Wie finde ich Unterstützung, wenn ich sie brauche? Mit dieser zentralen Frage beschäftigt sich das Präventionsprojekt „Mein persönliches Hilfenetzwerk“, das in Kooperation von Präventivem Kinder- und Jugendschutz sowie Kommunaler Jugendarbeit am Landratsamt Berchtesgadener Land entwickelt wurde. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche frühzeitig über Hilfsangebote in Problemsituationen zu informieren. „Hilfe zu suchen, ist stark, nicht schwach“ – dieses Motto möchte das Projekt in den Köpfen und Herzen junger aber auch älterer Menschen verankern.
Dabei sollen Hemmschwellen abgebaut und die Akzeptanz für Hilfe gestärkt werden – sei es bei familiären Schwierigkeiten, schulischen Herausforderungen oder persönlichen Krisen. Mit der Verteilung von Hilfeaufklebern und Postkarten an alle Schülerinnen und Schüler im Landkreis wollen die Projektleiterinnen Sarah Conrad, Koordinatorin des Präventiven Kinder- und Jugendschutzes, und die kommunale Jugendpflegerin Tanja Kosmaier Kinder und Jugendliche stärken, frühzeitig in den Hilfeprozess zu gelangen und schnelle Hilfe zu bekommen.
Neuauflage mit zusätzlichen Postkarten
Dank positiver Resonanz haben die Verantwortlichen das Projekt, welches 2019 initiiert wurde, aktuell überarbeitet und neu aufgelegt. Schwerpunkt der Aktion sind spezielle Aufkleber und Postkarten, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihr persönliches Hilfenetzwerk sichtbar zu machen. Für Erst- bis Sechstklässler gibt es beschreibbare Aufkleber, die sich leicht in Schulhefte, Notizbücher oder Ordner einkleben lassen. Neu hinzugekommen in diesem Jahr sind Postkarten in vier verschiedenen Designs, die speziell für ältere Schülerinnen und Schüler entwickelt wurden. Diese bieten eine ansprechende und altersgerechte Alternative, die direkt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sowohl die Aufkleber als auch die Postkarten enthalten Zeilen, auf denen persönliche Ansprechpersonen eingetragen werden können – von Schulsozialarbeit und Vertrauenslehrkräften bis hin zu örtlichen und überregionalen Beratungsstellen. Ein QR-Code führt zur Jugendplattform „BGL360grad“, über die ältere Kinder und Jugendliche anonym Informationen zu verschiedenen Problemlagen und passenden Hilfsangeboten finden, Gespräche anstoßen und Hemmschwellen abbauen können.
Projekt spricht auch Erwachsene an
Das Projekt richtet sich bewusst nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern auch an Lehrkräfte, Eltern und Betreuer. „Es ist wichtig, dass wir nicht nur die Materialien verteilen, sondern sie aktiv nutzen, um Gespräche anzustoßen“, erklärt Sarah Conrad vom Präventiven Kinder- und Jugendschutz. „Hilfe zu suchen, ist kein Zeichen von Schwäche – das möchten wir den jungen Menschen vermitteln.“ Gerade bei Jugendlichen sei das Thema oft mit Scham behaftet, so die Projektleiterinnen. Deshalb empfiehlt das Team, im Klassenverbund auch über Beratungsstellen und deren Arbeit zu sprechen oder sogar einen Besuch zu organisieren.
Frühzeitige Unterstützung – bevor eine Krise entsteht
Das Präventionsprojekt verfolgt das Ziel, Kindern und Jugendlichen das Wissen und die Sicherheit zu geben, sich in Problemsituationen an geeignete Stellen zu wenden – bevor sie in eine Krise geraten. Aber auch jene, die bereits belastet sind, sollen ermutigt werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sarah Conrad und Tanja Kosmaier appellieren an alle Beteiligten: „Nutzen Sie die Materialien, um mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Ansprechpersonen zu identifizieren.“ Der Erfolg des Projekts liege darin, das Thema niedrigschwellig und alltagsnah zu vermitteln. Für Fragen zu den Materialien, zur Verteilung oder zur Umsetzung der Aktion stehen Sarah Conrad, Telefon 08651 773-428, und Tanja Kosmaier, Telefon 08651 773-879, gerne zur Verfügung.
Bericht und Bildmaterial: LRA BGL