Land- & Forstwirtschaft

Brennnessel –  Informationen vom Kräuterweibe Maria Zierer

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Rahmen der Frühjahrs-Kräuterkunde informiert Kräuterweibe Maria Zierer aus Prien-Siegharting über die Brennessel, eine vielfach nutzbare und nützliche Pflanze, die es leicht zu finden gibt.

Die Brennnessel, im Volksmund auch Donnernessel oder lateinisch Urtica dioica (große Brennnessel) bzw. Urica urens (kleine Brennnessel) genannt. Die verwendbare Pflanzenteile sind: Blätter, Samen, Stängel und Wurzel.  Die Brennnessel enthält einen hohen Mineraliengehalt, vor allem Kieselsäure, Kalk, Magnesium, Eisen und Phosphor. Hildegard von Bingen sah in der Brennnessel ein Kraut, das „den Magen reinigt und den Schleim aus ihm wegnimmt“ und Ihrer Meinung nach jeglichen Speisen beigegeben werden sollte. Der Brennnessel wird eine blutreinigende und blutbildende Wirkung nachgesagt. Sie regt den Stoffwechsel an und ist somit auch eine ideale Pflanze für eine Frühjahrskur. Des Weiteren kann Sie bei Hauterkrankungen und Ekzemen und  als unterstützende Behandlung von rheumatischen Beschwerden angewendet werden.

Maria Zierer erinnert sich, wie sie als Kind in die Brennnesseln gefallen ist und weinend zu ihrer Oma lief, die nur sagte:  „Des macht nichts, des is gsund, dann kriegts wenigstens kein Rheuma“.  An diese Worte denkt das Kräueterweibe heute noch jedesmal, wenn sie sich an der Brennnessel brennt.

Brennessel wirken harntreibend, durchspülen die Nieren und helfen  somit Harnsäure auszuscheiden. Die Früchte (Samen) gelten  als Stärkungsmittel. „Eine Kräuterfrau hat mir bei Ihrer Führung erzählt, dass sie die Samen bei dauerhafter Müdigkeit und Erschöpfungszuständen  verwendet.  Außerdem sollen sie auch die Vergesslichkeit mindern. Getrocknete Brennnesselsamen gibt es in der Apotheke. Sollten die Samen wie bei mir ein Kratzen im Gaumen auslösen, einfach diese in einer Pfanne kurz anrösten, dann schmecken sie sogar leicht nussig“ – so ein weiterer Tipp.  Ein anderer Hinweis gilt bei rheumatischen Beschwerden, Hexenschuss und Ischias: hier kann man auch mal die schon früher angewendeten Brennnessel-Peitschungen  versuchen. Dazu einen Bund Brennnesseln einige Tage auf die schmerzenden Stellen peitschen. Wichtig ist, sich danach nicht zu waschen. Soll schon vielmals geholfen haben.

Die Brennnessel ist außerdem ein uraltes Mittel für die Haare. Sie soll gegen Haarausfall wirken, den Haarwuchs fördern und die Haare zum Glänzen bringen. Wer einen Versuch wagen will,  gibt  die Brennnesselblätter in aufgekochtes Wasser, lässt dies zugedeckt mehrere Stunden stehen,  dann abseihen,  mit Apfelessig mischen und in Flaschen abfüllen. Das Ganze letztlich nach der Haarwäsche gut einmassieren. Die jungen Blätter kann man sehr gut als Spinat, Wildgemüse, Omeletts, Teigfüllungen, Knödel zubereiten. „Sie werden verwundert sein wie gut eine Brennnesselbutter oder eine Brennnesselsuppe schmecken kann“ – weiß das Kräuterweibe.

Brennnesseln  kann man auch gut im Garten gegen Schädlinge und zur Düngung einsetzen. Dazu  die Brennneseln sammeln, sie etwas zerkleinern,    in einen  Kübel geben und   Wasser darüber schütten. Dazu ergänzend: „Wenn ich dies gegen Schädlinge (z. B. Kohlweißling) verwenden will, lasse ich diese Brühe nur 1-2 Tage stehen. Nach dem Abgießen besprühe ich die Pflanzen mehrmals hintereinander an einem Tag mit dieser Flüssigkeit.  Wenn ich die Brennnessel als Dünger verwenden will, lasse ich das ganze  3 – 4 Wochen  mit  etwas Biolith, das nach meiner Meinung den starken Geruch etwas mindert, stehen. Gieße die Jauche dann ab, verdünne es noch 1:10 mit Wasser und bringe es um die Pflanzen aus“. Und hier noch ein “uraltes Allheilmittelrezept“ von der Familie Adlmaier aus Oberaudorf, der Brennnesselobstler. Dazu  zwei Hand voll junge Brennnesselblätter vorsichtig waschen, schleudern, in eine Flasche geben, mit ½ Liter Obstler auffüllen und 6 Wochen stehen lassen.

Abschließend erklärt Maria Zierer: „Sollte jemand diese wertvolle Pflanze nicht kennen, sie wachsen in Gruppen, die Stängel zeigen eine vierkantigen Querschnitt auf. Die eiförmigen Blätter stehen gegenständig, sind dunkelgrün und deren Ränder sind gezahnt. Die Blätter sind über und über mit `stechenden` Härchen bedeckt. Diese brechen bei der kleinsten Berührung ab und stechen. Sie hinterlassen dabei ein schmerzhaftes Brennen oder sogar eine Schwellung“.

Bitte beachten, dass bei Ödemen aufgrund eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit die Brennessel  nicht angewendet werden darf.

Fotos: Hötzelsperger – Die Brennessel-Pflanze


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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