Leitartikel

Blick in die Priener Geschichte – Markt-Erhebung am 3. Juni 1897

125 Jahre ist es her, dass die Gemeinde Prien im Prinzregentenjahr 1897 juristisch  den Titel „Markt“ verliehen bekommen hat. Damit war Prien amtlich eine Marktgemeinde mit Wochenmärkten, mit Handel und Wandel. Doch die Geschichte Priens geht noch viel weiter zurück, erste Besiedelungen lassen sich auf die Zeiten der Kelten und Römer zurückführen.

Nach Niederschriften von Kreisheimatpfleger und Museumsleiter Karl J. Aß hat sich Prien wie folgt entwickelt: „Prien ist die späteste Ortsgründung im Chiemgau und erhielt seinen Namen vom gleichnamigen Fluss. Dessen Name leitet sich vom keltischen Wort „Brigenna“ ab, was so viel wie „Die aus den Bergen kommende“ (Bergfluß) bedeutet. Die Gründung Priens ist in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts, als Verwaltungs- und Gerichtsort des bedeutenden Geschlechts der Grafen von Falkenstein, festzumachen. (Seit 1958 wird –historisch nicht belegt- das Jahr 1158 als Gründungsjahr angenommen und gefeiert.) Die drei Lebenspfeiler Priens waren über die Jahrhunderte: Der Gerichtssitz, die Jahr- und Wochenmärkte sowie der Pfarrsitz. Ganz wesentlich für die Entwicklung des Marktes war die Bestätigung der Gerichtsschranne im Jahr 1331 durch Kaiser Ludwig den Bayern.  Der –heute noch abgehaltene- Katharinenmarkt ist erstmals 1438 dokumentiert und zählt damit zu den ältesten nachweisbaren Märkten Altbayerns. Die Märkte bildeten das wirtschaftliche Rückgrat Priens und begünstigten, ja verlangten die Ansässigmachung von Handwerkern, deren Häuser noch heute das Erscheinungsbilder des Ortes ausmachen.  Beim heutigen Bauernhof „Moar z´ Bruck“ bestand -wohl bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.- ein römischer Gutshof, eine „Villa Rustica“, die durch Grabungen erschlossen werden konnte, die jedoch nicht als Vorläufersiedlung von Prien angesprochen werden darf. Die heute zu Prien gehörigen Ortsteile Bruck (um 924 erwähnt), Trautersdorf (erstmals genannt 735) und Ernsdorf (genannt um 960) sind im Gegensatz zum Handwerkerort Prien, als bäuerliche Siedelungen wesentlich älter. Der Ortsteil „Am Gries“ entstand erst langsam ab 1400 als Erweiterung des alten Ortskerns“.

Genehmigung der Markterhebung 1897 durch Prinzregent Luitpold

Am 2. April 1896 sandte der damalige Priener Bürgermeister Johann Wagner folgendes Bittschreiben an die Bayerische Regierung: Allerdurchlautigster Prinz und REGENT, allergnädigster Regent und Herr! Alleruntertänigste Bitte des Unterfertigten um die Verleihung der Bezeichnung „Markt“ für die Ortschaft Prien betreffend.

Vor hundert Jahren (also ca. im Jahr 1.800) zählte Prien nur 242 Einwohner, während die Seelenzahl im Laufe dieser Zeit auf 1.866 angewachsen ist und doch hat Prien, wie aus dem vom königlichen Professor Dr. Wilhelm Goetz verfassten geographisch-historischen Handbuche von Bayern Bd. 1 Seite 389 und 390 zu entnehmen ist, bereits im Jahre 1501 die Bezeichnung „Markt“ geführt. Ebenso ist diese Bezeichnung nach der vom königlichen Kreis-Archiv von Oberbayern mitgeteilten Entschließung vom 25. Mai 1895 No. 295 b bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts – also dreihundert Jahre hindurch – nachgewiesen und fortgeführt worden. Die Bezeichnung Pfarrdorf datiert demnach erst seit Anfang dieses Jahrhunderts. Aus all diesen Erwägungen und in Vollzug des Verwaltungsbeschlusses vom Heutigen wage ich es  Eure Koenigliche Hoheit  allerehrfurchtsvollst zu bitten: „Allerhöchstdieselben wollen allergnädigst  geruhen, der Ortschaft Prien die Bezeichnung `Markt`zu verleihen. In tiefster Ehrfurcht Eurer Koeniglichen Hoheit. Prien, den 2. April 1896 allerunterthänigster und gehorsamster Wagner Johann, Bürgermeister“.

Eine Urkunde mit der Nummer 11362, gezeichnet von Prinzregent Luitpold erfüllte dann den Priener Wunsch, dabei hieß es: „Im Namen ect. ect. Luitpold ect. ect. Regent: Wir finden Uns Alleröchst bewogen, auf das allerunterthänigste Gesuch der Gemeindeverwaltung Prien, Bezirksamt Rosenheim, allergnädigst zu genehmigen, dass das Pfarrdorf Prien fortan die Bezeichnung `Markt` führe. Hiernach habt ihr unter Rückempfang der Randberichtsvorlage vom 13. Mai des Jahres das Weitere zu verfügen. München, den 3ten Juni 1897“.

Die Priener Einwohnerzahlen entwickelten sich:

Laut den Priener Rathaus-Zahlen gab es im Jahr 1840 genau 1.253 Einwohner, die erste Volkszählung im Jahr 1871 ergab 1.596 Einwohner und in der Erhebungsurkunde des Jahres 1897 sind 1.866 Einwohner angegeben. Erstmals über 5.000 Einwohner gab es bei der Volkszählung 1950 und im Juni 2001 ergaben die Zählungen 10.099 Einwohner. Seither ist die Anzahl klein, aber stetig gewachsen, die jüngste Einwohnerzahl von 10.872 datiert vom Dezember 2020.

Das Priener Wappen

Mit der Erhebung des bisherigen Dorfes Prien zur „Marktgemeinde“ am 3. Juni 1897 wird Prien auch ein Wappen verliehen, das wie folgt beschrieben werden kann: „In Silber auf grünem Boden die Heilige Katharina, gekrönt, in rotem Gewand mit blauem Mantel, die Rechte stützt sie auf einem blauen Schild, darin auf goldenem Dreiberg ein goldener Falke steht; in der Linken hält sie ein gesenktes Schwert, zu ihren Füßen das zerbrochene Rad“.

Festprogramm 125 Jahre Markterhebung Prien a. Chiemsee

Das Priener Markterhebungsjubiläum wird mit einer kleinen Festwoche im Festzelt am Hohertinger Weg gefeiert, den Auftakt bildet der Bieranstich mit der Priener Blaskapelle am Donnerstag, 23. Juni. Es folgen am Freitag, 24. Juni ein Bier- und Weinfest mit der „Anzwies-Muse“ und mit der österreichischen Kapelle „Schnopsidee“, am Samstag, 25. Juni ab 10 Uhr ein Bulldogtreffen und am Abends ein Gastspiel der Kapelle „Cubaboarisch 2.0“, am Sonntag, 26. Juni ein Ökumenischer Gottesdienst um 10 Uhr mit anschließendem Festzug und abends dann das Vereinspreisplatteln mit Dirndldrahn des Priener Trachtenvereins sowie abschließend am Montag, 27. Juni ein Kesselfleischessen mit der Wildenwarter Blaskapelle. Am Samstag und Sonntag finden zudem Trachten- und Warenmärkte im Ortszentrum sowie im Haus des Gastes statt.

Weitere Informationen unter www.prien.de.

Fotos und Repros: Hötzelsperger

Anhang:


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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