Das Scheffaulehen ist eine von 16 Ramsauer Bauernhöfen der Molkerei Berchtesgadener Land, die ihre Kühe im Sommer auf die Kallbrunn treiben. Außerdem treiben 14 weitere Betriebe von Weißbach bei Lofer von Österreich aus auf. Mit insgesamt 30 Almbauern ist die Kallbrunnalm eines der größten Almgebiete in den Ostalpen.
Die ersten vier Wochen wir in der eigenen Käserei auf dem Almgelände gemeinsam gekäst. Die restliche Almzeit wird die Milch der bayerischen Kühe alle zwei Tage in Tanks auf einen Unimog gehoben, zum Triebenbachlehen in die Ramsau gefahren und dort in den Milchsammelwagen der Molkerei Berchtesgadener Land gepumpt. Einer der 16 bayerischen Betriebe ist das Scheffaulehen mit dem dazugehörigen Scheffaukaser auf dem Kallbrunner Almgelände. Dieses Jahr betreute die aus Königssee stammende Helena Planitscher die neun Kühe, sechs Jungrinder und drei Kälber vom Scheffaulehen. Der Bergbauernhof wird seit 2008 nach Naturland-Bio-Richtlinien bewirtschaftet. Es war Helenas erster Almsommer. Im richtigen Leben ist die 20-jährige Fleischfachverkäuferin und hat sich nach der ab- geschlossenen Winterschule in der Landwirtschaftsschule in Traunstein diese Auszeit auf der Alm gegönnt. „Tiere hat die Helena schon von klein auf geliebt, egal ob Katzen, Hunde oder Ziegen – und jetzt sind es die Kühe, die sie ins Herz geschlossen hat“, so ihre Oma Lydia. Doch dass der Sommer so aufregend verlaufen würde, das hätte sich Helena nicht vorstellen können.
Gamsei, die hochträchtige Fleckviehkuh ist am 13 Juli unglücklich ausgerutscht und dann fast 200 Meter abgerutscht. Wie durch ein Wunder sind Kuh und Kalb unverletzt geblieben – zumin-
dest fast. Seither ist Gamsei die Einhorn-Kuh in der Herde. Während der überraschende Wintereinbruch Mitte September auf vielen Almen für Aufregung sorgte, war das auf dem Scheffaukaser
kein Problem. Denn dort gehen Mensch und Tier traditionell bereits Ende August talwärts. Von Milch aus der Alpenregion Bergbauern- und Bio-Milchspezialitäten der 1.450 Meter hoch gelegenen Kallbrunnalm wird die Herde auf die Engert-Alm getrieben. Sie befindet sich geschützt im 700 Meter hochgelegenen Klausbachtal im Nationalpark Berchtesgaden. Auch sie gehört schon seit 1386 als Niederalm zum Scheffaulehen. Zur Alm gehören 12,5 Hektar Licht- und Waldweide. Dort verbrachten die Kühe die letzten 4 Wochen ihres Almsommers, um Ende September endgültig nach Hause zu kehren. Weil abgesehen vom „Einhorn” alle Tiere den Almsommer über gesund und wohlbehalten geblieben sind und auch sonst in der Familie kein Todesfall war, konnte Helena die Kühe mit über viele Stunden und Wochen angefertigten Fuikl und Bauchkränze geschmückt nach Hause treiben. Und das Fazit der Erstsennerin: „Mich hat das Almfieber gepackt, dieser Sommer auf der Alm war wunderschön und aufregend – im nächsten Jahr bin ich auf jedem Fall wieder dabei.“
Bericht und Bilder: Milchwerke Berchtesgadener Land
Helena Planitscher führt als Sennerin die Herde heimwärts: traditionell mit weißer Schürze und mit Almrausch geschmücktem Holzstecken. Zusätzlich trägt sie kleine Almrauschbüscherlin der Hand, die an Treiber, Freunde und Verwandte zum Anstecken verteilt werden.
Gamsei, die Kuh mit den schönsten Hörnern in der Herde, läuft seit ihrem Almunfall im August als Einhorn durchs Leben. Vater Andreas Planitscher hilft beim Aufkranzen.
Jungbauer Florian Leitner mit Sennerin Helena beim Almabtrieb vorbei am Hintersee in der Ramsau. Leitkuh Feigei erkennt man am pinkfarbenen Kreuz- Fuikl.