Natur & Umwelt

Blütenpracht in der Ökoregion Waging-Rupertiwinkel

Die bayerische Wiesenmeisterschaft wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) seit 2009 gemeinsam in jeweils einer anderen Region Bayerns ausgerichtet. Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden. Die inzwischen elfte Ausgabe des Wettbewerbs findet in der Ökoregion Waging-Rupertiwinkel statt, insgesamt 23 Landwirte haben sich mit ihren Wiesen angemeldet. Bei der Juryrundfahrt besucht jetzt die Fachjury die schönsten Wiesen und bestimmt die Sieger.

Alle Wiesen sind ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet worden. Nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch der Futterertrag und der kulturlandschaftliche Wert wurden dazu vor Ort erfasst. Aus der erreichten Punktezahl wurden jetzt die besten sechs Betriebe ermittelt.

Jurybegehung und Preisverleihung

Die Fachjury besichtigt jetzt die sechs schönsten Wiesen und entscheidet über die ersten drei Preisträger.  Die zwei bestplatzierten Betriebe gewinnen Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 Euro bzw. 300 Euro, alle weiteren beteiligten Betriebe erhalten attraktive Geld- oder Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerorganisationen bereitgestellt wurden.

Die Platzierung der Betriebe wird aber erst bei einer Festveranstaltung von 10.30-14.00 Uhr am 23. September im Braugasthof Alte Post Teisendorf bekanntgegeben. Dort werden u.a. auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, LfL-Präsident Stefan Sedlmayer und die stellvertretende Landesvorsitzende des BN Beate Rutkowski dabei sein.

In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit. Diese sind: Eliane Travers, Regierung von Oberbayern, Höhere Naturschutzbehörde, Alfons Leitenbacher, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, Maria und Georg Kurz, Landwirte aus dem Landkreis Mühldorf, Marlene Berger Stöckl, Managerin der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel, Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising und Annemarie Räder, BUND Naturschutz in Bayern, Regionalreferentin für Oberbayern, München.

Artenreiche Wiesen wichtig für die Artenvielfalt

Extensiv genutzte Wiesen mit geringer Düngung und später ein- bis zweimaliger Mahd gehören zu den artenreichsten Biotoptypen in Bayern. Von den ca. 2.700 in Bayern heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommt die Hälfte auf Dauergrünlandflächen vor. 53 Prozent davon sind nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in ihrem Fortbestand bedroht. Von den Wiesenblumen abhängig ist auch eine Vielzahl von Insekten, wie z.B. Wildbienen. Eine überdurchschnittlich stark gefährdete Tiergruppe sind auch die Tagfalter, von denen in Bayern 59% bedroht sind. Viele davon bewohnen die artenreichen Wiesen.

Diese wertvollen Wiesen und Weiden sind stark gefährdet, weil sich die Mühen für die Landwirte kaum lohnen. Das magere Futter ist nur schwierig in der heutigen leistungsbetonten Tierhaltung zu verwenden. Die Wiesenmeisterschaft zeichnet daher Landwirte aus, die das Kulturerbe bunter Blumenwiesen heute noch in vorbildlicher Weise pflegen und nutzen.

Artenreiche Wiesen brauchen gute Förderung

„Eine attraktive Förderung ist wichtig und muss weiter sichergestellt werden, denn die Landwirte verzichten durch die spätere Mahd und die geringe Düngung auf Ertrag und müssen mehr Zeit aufwenden, um z.B. steile Hanglagen zu mähen“, so Beate Rutkowski, stellvertretende Landesvorsitzende des BN. „Wiederkäuer sind aus Sicht des Naturschutzes sehr wichtig für Ernährung, Klima und Artenschutz. Rinderhaltung auf Basis von Grünfutter liefert Milch und Fleisch guter Qualität, und ist wichtig für eine klimaschonende Ernährung der Zukunft. Denn Kühe, die ohne Kraftfutter ernährt werden, sind keine Nahrungskonkurrenten für den Menschen, gleichzeitig haben Wiesenböden einen hohen Humusgehalt, in dem auch Kohlenstoff gebunden ist“, ergänzt Annemarie Räder, BN Regionalreferentin für Oberbayern.

Durch die Ausbildung der Ansprechpartner für die Wildlebensraumberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten trägt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zur verbesserten Beratung der Landwirte bei. „Sie unterstützt Landwirte beispielsweise bei der ergebnisorientierten Grünlandnutzung, die künftig über Ökoregelungen angeboten werden soll. Dabei sind die Landwirte nicht an strikte Mahdzeitpunkte oder Düngeverbote gebunden, sondern die Artenvielfalt wird über den Nachweis von vier Kennarten direkt honoriert“, erläutert Dr. Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie der LfL.

Überblick über die insgesamt beteiligten Betriebe

In der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel haben sich 23 Betriebe an der Wiesenmeisterschaft beteiligt.

Davon halten fünf Betriebe Milchvieh, fünf sind Mutterkuhhalter und vier Rindermastbetriebe. Hinzu kommen sechs Betriebe, die Pferdeheu produzieren bzw. abgeben, zwei Pensionsviehhalter und ein Schafhalter.

Sechs Betriebe wirtschaften im Vollerwerb, und siebzehn sind Nebenerwerbsbetriebe. Zwölf Betriebe wirtschaften ökologisch.

Text und Bilder: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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