Auf dem Weg in die digitale Welt von morgen: was schon geht, was noch kommt und wie es kontrolliert werden muss.
Buchprofile-Rezension:
Die rasante technologisch-wissenschaftliche Revolution stellt die Menschheit vor Herausforderungen, die es in der Form noch nie gegeben hat. Benedikt Herles berichtet über zahlreiche positive Entwicklungen, wie die Blockchain-Bewegung, die mit dezentralen Datenbörsen einen verteilten Kapitalismus ohne digitale Monopole bewirken könnte. Er informiert über Unternehmen ohne Angestellte und Firmengebäude mit rein virtuellen Dienstleistungen, über Zukunftsprojekte wie selbstfahrende Autos. Auch umstrittene Entwicklungen lässt der Autor nicht unerwähnt und weist darauf hin, wie gefährlich eine unkontrollierte Digitalisierung ist. Besonders achten müsse man – bei allen erfreulichen Fortschritten im Bereich der Medizin – auf die gentechnischen Experimente durch Verbesserung des Erbguts (Gen-Tuning), denn der Grat zwischen Heilen und Optimieren ist äußerst schmal. Herles wird bei manchen Analysen sehr konkret und stellt viele Fragen, so auch wie sich all diese Entwicklungen ethisch auf unser künftiges Leben und Zusammenleben auswirken. Er weist darauf hin, dass die jetzt schon vorhandenen sozialen Ungerechtigkeiten sich dramatisch steigern könnten. Und da Politiker die zunehmend komplexer werdende digitale Welt nicht mehr überschauen, verlieren sie das Vertrauen der Wähler, die Demokratie wird brüchig. Dennoch bleibt der Autor optimistisch: Wie schön alles werden könnte – Roboter kümmern sich um alles Wirtschaftliche, während die Menschen sich Alten, Kranken, Kindern und der Wissenschaft widmen und jede Menge Zeit für Kunst und Kultur haben. Aber das kommt so nur, wenn die Politik die Weichen richtig stellt. – Die in Anbetracht der Komplexität des Themas unvermeidbaren Fachausdrücke lockert der Autor mit Anekdoten von seinen Treffen mit Forschern, Gründern und Managern auf. Ergebnis ist ein spannendes und gut verständliches Buch, sehr lesenswert für alle Leser, die sich für die Zukunft unserer Gesellschaft interessieren und ein Weckruf für politische Entscheidungsträger.
Günther Freund
304 S. 19,99 €