Der 2. Psychiatrie-Fachtag unter der Moderation von Roman Lenzhofer, Vorsitzender der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Berchtesgadener Land, widmete sich dem Thema Suizidprävention. Erfahrene Experten beleuchteten das sensible Thema Suizid aus unterschiedlichen Richtungen und zeigten den zahlreichen Fachkräften bewährte Ansätze und neue Aspekte im Umgang mit Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld auf. Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Landrat Bernhard Kern und Bezirksrat Georg Wetzelsperger statt, der Grußworte an die Teilnehmenden richtete.
Die Gesamtzahl der Suizide in Deutschland hat sich in den vergangenen 40 Jahren nahezu halbiert, ist aber immer noch höher als die Anzahl der Sterbefälle durch Verkehrsunfälle, illegale Drogen, AIDS/HIV und Gewaltverbrechen zusammen. Entgegen der allgemeinen Annahme sind Suizidzahlen im ländlichen Raum höher als in Ballungsgebieten. Dies zeigt sich auch im Landkreis Berchtesgadener Land mit überdurchschnittlichen Suizidraten.
Auch in der Steiermark war eine ähnliche Problemlage zu beobachten. Hier entschied man sich aus dem Gesundheitsfonds ein Präventionskonzept zu starten. Aus diesem Grund wurden Mag. Brigitte Felfer, klinische Gesundheitspsychologin und Psychoonkologin, und Dr. Anna Sigmund, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin sowie Psychotherapeutin, eingeladen, um das Projekt „GO-ON Suizidprävention Steiermark“ vorzustellen, wo die Schulung von Fachpersonal und Laien im Vordergrund steht. Hierbei geht es um Themen wie die Enttabuisierung von Suizid, die Vermittlung von Kompetenzen sowie das Aufzeigen von Hilfsmöglichkeiten. Die Aufklärungsarbeit basiert auf Erkenntnissen wissenschaftlicher Studien. Dr. Rupert Müller, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt am kbo-Inn-Salzach-Klinikum Freilassing, skizzierte den Ist-Zustand mit Zahlen auch im weltweiten Vergleich, von Alters- und Geschlechterverteilung bis hin zu möglichen Erklärungsmodellen. Aus ihrer Erfahrung heraus hat Mag. Maria Trigler, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin am Kardinal Schwarzenberg Klinikum, festgestellt, dass das Zugehen auf Betroffene und der Aufbau einer Beziehung entscheidend ist.
Roman Lenzhofer betonte abschließend hinsichtlich des Urteils zum assistierten Suizid auch die Wichtigkeit für den Ausbau und die weitere Professionalisierung der Präventionsarbeit, insbesondere auch im ländlichen Raum. Im Rahmen der Netzwerkarbeit der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft und der Gesundheitsregionplus wurde kürzlich ein Flyer mit regionalen Anlaufstellen zum Thema „Hilfe in psychischen Krisensituationen“ zusammengestellt. Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern ist beispielsweise rund um die Uhr unter der Nummer 0800 655 3000 erreichbar und bietet professionelle Hilfe bei seelischen Krisen. Das Angebot beinhaltet telefonische und persönliche Krisenintervention, ambulante Krisentermine sowie Vermittlung in weiterführende Hilfen. Der gesamte Flyer ist auf der Website des Landratsamtes unter www.gesundheitsamt-bgl.de abrufbar. Der Fachtag wurde in Kooperation der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft und der Gesundheitsregionplus veranstaltet und stellte eine Möglichkeit zum fachlichen Austausch für die Netzwerkpartner dar. Unterstützer waren der Bezirk Oberbayern, der Landkreis Berchtesgadener Land, das kbo-Inn-Salzach-Klinikum Freilassing und die gGmbH des Projektevereins.
Bericht und Bilder: LRA BGL – Bild 1: Schirmherr Bezirksrat Georg Wetzelsperger (3.v.r.) und Roman Lenzhofer (links), Vorsitzender der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft, mit den Referenten des Fachtags: Dr. Rupert Müller (rechts), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt am kbo-Inn-Salzach-Klinikum Freilassing, Mag. Maria Trigler (2.v.r.), Klinische Psychologin und Psychotherapeutin am Kardinal Schwarzenberg Klinikum sowie Mag. Brigitte Felfer (2.v.l.) und Dr. Anna Sigmund (3.v.l.) von GO-ON Suizidprävention Steiermark. Bild 2: Der 2. Psychiatrie-Fachtag im Landkreis Berchtesgadener Land stieß auf großes Interesse.