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Brandschutz auf der Alm

„Jedes Feuer fängt klein an – ein kleines Feuer lässt sich noch mit den einfachsten Mitteln bekämpfen, man muss nur wissen wie es geht“, erklärte Lindon Pronto vom „Europäischen Forst Institut“ (efi) in Bonn auf der Oberkaser-Alm droben am Geigelstein den Männern und Frauen von den benachbarten Almen, den Männern der Bergwacht und den Führungskräften der Feuerwehr.

Er stellte seinen Zuhörern das vom Bund geförderte Projekt zum Thema Waldbrand („Waldbrand-Klima-Resilienz“ kurz WKR) vor, das im Jahr 2020 begonnen hat, „um international vorliegendes Wissen verständlich für die deutsche Praxis bereitstellen und Bewusstsein schaffen, dass Waldbewirtschaftung und Waldbrandbekämpfung nur zusammen zielführend ist, im Sinne eines proaktiven und integrierten Waldbrandmanagements“, so der umständliche Titel.

Die Almbauern kamen auf die Sulzing Alm zum Schwenden, also zum Entbuschen der Weideflächen. Schließlich sollen die Almflächen erhalten bleiben – wohin aber mit dem gerodeten Material? Seit altersher werden Äste, Zweige und Gestrüpp zu großen Haufen zusammengetragen und auf freiem Feld angezündet. Unter Aufsicht verbrennen diese Daxenhaufen und am Abend zeugt nur noch eine schwarze Stelle auf der Alm von dem Feuer tagsüber. Pronto führte den Almleuten vor, wie man eine solche Feuerstelle vorbereiten kann, wie ein Überspringen der Flammen auf den Almboden mit einfachen Maßnahmen verhindert werden kann und damit die Entstehung eines Flächen- oder Waldbrandes am Berg. Und sollte doch einmal etwas außer Kontrolle geraten: „Es ist wichtig, bei einem Kleinbrand oder einem Entstehungsbrand im Gelände so schnell wie möglich zu handeln und mit den Löscharbeiten zu beginnen. Rucksackspritze und Feuerpatsche tun hier gute Dienste. Damit lässt sich Zeit gewinnen, bis jemand kommt, der es besser kann und der besser für den Kampf gegen das Feuer ausgerüstet ist, sei es ein geländegängiges Löschfahrzeug oder ein Hubschrauber“. Lindon Pronto weiß wovon er spricht, er war sieben Jahre für die kalifornische Forstbehörde als Firefighter in brennenden Wäldern unterwegs und später lange Zeit als Berater bei Waldbränden in der halben Welt tätig. Jetzt organisiert er in einem vom Bund geförderten Projekt den internationalen Wissensaustausch über Waldbrände („Waldbrand-Klima-Resilienz“ kurz WKR), vermittelt theoretisches Wissen über den Gebrauch des Feuers und bildet Ersthelfer und Einsatzkräfte im Umgang mit Kleinlöschgeräten aus. Da er seit einiger Zeit in Sachrang wohnt, kümmerte er sich so ganz nebenbei um die Entstehung und Bekämpfung von Waldbränden auf den Bergen im Chiemgau. Die allerersten Einsatzkräfte im Gebirge sind die Almbauern oder Hüttenwirte, die entstehende Brände unter Kontrolle halten sollen, bis die Einsatzkräfte der Feuerwehren mit schwerem Gerät heran sind. „Wir können ein Feuer nicht einfach einmal brennen lassen und darauf hoffen, dass es irgendwann von selbst ausgeht. Wir haben vergessen, wie man mit Feuer umgeht“, sagt Pronto. „Der fortschreitende Klimawandel, Hitzewellen, wochenlange Dürreperioden, extreme Wetterlagen – all das lässt die Waldbrandgefahr steigen“. Das Europäische Forstinstitut hat den Chiemgau als Demonstrationsregion für die Waldbrandbekämpfung im Gebirge ausgesucht, sagt Lindon Pronto, zu den Kooperationspartnern zählen neben den Feuerwehren auch die Bergwacht sowie die vom Freistaat zum Kompetenzzentrum für Waldbrandbekämpfung erklärte Feuerwehrschule in Regensburg und die dortige Technische Hochschule.

Neben diesen Schulungen, hat das WKR-Projekt auch Handwerkszeug und Löschrucksäcke für sechs Almhütten in der Region beschafft. „Mit dieser Ausrüstung möchten wir Landwirten das Bewusstsein und die Werkzeuge vermitteln, um sowohl Daxenfeuer als auch ungeplante Waldbrände in jedem Fall sicher, schnell und effektiv löschen zu können. Dadurch sollen die kostspieligen und ressourcenintensiven Bemühungen von Bergwacht und Feuerwehr vermieden werden, unnötig auf einen Schwelbrand zu reagieren, der eigentlich geplant und legal durchgeführt wurde; vor allem sollen keine Kräfte unnötig gebunden werden, wenn sie anderswo bei einem schweren Unfall zum Einsatz kommen müssten“.

Bei einer praktischen Übung an der Sachranger Kirchleite führte Pronto die einzelnen Gerätschaften vor und erläuterte der Sachranger Feuerwehr und der Bergwacht sein Konzept. Kommandant Stefan Singhartinger und seine Feuerwehrleute informierten sich, dazu auch Kreisbrandrat Richard Schrank aus Rosenheim und einige Kreisbrandmeister und –inspektoren aus der Region. Viele unter ihnen erinnern sich noch an den Waldbrand am Schwarzenberg oder den Flächenbrand in der Nicklheimer filze.

Im Landkreis Rosenheim ist vieles bereits geregelt: der Landkreis hat schon seit geraumer Zeit ein Online-Portal eingerichtet, um die dauernden Fehlalarme zu reduzieren. Daxenfeuer, wie das nach dem Schwenden am Geigelstein können hier angemeldet werden und sind damit der Rettungsleitstelle und den Einsatzkräften bekannt.

Beim Bergwachtfest übergab Lindon Pronto im Beisein von Bürgermeister Simon Frank sowie den beiden Feuerwehrkommandanten von Aschau und Sachrang Tobias Brinkmann und Stefan Singhartinger die Brand-Bekämpfungs-Ausrüstungen an die Bergbauern Max Pfaffinger jr. aus Ausserwald, Almbauer auf der Auer- und Tristmalnalm am Spitzstein, Wast Pertl aus Innerwald, Almbauer der Sulzingalm am Geigelstein, Martina Bauer aus Stein, Sennerin auf der Steinlingalm an der Kampenwand und Andreas Schmid aus Aschau, Almbauer auf der Elandalm. Weitere Sätze werden Sepp Gröbmayer, Almbauer von der Rossalm am Geigelstein, die Almbauern von der Hofbauernalm und die Bayerischen Staatsforsten erhalten. Die Übergabe soll erst der Anfang in dem Demonstrationsgebiet im Priental sein und es werden sicher noch weitere solche Sätze organisiert und verteilt.

Bericht: Heinrich Rehberg – Fotos: privat

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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