Rund zehn Millionen Hunde gibt es in Deutschland – und es werden immer mehr. Gerade in Zeiten von Corona boomt die Nachfrage. Aber warum zahlen wir für Hundewelpen vierstellige Beträge, kaufen vom Futter nur das Beste, verzichten auf Fernreisen, begleichen astronomische Tierarztrechnungen und pflegen vielleicht auch noch jahrelang ein Hundegrab für ein vierbeiniges Familienmitglied?
Der BR-Autor Ralph-Jürgen Schoenheinz zog selbst wegen eines Golden Retrievers von München aufs Land – der Anlass für seinen Film „Hundeliebe“: In der Reihe „natur exclusiv“, am Mittwoch, 22. Dezember 2021, um 20.15 Uhr im BR Fernsehen.
Damit der von seiner neuen Lebenspartnerin über alles geliebte Golden Retriever Luna keine Treppen steigen muss, einfach im Garten Gassi gehen kann und keinen Vermieter verärgert, gab BR-Filmautor Ralph-Jürgen Schoenheinz seine geräumige Münchner Altstadtwohnung auf und zog aufs Land. Sein unfreiwilliger Umzug ins Grüne bewog den Autor, einen Film über die Liebe des Menschen zum Hund zu machen.
Er beginnt seine Reise bei Maria Neukäufer, einer Züchterin von Golden Retrievern: Zwei Monate wächst Welpe Lotte auf, dann bekommt sie ein neues Zuhause. Eine quirlige Familie mit vier Jungen bekommt den Zuschlag. Die Kinder versprechen hoch und heilig, sich um den Hund täglich zu kümmern, die Sorge für Lotte zu übernehmen.
Das Filmteam ist bei Lottes Geburt dabei und auch, wenn ein alter, geliebter Hund auf dem Tierfriedhof beerdigt wird, wie Bully Carlos im Kinderwagen spazieren geführt wird, und wie die querschnittsgelähmte Hündin Maja im Rollstuhl plötzlich losrennt. Mitgefiebert wird bei Alexander auf der Suche nach seiner vermissten, scheuen Mila, und das Filmteam beobachtet „Anfallswarnhund“ Sarabi, wie er sein junges Frauchen vor Panikattacken im Supermarkt bewahrt.
Hunde beschützen uns vor Einsamkeit, helfen uns, von anderen bewundert zu werden, leben stellvertretend unsere eigenen Wünsche aus und ersetzen zuweilen sogar Kinder oder Partnerin oder Partner. Dr. Rainer Wohlfahrt, Humanpsychologe und Buchautor, sieht den Hund als „Sozialparasit“: Wie konnte es der Hund schaffen, den Menschen überhaupt dazu zu bringen, ihn bei sich wohnen zu lassen, zu hätscheln, ärztlich hochqualifiziert zu versorgen und ihn auch noch durchzufüttern? Auch dieser Frage geht der Film „Hundeliebe“ nach.
Text und Foto: Bayerischer Rundfunk