Biotonne oder Eigenkompostierung? Pro Kopf werden in Deutschland etwa 440 Kilogramm Haushaltsabfälle eingesammelt. Davon ist etwas weniger als die Hälfte biogener bzw. biologisch abbaubarer Abfall, überwiegend Küchen- und Gartenabfälle. Biogener Abfall ist damit der mit Abstand größte Teil der Wertstoffe. Auch in den Restabfalltonnen befindet sich noch ein großer Anteil biogener Abfälle.
Bio-Abfälle müssen getrennt gesammelt werden und können vielfältig wieder- und weiterverwertet werden. Sie werden sowohl als Sekundärrohstoff (beispielsweise Althölzer) oder Energiequelle für Strom und Wärme (etwa mittels Biogas und Biomethan) als auch als natürlicher Dünger, Wasserspeicher und als Bodenausgleich genutzt. Gerade durch die Kombination aus der Nutzung einer Bio(abfall)tonne und der Eigenkompostierung im eigenen Garten könne viele Abfälle nutzbringend und nachhaltig verwertet werden. „Biotonne und Eigenkompostierung, das sind zwei Rädchen in der großen Maschine Kreislaufwirtschaft“, bekräftigt Thomas Hartenberger Fachbereichsleiter Kommunale Abfallwirtschaft.
Was bringt Kompostierung?
Im Prinzip ist die Kompostierung das älteste und einfachste Recyclingverfahren der Welt. Natur- und Gartenabfälle werden mithilfe von Kleinstlebewesen zu wertvollem und vielseitig nutzbarem Humus umgewandelt. Die feinkrümelige Erde ist reich an für Pflanzen wichtigen Nährstoffen, Mineralstoffen und nützlichen Bodenlebewesen. Bringt man die Komposterde wieder im Garten aus, schließt man einen natürlichen Kreislauf. Nährstoffe und organisches Material, die der Garten verlieren würde – zum Beispiel mit Schnittabfällen oder dem Obst- und Gemüseanbau –, können ihm so zurückgegeben werden. Darüber hinaus wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert: Die Komposterde lockert den Boden auf und sorgt für bessere Lebensbedingungen für Pflanzen und Kleinstlebewesen, etwa durch mehr Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit. So ist ein gelungener Kompost nicht nur ein Boden-Verbesserer, sondern auch das beste (natürliche) Düngemittel für den Boden und das Pflanzenwachstum. Nicht zuletzt ist Gartenkompost eine kostensparende und ökologische Alternative zu handelsüblichem Dünger.
Auch auf den Einsatz von Torf oder torfhaltiger Blumenerde kann verzichtet werden – was eine nicht unerhebliche Rolle spielt, da der Anteil an torffreien Blumenerden im Handel mit etwa fünf bis sieben Prozent noch sehr gering ist. So kann man mit dem Einsatz von Komposterde nicht zuletzt einen Beitrag zum Moor- und damit zum Klimaschutz leisten: Denn durch den Abbau von Torf werden Moore zerstört – wertvolle Ökosysteme mit einer hohen Artenvielfalt. Dabei wird viel CO2 freigesetzt, was einer der wesentlichen Treiber der Klimaerwärmung ist.
Was kann eigentlich auf den Hauskompost?
Nicht alle im Haushalt und Garten anfallenden Bioabfälle eignen sich für eine Eigenkompostierung und Verwertung. Auf den Kompost können Küchenabfälle wie heimische Obst- und Gemüsereste, Kaffee- und Teefilter, Topfpflanzen, Laub, verbrauchte Blumenerde sowie Gartenabfälle wie Gras-, Blumen-, Baum- oder Heckenschnitt. Auch kleine Mengen an Papier und Pappe kann man auf den Kompost geben. Weniger gut geeignet sind hingegen Zitrusfrüchte, Kleintierstreu sowie Haare, Federn oder behandelte Schnittblumen.
Was kann nicht auf den Kompost, dafür aber in die Biotonne?
Für den Eigenkompost ungeeignet sind Stoffe, die nicht ab- und umgebaut werden können oder den Kompostierungsprozess behindern – oder auch Stoffe die schädlich für die Umwelt wären, zu einer Verbreitung von Krankheiten führen oder Ungeziefer anlocken. Nicht auf den Kompost sollten etwa erkrankte oder von Schädlingen befallene Pflanzenteile, Wurzeltriebe von unerwünschten Pflanzenarten, verdorbene Nahrungsmittel, gekochte Lebensmittel oder Speisereste wie Knochen, Fleisch oder Fisch, Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Käse, sowie Teigwaren wie Brot. Bei diesen Stoffen kommt die Biotonne ins Spiel – über diese können auch für die Eigenkompostierung ungeeignete Bioabfälle entsorgt werden. So werden die biologisch abbaubaren Stoffe in großen (industriellen) Kompostierungs- und Vergärungs- und Biogasanlagen verwertet.
Der Landkreis Berchtesgadener Land setzt dabei auf ein Zweistufen-Verfahren. Die biogenen Abfälle werden zuerst zu Energiezwecken verwendet und anschließend kompostiert. Durch die vorgeschaltete Vergärung wird Biogas gewonnen, damit wird Energie und Wärme nachhaltig produziert, anschließend wird der sogenannte Gärrest kompostiert. Hier entstehen hochwertiger Dünger und Kompost- bzw. Blumenerden. In diesen Großanlagen können mit den Zweistufen-Verfahren durch die erhöhten Temperaturen und die Abbauverfahren u.a. Pflanzensamen und Pflanzenkrankheiten abgetötet werden.
So ist gerade die kombinierte Nutzung aus Biotonne und Kompostierung sinnvoll, um die meisten Vorteile aus der Entsorgung, Wieder- und Weiterverwertung von Bioabfällen aus Haushalt und Garten zu ziehen. „Nutzen Sie die Möglichkeiten zur getrennten Abfallsammlung, kombinieren Sie Biotonne und Eigenkompost, und unterstützen Sie damit unsere Anstrengungen für den Klima- und Ressourcenschutz“, appelliert Landrat Bernhard Kern.
Was eignet sich weder für den Kompost noch für die Biotonne?
Gänzlich ungeeignet als Bioabfall sind Kunststoffe, Metalle, Glas, Verbundstoffe (zum Beispiel Tetrapacks oder beschichtete Papiere), Leder, Babywindeln, Fäkalien, mineralische Stoffe wie Asche, Ruß, Straßenkehricht oder Holzreste wie Möbelholz. Diese sind entsprechend getrennt über Papier, Plastik, Restmüll oder den Wertstoffhof zu entsorgen. Auch sogenannte kompostierbare oder „abbaubare“ Plastiktüten sind für die Biotonne nicht geeignet und auch für die Eigenkompostierung nur begrenzt.
Informationen zu Biotonne, Eigenkompostierung, Gartenbau und Landschaftspflege gibt es unter www.lra-bgl.de/gartenbau-landschaftspflege sowie unter www.abfallwirtschaft-bgl.de. Fragen zur Verwertung von Bioabfall beantworten Kreisgartenfachberater Sepp Stein (Kompostierung) unter kreisgartenfachberatung@lra-bgl.de sowie Abfallberater Andreas Wurm (Biotonne und generelle Abfallverwertung) unter abfallberatung@lra-bgl.de.
Bericht: Landratsamt Berchtesgadener Land – Fotos: LRA BGL / Pixabay