Die Pfuscherin – Amalie Hohenester – Wunderheilerin und Doktorbäuerin – Autor Norbert Göttler – Illustrator Klaus Eberlein
NORBERT GÖTTLER, geboren 1959 in Dachau, arbeitet als freier Publizist, Schriftsteller und Fernsehregisseur. Von 2012 bis 2023 war Göttler hauptamtlicher Bezirksheimatpfleger von Oberbayern. Er ist Mitglied des deutschen PEN-Clubs, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Salzburg) sowie von Amnesty International. 2004 wurde Göttler das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Allitera Verlag erschienen von ihm unter anderem »Roter Frühling«, »Herbstwindwischpara«, »Dachauer Elegien«, »Dachau, Moabit und zurück«, »Teufelharts Seelenwaage«, »Die weiße Fahne« und »Malerluft und Malerlust. Künstlerortein Oberbayern«.
KLAUS EBERLEIN wurde 1941 in München geboren. Er studierte dort an der Akademie der Bildenden Künste, zuletzt als Meisterschüler von Prof. Hermann Kaspar. Eberlein hatte sich auf Buchgrafiken spezialisiert, insbesondere auf Radierungen und Holzschnitte. Für seine Werke, die in zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden, erhielt er internationale Auszeichnungen. Klaus Eberlein ist 2023 in München verstorben.
Verlag: Allitera Verlag – ISBN 978-3-96233-495-6
Illustrationen: Klaus Eberlein
Amalie Hohenester: zum historischen Hintergrund
Amalie Hohenester wurde am 4. Oktober 1827 in Vaterstetten als Amalie
Nonnenmacher geboren. Ihre Mutter war Kräuterkundige, war beim Land-
gericht Miesbach aber auch wegen »Wettermacherei« und Abtreibung akten-
kundig. Der Vater, der »Haberlbauer« von Marschall bei Holzkirchen, war
Pferdehändler. Ebenso wie ihre Brüder kam die junge Amalie früh mit dem
Gesetz in Konflikt. Trotzdem gelang es ihr, zunächst in Deisenhofen, dann in
dem verfallenen Wallfahrtsort Mariabrunn im Bezirk Dachau ein prosperie-
rendes Heilbad zu etablieren. Auf dem Höhepunkt ihrer Wirksamkeit such-
ten sogar Mitglieder des europäischen Hochadels, trotz behördlicher Verbote,
Linderung und Heilung bei ihr. Ihr früher Tod am 24. März 1878 in Maria-
brunn bereitete dem dortigen Kurbetrieb ein abruptes Ende. Anekdoten und
Gerüchte, die sich um die Person der »Doktorbäuerin« rankten, beschäftigen
die Menschen aber bis heute.
Neben Lola Montez und Adele Spitzeder gehört Amalie Hohenester zu den
schillerndsten Frauengestalten der bayerischen Geschichte im 19. Jahrhundert.
Allerdings ist die Quellenlage zu ihrer Biografie dünn und polarisierend. Wäh-
rend ihre Anhänger sie als Wunderheilerin und Menschenfreundin feierten,
stempelten sie Behörden und Ärzteschaft als Scharlatanin ab. Die Wahrheit
wird wohl, wie so oft, in der Mitte liegen. Der vorliegende Band versucht,
dem Spannungsbogen ihrer Biografie in Romanform gerecht zu werden, nicht
ohne die Zeitumstände, in denen »die Hohenester« lebte, aus dem Blick zu ver-
lieren. Viele Motive und Szenen des Romans sind fiktional gestaltet. Der Titel
»Die Pfuscherin« ist zum Beispiel nicht abschätzig gemeint. Er wurde damals
für jeden Heilenden, der keine akademische Ausbildung besaß, verwendet, so
auch für Bader und Naturheilkundige.
Der Autor hat eine persönliche, wenn auch weit zurückliegende Beziehung
zum Thema. Er ist unweit vom Wirkungsort der Hohenester aufgewachsen,
mit den »Stellwägen« seiner Vorfahren wurden Patientinnen und Patienten von
der Lokalbahnstation Röhrmoos zum Heilbad Mariabrunn chauffiert.