Leitartikel

Bezirksalmbauernschaft Schleching und Grassau

Veröffentlicht von Christina Rechl

Die Bezirksalmbauernschaften Schleching und Grassau trafen sich sehr zahlreich zur gemeinsamen Versammlung in Staudach-Egerndach im Gasthof zum Ott. Turnusgemäß waren heuer in beiden Almbezirken Neuwahlen angesagt. Der Wolf und die Wasserversorgung auf den Almen sind weiter die wichtigen Themen.

Die Bezirksalmbauern sind organisiert im Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern (AVO), er gliedert sich in vierzehn Bezirksalmbauernschaften, an deren Spitze jeweils ein Bezirksalmbauer und dessen Stellvertreter stehen. In Grassau war das Georg Hacher und sein Stellvertreter Wolfgang Lackerschmid, in Schleching Maria König und ihr Stellvertreter Max Heiß. Georg Hacher führte aus, dass er und Maria König seit zehn Jahren für das Amt tätig sind und er sich aus beruflichen Gründen nicht wieder zur Wahl stellen will. Maria König führte familiäre Gründe an und stellte ihr Amt ebenfalls zur Verfügung. Beide fanden, dass es gut wäre, wenn nach zehn Jahren mal ein Wechsel stattfinden würde. Beide bedankten sich bei ihren Stellvertretern für die gute Unterstützung.

Die Wahl der neuen Bezirksalmbauern
Hans Stöckl, Geschäftsführer vom AVO, übernahm die Wahlleitung, die beiden Bürgermeister Martina Gaukler (Staudach-Egerndach) und Sepp Loferer (Schleching) bildeten die Wahlkommission. Gewählt wurde per Akklamation. Jeweils einstimmig gewählt wurde als Bezirksalmbauer für Grassau der vorherige Vertreter Wolfgang Lackerschmid und als sein Vertreter Andreas Aigner. Auch für Schleching fand ein Rollentausch statt. Bezirksalmbauer ist jetzt Max Heiß und seine Vertreterin Maria König.

Rückblick und Thema Wolf
Georg Hacher hielt einen Rückblick auf das vergangene Almjahr und berichtete von der Almbegehung, den Trinkwassertagen und den Referatstagen mit Informationen zu verschiedenen Themen. Der Vorsitzende vom AVO, Sepp Glatz, berichtete über aktuelle Themen im Verein. Zum Thema „Wolf“ war er der Meinung, dass es ein aktives Management braucht, um für beide Seiten „Almbauern und Wolfsschutz-Befürworter“ eine praktikable Lösung zu finden. Er sagte „Der Wolf ist nicht mehr bedroht“, wenn die Beweidung der Gebirgsflächen durch die Probleme mit dem Wolf aufgegeben werde, erobert sich der Wald die Flächen wieder zurück, damit verlieren viele seltene und geschützte Pflanzen und Tiere, die auf eine offene Landschaft angewiesen sind, ihren Lebensraum. Sepp Glatz war weiter der Meinung, dass die Linie sein muss, mit jedem zu reden. Er lobte die Gespräche bei der Hauptalmbegehung mit Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne), wo es auch um die internationale Absenkung des Schutzstatus des Wolfes ging. Mit der Stimme von Steffi Lemke hat der Ausschuss der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten der Europäischen Union beschlossen, den Antrag bei der Berner Konvention auf eine Absenkung des Schutzstatus des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu stellen, „die Gespräche mit dem AVO haben hier zum Umdenken beigetragen“ so die Meinung von Glatz.

Ein weiterer Punkt der Ausführungen von Sepp Glatz ging um die „Anbindehaltung“, er plädierte für eine Kombihaltung. Abschließend bemerkte er, dass es wichtig ist in der Sache zusammenzustehen, nicht nur zu schimpfen, sondern das Beste aus den Situationen zu machen. Georg Hacher meinte dazu, dass das Thema „große Beutegreifer“ auch für die Zukunft bleiben wird. Bürgermeisterin Martina Gaukler begrüßte die vielen Almbauern und bekundete wie sehr ihr die Landwirtschaft am Herzen liege, sie will sich für die verschiedenen Probleme einsetzen, wie die Wasserrahmenrichtlinien, die praktikabler werden müssen oder den Druck, der durch erhöhtes Aufkommen von Freizeitaktivitäten entsteht. Sie dankte den Almbauern für ihren unermüdlichen Einsatz und sprach ihnen für die Zukunft Mut zu.

