Land- & Forstwirtschaft

Bienen als Therapietiere – Interview

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Mai nutzen viele Naturbegeisterte das kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg für einen Ausflug: Ihr Ziel ist das „Margeritenmeer“, eine Blumenwiese, die sich zwischen der Kirche und der Cafeteria „INNs Café“ erstreckt und auf der Tausende Margeriten gleichzeitig blühen. Die insektenfreundliche Gestaltung der Grünanlagen hat Krankenpfleger Erwin Schärfl mit angeregt. Schärfl hat auf dem Klinikgelände eine Imkerei aufgebaut. Der Krankenhausimker bietet für die Patienten der Forensik Imkerkurse als naturnahe Therapieform an. Bezirk aktuell sprach mit Schärfl.

Haben die Bienen kein Futter mehr, wenn die Wiese gemäht wird?

Erwin Schärfl: Das Team der Gärtnerinnen und Gärtner machen beim Mähen einen großen Bogen um die Margeriten herum. Solange sie blühen, werden sie nicht gemäht.  Bis in den Herbst hinein sorgen Blumen auf dem Gelände dafür, dass unsere Bienen reichlich Nahrung finden. So blüht es an allen Ecken und Enden des Klinikums.

Gibt es viele Krankenhausimkereien?

Schärfl: Gesundheitseinrichtungen, die über eine eigene Imkerei verfügen, sind selten. Bei uns gibt es pro Jahr bis zu zwei Grundkurse. Allerdings darf nicht jeder daran teilnehmen: Die begehrten Plätze sind den Patienten der Forensik vorbehalten.

Seit wann gibt es hier „Krankenhausbienen“ und wie kam es dazu?

Schärfl: Seit 2014. Mein ehemaliger Chef und ich hatten die Idee, in Gabersee Bienen zu halten, da wir schon seit Jahren Imkerzubehör fertigen und ich auch selbst schon Bienen hatte. Unsere Grünanlagen und auch der kleine Weiher in der Nähe waren optimale Voraussetzungen dafür.

Wer kann bei Ihnen alles mitmachen?

Schärfl: Konrad Maier, ein Kollege von der Station und ich suchen jedes Jahr im Frühjahr Patienten von den jeweiligen Stationen aus. Diese werden dann auf Bienenal­lergie getestet. Im März halten wir dann den Anfängerkurs Bienen 1 und 2 ab. Nach der Theorie geht es zu den Bienen.

Gibt es bei Ihnen nur etwas zu tun, wenn die Bienen Honig sammeln?

Schärfl: Nein! Im Frühjahr geht’s los mit der Auswinterung. Wie geht es den Bienen? Haben sie noch Futter? Tragen sie Pollen ein? Danach werden die Völker stärker. Man muss sie rechtzeitig erweitern, aufsetzen und schröpfen, um das Schwärmen zu vermeiden. Und man muss Jungvölker bilden, um Verluste auszugleichen. Honigzeit ist erst ab der Kirschblüte. Ende Juli erfolgt dann die Behandlung gegen die Bienenkrankheit Varroa. Die Arbeit bei den Bienen beschäftigt uns von März bis Oktober wöchtentlich etwa ein bis zwei Mal.

Welche therapeutischen Ansätze werden in der Imkerei umgesetzt?

Schärfl: Die Patienten können ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden. Dabei werden sie von uns unterstützend gefördert. Ebenso ist der Umgang mit den Bienen als Lebewesen wichtig. Jeder kann im Laufe des Jahres ein Bienenvolk im Grunde ganz alleine versorgen. Die Teilnehmer entwickeln Fähigkeiten, die sie vorher so an sich nicht kannten.

Bleiben Kursteilnehmer auch nach einer Entlassung bei ihrem Hobby?

Schärfl: Das Interesse bei den Patienten ist sehr groß. Wir hatten auch schon einige, die das Imkern zu Hause weitermachen wollten.

Viele Menschen freuen sich, wenn es summt und brummt, andere haben Angst. Wie gehen Sie mit diesen Befürchtungen um?

Schärfl: Bienen stechen nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie verteidigen nur ihr Zuhause. Wenn man sie in Ruhe lässt, stechen sie auch nicht!

Wie viel produzieren Ihre 15 Völker?

Schärfl: Pro Volk gibt es etwa zwei bis fünf Kilo Wachs pro Jahr. Das wird eingeschmolzen, gereinigt und es werden Mittelwände hergestellt. Das machen wir seit zwei Jahren selbst in der Arbeitstherapie.

Außerdem rechnen wir mit 20 bis 30 Kilo Honig pro Volk. Das ist vom Wetter und der Größe des Volkes abhängig. Der Honig wird in Gläser abgefüllt und im hauseigenen Laden verkauft. (Interview: we)

Bezugsquelle: Honigprodukte bietet die Imkerei im Therapieladen auf dem Gelände des kbo-Inn-­Salzach-Klinikums an. Aktuell ist der Laden coronabedingt geschlossen, sonst hat er Mittwoch und Freitag von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

Kontakt Telefon: 08071 71-413 – E-Mail: isk-wbg-therapieladen@kbo.de – https://kbo-isk.de/kbo-inn-salzach-­klinikum/foerderverein-gabersee-ev

Bericht und Bilder: Bezirk Oberbayern

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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