Brückenbauer zwischen Artenschutz und Landwirtschaft – Ehrenamtliche Biberberater treffen sich zum Austausch am Landratsamt Landshut in Niederbayern.
Viele Tierarten sind darauf angewiesen, dass sie in der Natur geeignete Lebensräume vorfinden. Nicht so ein ganz besonderes Tier. Getreu dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ verändert der Biber Gewässer und gestaltet sich so seinen eigenen Lebensraum selbst. Der Fleiß, den er an den Tag legt, um Dämme zu bauen und Röhren in Ufer zu graben, ist bemerkenswert. Bei der jüngsten Versammlung der Biberberater am Landratsamt bezeichnete Landrat Peter Dreier den Biber als beeindruckenden „Baumeister der Natur“, der seine Infrastrukturprojekte in einer Geschwindigkeit umsetze, die uns als Menschen nur staunen lässt. Gerade diese Umtriebigkeit des Bibers, der nach dem Naturschutzrecht streng geschützt ist, sorgt aber immer wieder für Zielkonflikte, wenn durch seine Aktivitäten beispielsweise landwirtschaftliche Flächen vernässen, Straßen unterhöhlt werden oder schwere Erntemaschinen im Boden einbrechen, weil der Biber Röhren unter die Felder gegraben hat.
An dieser Stelle kommen die rund 20 Biberberater des Landratsamtes ins Spiel. Eva Elis, die einzige Biberberaterin im Team, und ihre männlichen Kollegen sind ehrenamtlich für die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt tätig und decken dabei ein breites Aufgabenspektrum ab. Treten Schäden durch den Biber auf, dann nehmen die Biberberater diese auf und unterstützen die Geschädigten bei der Antragstellung auf staatliche Ausgleichzahlungen. Zugleich loten sie Möglichkeiten aus, die Interessen von Mensch und Tier sprichwörtlich unter einen Hut zu bringen. Der Einbau eines Überlaufs in einen Biberdamm, um eine Überschwemmung des angrenzenden Feldes zu verhindern oder der Schutz von Gehölzen vor Verbiss, vermindern das Risiko künftiger Schäden und erhöhen damit die Akzeptanz für das Tier.
Nur bei Vorliegen einer drohenden Gefahr für die öffentliche Sicherheit, etwa wenn Straßen- oder Eisenbahndämme unterhöhlt werden oder bei erheblichen wirtschaftlichen Schäden, darf der streng geschützte Biber entnommen werden. Die Biberberater verschaffen sich hierzu ein Bild von der Lage vor Ort und bereiten damit eine Entscheidungsgrundlage für die behördliche Ausnahmegenehmigung vor.
Die Biberberaterversammlung im Landratsamt stand im Zeichen des Austauschs und der Diskussion um neue rechtliche und fachliche Aspekte rund um das Bibermanagement. Erfreulicherweise konnten vier neue Berater in der Runde begrüßt werden, wobei drei Personen künftig im Süden des Landkreises tätig sind und eine Person im Norden. Landrat Dreier dankte den neuen Beratern und auch ihren erfahrenen Kolleginnen und Kollegen für deren engagierten Einsatz im Dienste des Landratsamtes: „Mit Ihrem Einsatz treten Sie für den Artenschutz ein und wertschätzen die wichtige Rolle des Bibers im Ökosystem unserer Gewässer und haben gleichzeitig Verständnis und ein offenes Ohr für die Anliegen derjenigen, die durch die Aktivitäten des Bibers geschädigt werden. Diese Vermittlerposition in einer mitunter emotional aufgeheizten Stimmung ist keineswegs leicht, aber mit Pragmatismus, Einfühlungsvermögen und Verständnis meistern Sie viele schwierige Situationen.“ Dafür zolle er allergrößten Respekt, so Dreier und sprach den ehrenamtlich Tätigen den besonderen Dank und die Anerkennung seitens des Landkreises aus. Dabei verwies der Landrat darauf, dass das Zuständigkeitsgebiet alleine schon flächenmäßig eine große Herausforderung darstellt. Mit 1.348 Quadratkilometern Fläche ist der Landkreis Landshut der zweitgrößte in Niederbayern und erstreckt sich auf einen Einzugsbereich der mehr als halb so groß wie das Saarland ist.
Doch auch bei hauptamtlichen Fachkräften der Naturschutzbehörde gibt es Veränderungen. Nach über 30 Dienstjahren, davon zuletzt sieben Jahre, in denen sie das Bibermanagement im Landkreis mit großem Einsatz mitgeprägt hatte, verabschiedet sich Katharina Blümm in den wohlverdienten Ruhestand. Die wichtige Aufgabe, zentrale Ansprechpartnerin für die Biberberater zu sein, übernimmt fortan Leonie Schönwetter-Blum. Landrat Peter Dreier bedankte sich bei Blümm für die geleistete Arbeit und wünschte ihrer Nachfolgerin viel Freude und Erfolg bei der neuen Tätigkeit.
Bericht: LRA Landshut – Archiv-Foto: Hötzelsperger