Die Tourismus-Chefin vom Achental, Elisabeth Keihl, sah die Almwirtschaft als wichtiges Thema und wünschte sich ein „Hand in Hand“ zwischen Almwirtschaft und Tourismus. Der Tourismus im Achental lebe von der Natur, von einem Miteinander profitieren beide Seiten, wie die Schwendaktion gemeinsam mit Touristen gezeigt habe. Sepp Loferer, der Bürgermeister von Schleching, freute sich, dass so viele Almbauern zusammengekommen waren, für ihn war es wichtig, dass alle auf Augenhöhe miteinander reden und nicht übereinander. Er forderte die Mitglieder auf, sich zur nächsten Kommunalwahl 2026 Gedanken zu machen und einzusetzen, damit die Almbauernschaft nicht ihre Stimme in der Politik verliert. Auch er sagte „vergelts Gott“ für eure Arbeit und den Einsatz auf den Almen. Almfachberater Alfons Osenstätter vom AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) berichtete über den Punkt „Bildung und Beratung“ aus seinem Amt. Nach den vorgestellten aktuellen Fakten forderte er die Almbauern auf, mehr Förderung zu beantragen, denn die würde ihnen zustehen. Sein Amt will gern dabei behilflich sein.

Wasserversorgung auf den Almen
Über das schwierige Thema „Wasserversorgung auf den Almen“ hatte Christian Tegethoff, Berater beim AELF, Tipps. Er führte aus, dass die Sommertrockenheit die Quellen beeinflussen, die Starkregenereignisse aus diesem Jahr nutzten den Quellschüttungen nicht. Um die Wasserversorgung auf den Almen für das Weidemanagement zu optimieren, sei ein ausgeklügeltes Tränken-System nötig. Er empfahl als eine der möglichen Lösungen, den Wasserspeicher zu umzäunen, also keinen Zugang zu offenen Wasserflächen durch das Almvieh zu ermöglichen. Wichtig fand er auch, einen klauenschonenden Zugang zu den Wassertrögen zu ermöglichen, durch einen befestigten, ebenen Zugang. Weiter stellte er verschiedene Produkte vor und zeigte ein ausgeklügeltes Wasser-Rohr-Leitungssystem. Er empfahl Speichermöglichkeiten für Wassertanks eher großzügiger anzulegen, da die Vorratshaltung gegen die Sommertrockenheit immer wichtiger werde. Verschiedene Pumpen, die mit Sonnenenergie oder Aggregaten arbeiten, wurden vorgestellt. Abschließend bemerkte er „wer jetzt in die Wasserinfrastruktur investiert, investiert in die Zukunft“. Georg Hacher empfahl -nach seiner Erfahrung- ist es gut, aktiv auf die Naturschutzbehörde zuzugehen und kompromissbereit zu sein. So war er bei drei Almen in diesem Jahr erfolgreich bei der Wasserversorgung.

Hans Stöckl vom AVO machte noch auf drei Punkte aufmerksam:

Es gibt auf der Grünlandfläche „nicht zäunbare“ Feldstücke, die liegen im Naturraum „Schlechinger Tal“ bei 49 Prozent. Es sind 50 Prozent erforderlich, damit der gesamte Naturraum als nicht zumutbar zäunbar eingestuft wird. In diesen Gebieten ist zum Beispiel nach der bayerischen Wolfsordnung, eine Entnahme von Wölfen leichter möglich. Die Flächen sind digital erfasst und eingestuft worden. Er empfahl, wenn die   Almbauern jetzt die Schreiben über die Einstufung bekommen, bei den Flächen, die als vermutlich zumutbar zäunbar eingestuft sind, zurückzumelden, dass die Flächen vor Ort angeschaut werden, um möglichst über 50 Prozent zu kommen. Der Geschäftsführer bat außerdem um die Meldung zur „Bestoßerfassung“, sie muss jährlich erfolgen und ist wichtig für den Verein, um die Entwicklung der Auftriebszahlen auf den Almen festzuhalten. Zum Schluss wies er auf die Almlehrkurse hin, die vom 5. bis 7. März beim Kistlerwirt stattfinden, auf die Hauptalmbegehung am 6. August in Ruhpolding und den Almbauerntag 11/12. Oktober ebenfalls in Ruhpolding. Die letzte Amtshandlung von Georg Hacher war dann die Bezirksalmbauernversammlung zu schließen.

 Foto & Text: Sybilla Wunderlich

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Christina Rechl

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