Leitartikel

Bierland Bayern soll Weltkulturerbe werden

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit einem Festakt in Schuhbecks „Münchner Kindl Stuben“ am Platzl in München hat der Verein „Bier und Wir e.V.“  den Start für das Antragsverfahren zur Erlangung des Status als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO für das „Bierland Bayern“ gefeiert.

Die Veranstaltung musste  in der Vergangenheit wegen der Pandemievorgaben mehrmals  verschoben werden. Als immaterielles Kulturerbe werden kulturelle Ausdrucksformen bezeichnet, die unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden. „Unser Verein Bier und Wir e.V. hat sich mit seiner Gründung im November 2020 zum Ziel gesetzt, nachhaltige gesellschaftliche Akzente zu setzen, damit das „Bierland Bayern“ zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe avanciert“, sagte Professor Dr. Horst Wurm, Präsident des Vereins anlässlich einer Pressekonferenz im Vorfeld des Festaktes. „Gerade die zurückliegenden beiden Jahre haben deutlich gemacht, welche verbindende Rolle das Bier in Bayern spielt. Der gesellschaftliche Zusammenhang bröckelt, wenn man nicht einfach bei einem guten bayerischen Bier über Gott und die Welt reden kann.“

Der Verein sieht seine Aufgabe darin, den abstrakten Begriff „Bierland Bayern“ mit allen seinen Facetten konkret fassbar und erlebbar zu machen. Unter „Bierland Bayern“ versteht man die Symbiose von Bier und der bayerischen Kulturgesellschaft, die sich kombiniert zu einem Alleinstellungsmerkmal entwickelt haben. „Bier und Bayern gehören auf der ganzen Welt zusammen. Und damit verbindet man nicht ausschließlich das Getränk, sondern alle Bereiche der bayerischen Tradition in Allgäu/Schwaben, Franken, Oberpfalz, Niederbayern und Oberbayern,“ so Vereinspräsident Professor Wurm weiter.

„Für uns ist das heute ein ganz besonderer Tag, weil alle Unterstützer unseres Anliegens erstmals zusammenkommen und wir mit diesem Gremium den offiziellen Startschuss für die Bewerbung des Bierlandes Bayern zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO geben“, sagte Armin Gastl, Vorsitzender des Vereins „Bier und Wir“. „Wir möchten auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass hunderttausende Mitglieder in bayerischen Traditionsvereinen von der Blasmusik über Schützen, Trachtler und Biergartenfreunde bis zu Schäfflern und Maibaum-Aufrichtern tagtäglich dieses bayerische Kulturgut pflegen, in die Zukunft tragen und bei einem gepflegten Bier – ob mit oder ohne Alkohol – dazu zusammensitzen. Genau das gibt es so nur in unserer bayerischen Heimat.“

Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Staatsminister von Bayern und Schirmherr des Vereins war aufgrund einer Erkrankung an der Teilnahme verhindert, aber übermittelte eine klare Grußbotschaft: „Bayerisches Bier steht nicht nur bei uns im Freistaat, sondern auch international für Tradition, Genuss, Qualität und Lebensfreude. Dabei stehen die Tradition und das gemeinsame Erleben, das ‚Wir‘ im Vordergrund, denn  schließlich ist das bayerische Lebensgefühl untrennbar  mit Geselligkeit und Gemütlichkeit verbunden. Die  bayerische Bierkultur ist dabei geprägt von enormer  Vielfalt: Rund 40 verschiedene Biersorten und fast 4.000  Biermarken sprechen für sich. Dabei ist Bier auch ein  Wirtschaftsfaktor: Mit 640 Firmen liegen 42 Prozent aller
deutschen Brauereien in Bayern. Deshalb begrüße ich auch  das Vorhaben des Vereins, den Begriff ‚Bierland Bayern‘  durch die UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklären  zu lassen.“

