Brauchtum

Gaufest in Bad Feilnbach – Bericht und weitere Bilder

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

An Gottes Segen ist alles gelegen“ – mit diesen Worten von Pfarrer Ernst Kögler beim Feldgottesdienst machte dieser auf die treue Verbundenheit der Trachtler zum christlichen Glauben an Gott aufmerksam. Ideale Wetter- und Organisations-Voraussetzungen trugen dazu bei, dass Gottes reicher Segen für ein Bilderbuch-Gaufest des Gauverbandes I beim Trachtenverein „D´Jenbachtaler“ in Bad Feilnbach sorgte. Doch der Orts-Geistliche hatte nicht nur die Fest-Freude und Glaubens-Treue auf der Zunge, sondern auch die Zukunft im Visier als er die große Trachtler-Gemeinschaft bat, sie möge zu relevanten, aktuellen und gesellschaftspolitischen Themen ihre Stimme zu erheben. Konkret wandte sich Pfarrer Kögler an die Trachtler ob des jüngsten Politiker-Beschlusses zur „Ehe für Alle“.

Ehe sich die 117 Trachtenvereine des Gauverbandes I mit den Ortsvereinen, Fahnenabordnungen und Musikkapellen von den drei Kirner-Festzelten auf den Weg durch den geschmückten Ort zur Gottesdienst-Feier machten, hieß Festleiter Sebastian Gasteiger am morgen die Trachtler und Gäste zum „Gaufest dahoam“ willkommen. „Wir sind in unserer 125jährigen Vereinsgeschichte zum sechsten Mal Gastgeber vom Gauverband, das macht uns stolz und das lässt uns mit Dankbarkeit an den Vereins- und Gau-Gründer Franz-Xayer Huber („Vater der Trachtensache“) erinnern“, so der Festleiter, der ebenso wie später beim Gottesdienst Gauvorstand Peter Eicher mit anerkennenden Worten feststellte, dass in den 125 Jahren des Bad Feilnbacher Vereinsbestehens dieser 105 Jahre lang mit seinen Mitgliedern in der Vorstandschaft vom Gauverband I vertreten war. Eine Vielzahl von Ehrengästen war nach Bad Feilnbach gekommen, unter ihnen waren Ilse Aigner als stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin, Schirmherr und Bürgermeister Hans Hofer, MdB Daniela Ludwig, MdL Otto Lederer und MdL Klaus Stöttner, MdL a. D. Annemarie Biechl, die Bezirksräte Josef Bichler, Sebastian Friesinger und Günter Wunsam, Bundesbank-Vizepräsident a.D. Prof. Dr. Christoph Zeitler, Landrat Wolfgang Berthaler, die Bayernbund-Landesvorsitzenden Adolf Dinglreiter und Christian Glas, Marisa Steegmüller von der Flötzinger Brauerei, Landesvorsitzenden Max Bertl vom Bayerischen Trachtenverband sowie Abordnungen der Gauverbände Chiemgau-Alpenverband, Bayerischen Inngau-Trachtenverband, Oberlandler Gauverband und Gau München und Umgebung.

