Kultur

Buch-Tipp: Der Bayer und seine Eigenheiten

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die bairische Sprache erscheint Außenstehenden oftmals grob und abweisend – ebenso wie der Bayer selbst mit all seinen Eigenheiten und den manchmal skurrilen Formen seines Humors. Dabei verdeckt diese raue Fassade nur die kulturellen und emotionalen Hintergründe der bayerischen Lebensweise. Von der schlecht beleumdeten doppelten Verneinung („nie nicht“) bis zur eigensinnigen Verwendung des Konjunktivs („Es gabad a Leich“). Klaus Grubmüller erklärt im neuen Buch „bairisch gredt – bairisch glebt“ anhand der Besonderheiten der bairischen Sprache die Mentalität der Bayern und räumt dabei mit einigen weit verbreiteten Klischees auf. Abgerundet wird die kleine Kulturgeschichte durch neue Beispiele für einen unerlässlichen Grundwortschatz.

Will der Bayer ausdrücken, dass alles gut ist, dass wegen so einer Lappalie kein Grund zur Aufregung besteht, dann braucht er nicht viele Worte dafür: Ein einfaches Basst reicht in diesen Fällen aus. Höchstens baut er der Gefahr vor, ein wenig barsch zu erscheinen, indem er sich der verbindlicheren Variante Basst scho bedient. Back ma’s ō, dann segn ma’s schō – der sogenannte bayerische Pragmatismus, die Bereitschaft zum Handeln statt des Verharrens im Grübeln und Zergliedern, prägt grundlegend die (alt)bayerische Gemütslage. Aber wenn der Bayer sich nix scheißt, dann heißt das nicht, dass ihm alles egal ist, sondern dass er sich über die möglichen Bedenken hinwegsetzt und ins Risiko geht. Es wird schon gut gehen, eine grundlegend optimistische Lebenseinstellung, für die die Regel gilt: Scheiß da nix, dann feit da nix.

Schnell mal ein Bierchen zischen, kann den Bayern nicht in Versuchung führen. Er liebt nicht den schnellen Reiz, sondern die nachhaltige Befriedigung, nicht die grelle Betriebsamkeit der Bar, sondern die friedvolle Ruhe des Biergartens mit der Aussicht auf die ein oder andere weitere Maß (oder Hoibe), auf an duftigen Leberkās, a Brezn, an Radi. Es ist das abgerundete, die Fülle der Genüsse vereinende Gesamtkunstwerk, das ihn anzieht, für das er Ruhe braucht und sich Zeit nimmt. Die Aussicht darauf bietet der Maßkrug eben eher als das Cocktailglas oder auch, beim Bier, als die rheinische, dem Reagenzglas verdächtig ähnelnde Stange, aus der der Kölner trinkt. Die Fülle bestimmt das Lebensgefühl des Bayern auch sonst: Er mag keine windigen Brezln, sondern eine deftige Brezn, keine rachitischen Würstl, sondern a saftige Wurscht.

Auch in den bayerischen Vornamen spiegeln sich charakteristische Eigenschaften der „Ureinwohner“ wider: ihre Traditionsverbundenheit, ihre störrische Eigenwilligkeit, ihre Lokalbindung. Natürlich heißen Kinder hier auch Chantal oder Leon; das verlangt der Zeitgeist. Aber sie heißen auch, und zwar eher öfter, Xaver oder Benedikt, Baptist oder Korbinian, Pia oder Walli. Einen besonderen Akzent erhält die bayerische Namenspraxis durch ihre Neigung zur Verniedlichung, die vielleicht darauf zurückgeht, dass sich das Leben über Jahrhunderte im vertrauten, heimeligen Umfeld des Dorfs abspielte. So wurde dann eben aus dem Max der Maxi oder aus dem Franz der Franzi. Aber auch kräftigere Umformungen sind möglich und aus dem Sebastian wird der Wastl, aus dem Josef der Sepp, aus der Kreszentia die Zenzl oder aus der Elisabeth die Liesl.

Informationsübersicht:

Text und Bildmaterial: Volk Verlag

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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