Gründungsmitglied und Gastronom Alfons Schuhbeck hob  die Bedeutung und Entwicklung des bayerischen Bieres vom Grundnahrungsmittel bis zum Genussobjekt hervor. „Mit mehr als 600 Brauereien, die unterschiedlichste Sorten anbieten und mehr als 400 Brauereigasthöfen ist Bayern die bierreichste Region in Deutschland. Die hohe Qualität des bayerischen Bieres ist seit dem Reinheitsgebot unverändert, aber das Niveau und die Vielfalt im Geschmack werden durch kreative Brauer noch ständig weiterentwickelt.“

Der Verein „Bier und Wir“ ist eine eingetragene Marke und versteht sich als Schützer des Bayerischen Kulturgutes. Der Verein hat zudem zwölf Thesen entwickelt, welche die Mitglieder anerkennen. Dadurch werden diese selbst zu „Botschaftern des Bierlandes Bayern“ und möchten zu einer Initiative mit Breitenwirkung beitragen. Getragen wird diese unter anderen von den weiteren namhaften Gründern, zu denen bspw. Alfons Schuhbeck, Prinz Hubertus zu Löwenstein, Elke Fett, Sprecherin des Viktualienmarktes und die ehemalige Oktoberfestchefin Gabriele Weishäupl gehören. Neben vielen Privatpersonen zählen bereits zahlreiche Traditionsvereine und Verbände zu den Mitgliedern von „Bier und Wir“, wie der Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK), der Bayerische Trachtenverband, der Deutsche Hotel und Gaststättenverband (DEHOGA) Bayern, die Wirtshaus- und Biergartenfreunde Bayern, der Bayerische Landesverein für Heimatpflege sowie der Verband der privaten Brauereien Bayerns.

Das UNESCO-Welterbe in Bayern umfasst bislang zehn Welterbestätten (Stand 2021):

  • Würzburger Residenz mit dem Hofgarten und dem Residenzplatz
  • Wieskirche bei Steingaden
  • Obergermanisch-Raetischer Limes (in Bayern erstreckt sich nur der Raetische Limes)
  • Altstadt von Bamberg
  • Altstadt von Regensburg mit Stadtamhof
  • Prähistorische Pfahlbauten (mit weiteren Fundorten u.a. in Baden-Württemberg und Österreich)
  • Markgräfliches Opernhaus Bayreuth,
  • Augsburgs historische Wasserwirtschaft,
  • Bad Kissingen (mit Baden-Baden, Bad Ems und acht weiteren Kurorten, die das Welterbe „Bedeutende Kurstädte Europas“ bilden),
  • Donaulimes, westlicher Teil (zusammen mit Österreich und der Slowakei).

Zum Welterbe in Bayern zählen auch mehrere Dokumente,  die ein Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes sind. Das  immaterielle Welterbe in Bayern zählt sieben Kulturformen  von regionaler Bedeutung und 15 Kulturformen von lokaler  Bedeutung.

Im Verzeichnis Deutschlands sind 131 lebendige Kulturformen  sowie Modellprogramme der Erhaltung immateriellen Kulturerbes  eingetragen. Deutschland ist dem UNESCO-Übereinkommen zur  Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes 2013 beigetreten. Dieser  Schritt ist eine Wertschätzung und Anerkennung überlieferten  Wissens und Könnens. Unter dem Motto „Wissen. Können.
Weitergeben“ setzt Deutschland das Übereinkommen mit  verschiedenen Aktivitäten um. Ziel ist, die Vielfalt des lebendigen Kulturerbes in Deutschland und weltweit zu erhalten, zu pflegen und zu fördern. Genau da knüpft „Bier und Wir“ mit dem „Bierland Bayern“ an.

Bericht, weitere Informationen sowie die Möglichkeit, Mitglied zu werden siehe unter: www.bier-und-wir.de

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der ersten Präsentation des Vereins „BIER und WIR e.V.  mit Gastgeber und Gastronom Alfons Schuhbeck, Geschäftsführendem Vorstand Armin Gastl, Präsident Prof. Horst Wurm und Pressesprecher Heinier Sieger.

Startfoto von links: Alfons Schuhbeck, Armin Gastl und Prof. Horst Wurm

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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