhabern gefallen..
Hier meine Buchprofile-Rezension:
Seit acht Jahren treibt in Montpellier ein Serienmörder sein Unwesen. Sechs junge Frauen sind ihm bereits zum Opfer gefallen, alle waren Studentinnen der Psychologie. Eine siebte junge Frau, Coralie Beladier, hat er mehrere Monate gefangen gehalten und dann wieder frei gelassen. Jetzt ist Adèle Nélard, ebenfalls Studentin der Psychologie, von einer Feier in der Universität nicht heimgekommen. Es liegt der Verdacht nahe, dass auch sie entführt wurde und zwar vom gleichen Täter, wie die anderen Opfer. Ihr Vater wendet sich voller Verzweiflung an den Privatdetektiv Raphaël Dumont, weil er von der Arbeit der Polizei, die acht Jahre lang erfolglos nach dem Mörder gefahndet hat, nichts mehr hält. Der frühere Polizist, der jetzt als selbständiger Ermittler hauptsächlich untreue Ehepartner beschattet und einen hervorragenden Ruf hat, freut sich über die Abwechslung. Bei seinen Ermittlungen, arbeitet der Detektiv, der sich vor ein paar Jahren von seiner Frau getrennt hat und alleine in einem kleinen Haus in der Stadt lebt, inoffiziell mit seinem füheren Kollegen Capitaine Gosaillon von der Police Nationale Montpellier zusammen. Dumont ist sich sicher, über Coralie wird er dem Täter auf die Spur kommen. Warum hat er sie nicht getötet? Coralie ist sofort nachdem sie ihr Entführer auf einem Parkplatz ausgesetzt hat und sie sich im Krankenhaus von den Verletzungen und Höllenqualen, die ihr während ihres 4-monatigen Martyriums zugefügt wurden, untergetaucht und lebt seither unter fremden Namen in einem abgelegenen großen Bauernhof in den Ausläufern der Cevennen. Dumont gelingt es Coralie aufzuspüren, was der Polizei nie gelungen ist. Coralie hatte sich, schwer traumatisiert nach dem Schrecklichen, das ihr in der Gewalt des Mörders widerfahren ist, völlig aus dem normalen Leben zurückgezogen. Sie lebt seither nur mit ein paar Tieren weit weg von jeglicher Zivilisation um zu vergessen. Dumont ist schwer unter Druck, denn es ist nicht leicht, das Vertrauen von Coralie zu gewinnen und nebenbei den Kampf mit seinen beiden widerspenstigen Kindern zu führen, die momentan bei ihm wohnen, da seine Exfrau auf einem Seminar in Paris ist. Doch dem hartnäckigen Ermittler und liebevollen Vater gelingt beides und er kommt Coralie dabei auch mehr als nahe. Er schafft es sogar, daß diese sich ihrer Vergangenheit stellt und ihm erzählt, was während des Martyriums ihrer viermonatigen Gefangenschaft vorgefallen ist. Mit diesen Informationen versucht er den Täter schnellstmöglich zu identifizieren, um vielleicht das Leben von Adèle Nélard noch zu retten.
Der neue Roman von Silke Ziegler ist eher Thriller als Krimi, denn es geht mehr um die Gefühlswelt der Protagonisten, als um kriminalistische Ermittlung. Die Autorin beschreibt den Fall aus den Perspektiven des Detektivs, des Täters und eines der Opfer, manchmal etwas weitschweifend und detailverliebt, aber mit guten Charakteren und mit großer emotionaler Tiefe. Die romantische Liebesgeschichte wirkt allerdings etwas aufgesetzt und das Flair des mediterranen Schauplatzes zwischen dem Mittelmeer und den Cevennen kommt leider nicht besonders gut herüber.
GRAFIT 2019, 512 S.
ISBN/EAN: 9783894255947