Kultur

Buch-Tipp: Schattenorte in Salzburg

Natürlich ist Salzburg ein Touristenmagnet sonders gleichen und hat irgendwelche Werbemaßnahmen kaum nötig. Wer aber fern vom Massentourismus gerne einen weithin unbekannten Teil der berühmten Stadt und seiner Umgebung kennen lernen möchte, dem sei ein kleines, eher unscheinbares Buch empfohlen, das kürzlich im Verlag Anton Pustet erschienen ist: „Schattenorte. Geschichten und Geheimnisse in Salzburg“ der zwei Autorinnen Anna Boschner und Simona Pinwinkler. Letztere ist in Salzburg geboren, hat dort Germanistik, Geschichte und Politische Bildung studiert und schreibt jetzt als Redakteurin bei den Salzburger Nachrichten. Anna Boschner, in Prien geboren, hat in Salzburg Geografie und Kommunikationswissenschaft studiert und arbeitet ebenfalls als Redakteurin bei den Salzburger Nachrichten.

Unter Schattenorten sind jeweils drei bis vier Seiten lange, das heißt kurze, locker und gut geschriebene Geschichten zu verstehen, die sich zum Beispiel mit Lost Places oder True Crime beschäftigen, um Neudeutsch zu bemühen. Insgesamt ist das Buch in fünf übergreifende Titel geordnet, zuerst „Hexen, Zauberer und Legenden“. Hier geht es zum Beispiel auf die Spuren des Geheimordens der Tempelritter, das „Hexenloch“ und diskrete Zirkel der Freimaurer in Salzburg, denen ja bekanntlich auch Mozart angehörte. „Verbrechen, Strafe und Tod“ befasst sich unter vielem anderen mit Wolfsprozessen im Lungau oder Leichen im Keller: Warum zwölf Salzburger Professoren im Sitzen bestattet wurden. Interessant ist natürlich auch, warum in

Großgmain einst der Schmuggel blühte und wie Frauen in Salzburg anfingen zu wildern. „Krankheiten und Katastrophen“ ist ein weiterer Teil überschrieben, der sich zum Beispiel mit dem Schwarzen Tod, also der Pest, einem Großfeuer in Salzburg oder dem „Jahrhunderthochwasser“ in Oberaudorf beschäftigt.

Einbezogen sind also durchaus auch die angrenzenden Orte rund um Salzburg. Bei „Gewalt, Kampf und Vertreibung“ geht es um die Osmanen, die einst über den Lungau herfielen oder die Vertreibung von 20 000 Protestanten und einen „vergessenen“ Friedhof in Grödig, wo Russen begraben wurden. Der letzte Teil des Buches befasst sich mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus in und um Salzburg – viele Leser dürften wahrscheinlich noch nichts wissen über NS-Mütterheime am Wolfgangsee, die NS- Eliteschule bei Bischofshofen, SS-Massenmörder und ihre Villen in St. Gilgen, Novemberpogrome in Salzburg und Bad Gastein oder das „Zigeunerlager Maxglan“.

Bebildert ist das 150 Seiten starke Buch mit unzähligen Schwarz-Weiß Fotografien. Jedes Kapitel beleuchtet einen anderen Ort, über den es eine spannende Geschichte zu erzählen gibt. Wer will, kann die Geschichten auch als Podcast hören und sich mit Kopfhörern im Ohr auf Spurensuche machen. Dabei sind die Autorinnen mit ihrer Recherche noch keineswegs am Ende und sind überzeugt, dass das gesamte Land und Salzburg noch immer voller dunkler Geschichten und Geheimnisse stecken, die es zu erkunden gilt.

„SchattenOrte – Geschichten und Geheimnisse in Salzburg“ von Anna Boschner und Simona Pinwinkler ist im Verlag Anton Pustet erschienen, ISBN 978-3-7025-1112-8 und kostet 25 Euro.

Bericht und Bildmaterial: Christiane Giesen –   Die Titelseite von „SchattenOrte Geschichten und Geheimnisse in Salzburg“ von Anna Boschner und Simona Pinwinkler.

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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