Wirtschaft

Besuch beim Wössner Posterholungswerk

Veröffentlicht von Christina Rechl

Ortstermin bei der Ferienanlage Oberwössen des ErholungsWerks Post Postbank Telekom e.V. – Beherbergungseinrichtung mit Geschichte

Unterwössen. Kürzlich kamen Mitglieder des Ortsverbandes Wössen der Christlich-Sozialen Union in Bayern e.V. zum fünfzehnten einrichtungsbezogenen Ortstermin des Verbands im Rahmen der im Jahr 2018 begonnenen Ortsterminsreihe zusammen. Besichtigt wurde dieses Mal die Ferienanlage Oberwössen des ErholungsWerks Post Postbank Telekom e.V. Diese befindet sich in Unterwössen, an der Leithengasse, im Ortsteil Brem, im Talkessel der früheren Gemeinde Oberwössen.

Der Vorsitzende des Ortsverbandes Johannes Weber, im gemeindlichen Zweiter Bürgermeister, der den Ortstermin organisiert hatte, freute sich, dass der Vororttermin auf reges Interesse stieß. So konnte er gemeinsam mit dem Leiter der Ferienanlage Sebastian Meinecke aus der Ortsverbandsvorstandschaft Ersten Bürgermeister Ludwig Entfellner, Gemeinderatsmitglied und Ortsverbandsgemeinderatsfraktionssprecherin Katharina Wagner, die weiteren Gemeinderatsmitglieder Martin Nieß und Andrea Größ, ferner aus der Vorstandschaft Dr. med. Florian Lesmeister, zugleich Mitglied des Tourismusbeirats des gemeinsamen Kommunalunternehmens Achental Tourismus und touristischer Vermieter, Michael Schatzl, Markus Guggenbichler, Klaus Hellmich sowie Constanze Lüssow und zudem die Ortsverbandsmitglieder Gerhard Meirer und Stephan Haugg begrüßen.

Sebastian Meinecke freute sich seinerseits über das Interesse bezüglich der Anlage und bezüglich der vor Ort von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleisteten Arbeit. Meinecke ist dabei ehrenamtlich als Mitglied des Tourismusbeirats des gemeinsamen Kommunalunternehmens Achental Tourismus sowie als Zweiter Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oberwössen der Gemeinde Unterwössen engagiert. Vielfältig waren die Einblicke, die Meinecke gewährte und die die ehrenamtlich kommunalpolitisch Handelnden für Ihre Arbeit auch aus diesem Ortstermin mitnahmen. Eigentümer und Träger der Anlage ist das ErholungsWerk Post Postbank Telekom e.V. Der Sitz des eingetragenen Vereins ist dabei Stuttgart. Vertreten wird der Verein durch seinen Vorstand, namentlich Thomas Marquardt (Vorsitzender) und Klaus Weber.

Der Verein ist an zahlreichen Standorten mit Ferienanlagen präsent. So werden fünfzehn eigene Ferienanlagen in Deutschland sowie eine weitere in Cadzand Bad in den Niederlanden betrieben. Europaweit bestehen Kooperationen. Die Anlagen liegen – wusste Sebastian Meinecke nicht ohne gewissen Stolz zu berichten – allesamt in schönsten Ferienregionen. Der die Anlagen auflistende, ihre jeweiligen Eigenarten und Geschichte darstellende Katalog umfasst eindrucksvolle 250 Seiten. Viele Facetten sind es, die die Anlage in Oberwössen-Brem prägen und die Meinecke verdeutlichte. Da ist der touristische Aspekt mit Beherbergung und Erholung für die Gäste. Da ist der wirtschaftliche Aspekt mit Arbeitgeberschaft und Arbeitsplätzen einerseits sowie Kaufkrafterhöhung und zusätzlicher Wertschöpfung vor Ort andererseits. Schließlich ist noch ein ortsgeschichtlicher und auch baukultureller Aspekt anzumerken.

In touristischer Hinsicht konnte sich das Posterholungsheim, wie die Anlage im Ort genannt wird, seit Jahrzehnten erfolgreich behaupten. Die vergangenen 25 Jahre verliefen dabei konstant gut, zeigte sich Sebastian Meinecke zufrieden. Meinecke schilderte weiter. Die Anlage besteht aus vier Häusern, in denen 40 Appartements respektive Ferienwohnungen untergebracht sind, die insgesamt über 174 Betten verfügen. Im Angebot stehen zwei-, drei- und vier-räumige Ferienwohnungen mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten.

Rund 5.000 Gäste werden im Jahr durchschnittlich in der Anlage beherbergt. In etwa 32.000 Übernachtungen sind durchschnittlich pro Jahr in der Anlage zu verzeichnen. Aktuell haben sich die Zahlen dabei erfreulicherweise wieder auf dem Vor-Corona-Pandemie-Niveau eingependelt.

Die Aufenthaltsdauer ist dabei von durchschnittlich 9,4 Belegungstagen pro Person im Jahr 2012 auf durchschnittlich 7,9 Belegungstage pro Person im Jahr 2022 gesunken. „Der allgemeine Trend der Urlaubmachenden geht zu kürzeren, aber dafür mehreren Urlauben“, so Meinecke. Erfreulich ist, dass der Auslastungsschnitt von 80 Prozent die vergangenen Jahre über unverändert hoch blieb. Was die Gästestruktur anbelangt, so berichtete der Leiter Sebastian Meinecke, dass in allen Ferienzeiten und dabei auch bei allen sechzehn Ferienanlagen Familien mit Kindern den überwiegenden Teil der Gäste ausmachen. In Nebenzeiten dagegen buchten vermehrt Seniorinnen und Senioren. Auch seien gerade in diesen Zeiten Reisegruppen mit Busanreisen festzustellen. Zuletzt etwa konnten zwölf solcher Reisegruppen willkommen geheißen werden. Außerdem kündigten sich in der Nebensaison vermehrt Wandergruppen an, die selbst anreisten. Erwähnt wurden auch die dahingehenden Gruppenangebote.

