Kultur

Blick in die musikalische Gemeinde Riedering

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Gemeinde Riedering ist reich an Geschichte und Geschichten. Bis zur ersten urkundlichen Erwähnung als „Hrodheringas“ im Jahr 788 reichen die Aufzeichnungen für den ursprünglich keltisch gegründeten Ort zurück. Später gehörte der Ort zur Hofmark Neubeuern unter den Freiherren von Thurn und den Grafen von Preysing. Die Urpfarrei Riedering unterstand Mitte des 12. Jahrhunderts dem Kloster Herrenchiemsee. Riedering wurde 1818 im Zuge der Verwaltungsreform in Bayern eine selbstständige politische Gemeinde, die nicht nur reich an Geschichte, sondern auch reich an Musik- und Gesangs-Kultur ist.

Einen Grundstein für die Bekanntheit von Riedering innerhalb von Volksmusikfreunden legten die Riederinger Sänger. Diese Gruppe war schon in den 1930er Jahren als „Riederinger Buam“ im Umfeld des Volksmusiksammlers Kiem Paulil bekannt. Für Christoph Vodermaier, seit Mai 2020 Bürgermeister der Simssee-Gemeinde, ist der Rückblick  etwas Besonderes, denn einer der Gründungsmitglieder der Riederinger Sänger war der Bruder von seinem Opa. Dies war Josef Vodermaier, der „Reindl Sepp“, der das Gesangs-Quartett mit den drei Staber (Huagl) Brüdern komplettierte. Einen weiteren Grundstein für die bis heute anhaltende Volksmusik-Qualität in der Gemeinde Riedering legte Annette Thoma, die nach ihrer Eheschließung mit dem Maler Emil Thoma in Riedering lebte. Sie beschäftigte sich besonders mit der Pflege des geistlichen Volkslieds und   ist als die Schöpferin der „Deutschen Bauernmesse“ bekannt. Auch sie war eng mit dem Kiem Pauli in Verbindung, von ihrem Schaffen profitierten die Riederinger Sänger. Annette Thoma ist Ehrenbürgerin der Gemeinde,  nach ihr ist in der Gemeinde Riedering die Grundschule benannt.

All die Gruppen und Solisten aufzuzählen, die sich in den letzten Jahrzehnten bis zur Gegenwart in Riedering und in der vormals selbstständigen Gemeinde Söllhuben mit Musik und Gesang erfolgreich entwickelt haben, ist schwierig, ohne Jemand zu vergessen. Dabei reicht die musikalische Bandbreite von Popmusik über moderne Volksmusik bis zu traditionellen Weisen. Die Riederinger Trachtenkapelle und die   Riederinger Musikanten (vormals die Jungen Riederinger Musikanten) sind auf jeden Fall ein Aushängeschild der Gemeinde. Ihre auch internationalen Auftritte sind und waren eine Visitenkarte für den Heimatort. Bereits vor 20 Jahren waren Riederinger Blasmusikanten in der Bundeshauptstadt Berlin unterwegs, um für die Simssee-Region Reklame zu machen. Viele Jahre waren sie unter der Leitung von Siegfried Stuhlmüller auch auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin für den Freistaat Bayern im Einsatz.  „Für uns ist das normal, dass wir in der Gemeinde und in den verschiedenen Ortsteilen viele Musik- und Gesangs-Aktivitäten im weltlichen und kirchlichen Bereich haben, wir sind so aufgewachsen, aber wenn wir das Kultur-Angebot genau anschauen, dann haben wir schon eine überaus starke Vielfalt und Qualität, wenn es um Blas- und Volksmusik geht“ – so Bürgermeister Christoph Vodermaier. Ganz in diesem Sinne war es im Jahr 2003 kein Zufall, dass die Hanns-Seidl-Stiftung beim „Tag der Volksmusik“ in Wildbad Kreuth den Riederinger Sängern und Sepp Staber den Kulturpreis verlieh.

Welches musikalisches und öffentliches Veranstaltungsangebot heuer der Riederinger Bevölkerung und den Gästen geboten wird, kann derzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht genau gesagt werden. Aber die Hoffnung ist, dass -wie im Vorjahr-  im Sommer am Tinninger See wieder einige Konzerte in der Reihe „Musikalischer August“ durchgeführt werden können. Veranstalter und Gastgeber wäre wieder der örtliche Trachtenverein „Almengrün“ Riedering. Eine weitere musikalische Besonderheit in der Gemeinde Riedering sind die seit vielen Jahren aus dem Söllhubener Gasthaus Hirzinger gesendeten „Wirtshaus-Musikanten“ des Bayerischen Fernsehens. Weit über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus bekannt ist Riedering auch durch das von Elfriede Ringsgwandl geleitete Theaterzelt Riedering mit den Stücken Himmegugga, Gsindlkind, Zigeunerbaron und Elias.   Auf ein neues Theaterstück der ausgezeichneten Autorin, Regisseurin und Schauspielerin dürfen wir uns jedenfalls jetzt schon freuen.

Fotos: Hötzelsperger – Vor 20 Jahren: Riederinger Blasmusikanten in Berlin unterwegs

  1. 2007 bei der 100-Jahr-Feier des Riederinger Trachtenvereins: Ross-Liebe
  2. Bürgermeister Christoph Vodermaier

Foto: Rainer Nitzsche: 2017 Rosserer-Tag in Riedering

Fotos und Repros: Gemeinde Riedering: Blick auf Kirche Neukirchen mit Simssee – Riederinger Sänger

Beitrag entstand in Kooperation mit dem neuen Wendelstein Anzeiger – wwww.wendelstein-anzeiger.de

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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