Kritische Predigt von Ortspfarrer Ernst Kögler zur „Ehe für Alle“

„Möge uns  Gottes weises Walten Heimat, Tracht und Sitt erhalten“ – so Pfarrer Kögler zu Beginn des Gottesdienstes, der blasmusikalisch von der Musikkapelle Bad Feilnbach mit der Jubiläums-Messe von Alois Schmidt gestaltet wurde. Und weiters sagte der Geistliche: „Der gute Samen Gottes kann nur gedeihen, wenn die Bodenbeschaffenheit in Ordnung ist – und der Boden sind wir selbst. Trachtenvereine und auch andere Vereine sind wichtig für die Jugend, die gut zu stabilen Persönlichkeiten heranwachsen, ganz im Sinne des Wahlspruches Treu dem guten alten Brauch“. Doch -so Pfarrer Kögler- wächst nicht nur der Samen Gottes, sondern auch unguter Samen, zum Beispiel durch den Bundestags-Beschluss für die Ehe für Alle. „Die Familie ist das Rückrat für die Trachtenvereine, müssen sich diese nicht dann auch melden, wenn die Politik Gesetze verabschiedet, die der Selbstverständlichkeit der natürlichen Familie den Boden entzieht?“. Weiters führte der Prediger aus, dass bereits 1948 in der Menschenrechtsverordnung der Vereinten Nationen festgehalten ist, dass Kinder nicht dem Staat, sondern den Eltern gehören und so forderte er, dass Familien wieder mehr Lobby bekommen. Dem Aufruf von Papst Franziskus, nüchtern und wachsam zu bleiben fügte Pfarrer Kögler noch hinzu, dass Trachtler nicht nur Platteln und Dirndldrahn können sollen. „Das ist zu wenig, Ihr müsst zur Bewusstseinsbildung beitragen, die Augen öffnen, das Leben selbst bestimmen und Euch wenn es erforderlich ist auch einmischen in das öffentliche und gesellschaftliche Leben“ – so der Prediger.

Seit 50 Jahren Patenschaft der Jenbachtaler für Gaustandarte

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde daran erinnert, dass vor 50 Jahren der Trachtenverein „D´Jenbachtaler“ Bad Feilnbach Pate war bei der Anschaffung der Gaustandarte. Das damalige Trachtendirndl Annemarie Gasteiger (heute Biechl und ehemalige Landesbäuerin) trug nochmals ihren damaligen Prolog vor und übergab zusammen mit der Dirndlvertreterin Maria Müllauer ein neues Patenband für die Gaustandarte. Tamara McCuish als Mitglied der Vorstandschaft vom Gauverband I überreichte ihrerseits ein Fahnenband für die Fahne des Festvereins. In seinen Dankesworten nach Abschluss des Gottesdienstes bezeichnete Gauvorstand Peter Eicher das Gaufest als den absoluten Höhepunkt im Jahresgeschehen und als friedliche Demonstration für Heimatliebe von Jung und Alt. „Erinnern wir uns der uns gestellten Aufgaben und der guten Sitten, in diesem Sinne danke ich den Berchtesgadener Weihnachtsschützen und den Aperschnalzern aus dem Rupertiwinkl, die uns heute wieder an ihrer besonderen Traditionen teilhaben lassen“, so der Gauvorstand. Ilse Aigner in ihrem festlichen Schalk bezeichnete die bayerischen Trachtenvielfalt als einmalig auf der ganzen Welt, sie lobte die verstärkte Wahrnehmung der Bairischen Sprache in bayerischen Schulen und sie gab dem Pfarrer recht mit den Worten: „Das Leitbild für die Familie ist die Ehe zwischen Mann und Frau und die Kinder, die dazugehören“. In diesem Sinne dankte Ilse Aigner für die wertvolle Jugendarbeit bei den Trachtlern und sie beendete ihre Ansprache mit den Worten „Gott mit Dir Du Land der Bayern“. Drei Gaufeste im Landkreis Rosenheim hat Landrat Wolfgang Berthaler heuer zu verzeichnen, der „Trachtensommer“ ist etwas Besonderes und die Trachtler sind eine wichtige Stütze und ein starker Pfeiler in der Gesellschaft, so der Landrat, der an Festleiter Sebastian Gasteiger eine Spende an den Verein übergab und sich freute, dass die drei „Trachtensommer-Festvereine Atzing (Gaufest am 30. Juli), Neubeuern und Bad Feilnbach gemeinsam im Januar 2018 zur Internationalen Grünen Woche nach Berlin fahren werden, um dort mit ihrem Brauchtum den Landkreis Rosenheim zu repräsentieren.

Fröhlich, sonnig und farbenprächtig bewegte sich dann der Festzug wieder durch den Ort sehr zur Freude und zum Stolz der gut 8.000 Trachtlerinnen, Trachtler und Blasmusikanten und der etwa genauso vielen Zuschauer. Miteinander wurde dann in den drei Festzelten der Ausklang gefeiert.

Anton Hötzelsperger

Foto: Hötzelsperger – Eindrücke vom Gaufest-Sonntag in Bad Feilnbach

Nähere Informationen:  www.gaufest17.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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