Das Sommerferienprogramm im Jahr 2005 hat das Leben von Katharina Bauer nachhaltig beeinflusst und verändert. Damals bekam sie als Zehnjährige bei den Bogenschützen der BSG Raubling zwei Tage lang einen Einblick in den Sport. Mit mäßigem Erfolg. „Besonders gut war ich damals nicht“, sagt sie lächelnd. Aber ehrgeizig und fleißig. Denn sie wollte unbedingt die Mitte der Scheibe treffen. Also ging sie auch nach den Sommerferien wieder bei den Schnupperkursen der Bogenschützen vorbei und übte und übte. Bis es irgendwann einmal geklappt hat. „Zusätzlich zu den normalen Trainingsstunden war ich jeden Tag auf dem Schießplatz und habe Pfeile geschossen.“ Sie wurde immer treffsicherer und entwickelte sich unter dem damaligen Trainer Martin Winkler zu einer echten Nachwuchshoffnung in diesem Sport. „2009 hatte ich dann erstmals gute Trainings- und Wettkampfergebnisse und 2010 war ich dann im Jugendnationalteam“, sagt sie.
Mittlerweile hat sich die Raublingerin mit ihrem olympischen Recurve-Bogen ganz nach oben geschossen – sie wurde mehrmals Deutsche Meisterin, gewann einige Medaillen bei Weltcup-Wettbewerben und steht inzwischen auf Platz zwei der Weltrangliste. So weit oben war noch keine deutsche Bogenschützin.
Dass sich Katharina Bauer so gut entwickeln konnte, liegt auch an der Philosophie der BSG Raubling: „Dem Talent eine Chance“. Dass dies im Verein gelebt wird, belegt Katharinas Trainer und Vereinsvorstand Georg Holzner stolz mit den Ergebnissen der Raublinger Bogenschützen. „Wir haben bei den jüngsten oberbayerischen Meisterschaften mit 23 Startern 16 Medaillen geholt, bei den bayerischen Meisterschaften fünf – obwohl einige sichere Medaillenkandidaten, wie die Katharina, gar nicht dabei waren.“
Dass die BSG zudem der erfolgreichste deutsche Verein im Nachwuchsbereich ist, zeigt, dass sie hier in Raubling auf dem richtigen Weg sind. Trotz dem Spaß am Sport wird auch der Leistungsgedanke gelebt. Wer will, kann es mit Hilfe des Vereins weit bringen. Das spricht sich herum und Georg Holzner gesteht: „Wir haben zurzeit eine höhere Nachfrage an Interessenten, als wir bedienen können. Deshalb treffen wir schon im Nachwuchsbereich eine leistungsbezogene Auswahl.“ Um eine noch höhere Anzahl von Bogenschützen optimal betreuen zu können, sind die Verantwortlichen stets auf der Suche nach guten Trainern. Was nicht so einfach ist, da dies eine ehrenamtliche Tätigkeit ist. Deshalb werden schon talentierte Nachwuchsschützen immer wieder auf Trainerkurse mitgenommen. Was einen weiteren Vorteil für die Jugendlichen hat: „Wer Schießen lehren kann, der hat es verstanden“, sagt Holzner.
Um Leute wie Katharina Bauer auf ein noch höheres Level zu bringen, lässt sich der Trainer immer wieder etwas einfallen. So hatte er die Idee, dass Katharina bei Weltrekordversuchen live im Fernsehen teilnimmt. Katharina ließ im ZDF-Fernsehgarten schon über 100 Luftballons mit Pfeil und Bogen platzen, und sie öffnete in einer weiteren Sendung mit gezielten Schüssen innerhalb von drei Minuten mehrere Flaschen mit Bügelverschluss. „Das macht erstens Spaß und ist zweitens ein gutes Training, um seine Nerven in den Griff zu bekommen“, berichtet sie. Ohnehin sei auf ihrem Level der Erfolg zu 90 Prozent mentaler Natur, sagt Georg Holzner. „Schießen können die alle.“ Im Trainingsplan von Katharina Bauer stehen beispielsweise bis zu 1.500 abgeschossene Pfeile pro Woche. Der Rest besteht aus psychologischem Training sowie Kraft- und Stabilitätsübungen.
Damit die Erfolgskurve von Katharina Bauer auch in den kommenden Jahren nach oben zeigt, hat die ehrgeizige Sportlerin aus Raubling am Ende noch eine Bitte: „Ich suche für das Wintertraining von November bis März in der Region noch eine Halle von mindestens 70 Metern Länge, in der ich Schießübungen machen kann. Alles, was näher als München liegt, ist gut.“ Und ihren Worten ist zu vernehmen, dass sie in Sachen Erfolg noch einige Pfeile im Köcher hat.
Text: af – Bilder: BSG Raubling
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de