Zu den für die Gäste vor Ort bereitstehenden Angeboten gehören regelmäßige Grillabende sowie spezielle Animationsprogramme, gerade auch für Kinder- und Jugendliche. Besonderheiten der Anlage stellen die hauseigene Sauna, die Freizeiträume mit Möglichkeit zum Billard- und Tischtennisspiel, der kleine Spielplatz, der kleine Basketballplatz, der kleine Fußballplatz sowie die in die Anlage integrierte und witterungsgeschütztes Parken ermöglichende Tiefgarage dar. Hervorzuheben ist ferner das sich in der Anlage befindliche Panorama-Gasthaus „Poststüberl“, welches von Petra Mühlberger und ihrem Team betrieben wird und das mit Speis und Trank Gästen wie Einheimischen gleichermaßen offensteht. Was die wirtschaftlichen Aspekte anbelangt, so ist zu erwähnen, dass die Anlage zum Einen natürlich Arbeitsplätze schafft. Der Leiter der Anlage informierte, dass bei der Anlage neben ihm als Leiter, eine Person für die Rezeption (Alexandra Hager) sowie derzeit eine Person für Hausmeistertätigkeiten (Johann Entfellner) beschäftigt sind. Außerdem gibt es derzeit zwei Unterstützungs-Hausmeister (Robert Oberhuber und Hardy Hebesberger). Sie bilden das Team der Ferienanlage, das zudem im Mittel von ungefähr zehn – dabei als geringfügig beschäftigten – Reinigungskräften ergänzt wird. Weitere Reinigungsaufgaben sind aktuell an eine Fachfirma vergeben und werden von deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt. Zu den wirtschaftlichen Aspekten gehört dabei auch, dass die Gäste zusätzliche Kaufkraft in den Ort und in die Region bringen und so zusätzliche Wertschöpfung im Ort und in der Region stattfindet. Besonders wichtig sind die Gäste und deren Einkäufe auch für den Erhalt des im Ortsteil Oberwössen seit rund 70 Jahren ansässigen und sich halten konntenden Nahversorgungsladen der Familie Meinecke, welcher dabei mit seinem Angebot an Lebensmitteln und weiteren Gütern des täglichen Bedarfs dem gesamten Ort zugutekommt.

Die Geschichte der baulich gestalteten Nutzung des Areals reicht rund 90 Jahre zurück. Beleuchtet wird diese unter anderem auf den Seiten 504 bis 505 in den von Bernhard Greimel und Stefan Entfellner verfassten und im Jahr 2017 erschienenen „Haus- und Hofgeschichten von Oberwössen“ sowie auf den Seiten 148 bis 155 (im Kapitel „Die Erholungsanlagen des EW“) im 2016 erschienenen Buch „Das ErholungsWerk Post Postbank Telekom e.V. im Wandel der Zeit“.  Demnach befinden sich seit 1972 die Liegenschaften mit den Gebäuden unter Trägerschaft des Erholungswerks. Eigentumsmäßig wurden sie jedoch erst im späteren Verlauf an den eingetragenen Verein überführt. Seit der Errichtung in den Jahren 1936 und 1937 befanden sich auf dem Areal bis 1990 zwei Gebäude, im örtlichen Sprachgebrauch als „Zollhäuser“ bezeichnet. Das eine Gebäude diente dabei ursprünglich dem damaligen Zoll bzw. der damaligen Zollverwaltung als Dienstgebäude, das andere Gebäude diente der Grenzpolizei als Dienstgebäude. Beide Gebäude beherbergten neben Verwaltungsräumen auch Wohnungen für die dort tätigen Beamten und deren Familien. Auch enthielten sie wohl Räumlichkeiten für den Aufenthalt von Erholung suchenden, auswärtigen Kollegen. Im Jahr 1938 wurde das Grundstück mit den Gebäuden an die damalige Deutsche Reichspost übertragen. Vor allem in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die beiden Gebäude auch als Unterkunft für Flüchtlinge, darunter viele sogenannte Heimatvertriebene, genutzt. In der Nachkriegszeit und teils (wohl) zeitgleich mit der Unterbringung von Flüchtlingen in bestimmten Gebäudeteilen, erfuhren die Gebäude mit dem Einzug einer Dienststelle der damaligen Grenzpolizei eine weitere Nutzung. Als Erholungsstätte wieder genutzt wurden die Gebäude dann ab dem Jahr 1964 seitens der damaligen Oberpostdirektion München der dortmals Deutschen Bundespost für deren Beschäftigte. Daher leitet sich auch der bis heute im örtlichen Sprachgebrauch verwendete Begriff „Posterholungsheim“ her. Grundstückshinzuerwerbe, Umbauten, Erweiterungsbauten und Neubauten bestimmten die Entwicklung seit dem Jahr 1972, dem Jahr in dem das Erholungswerk Träger der Immobilien wurde. Zentral war der Erwerb eines Grundstücks in unmittelbar angrenzender Nachbarschaft zum Stammareal im Jahr 1988 und die Bebauung desselben mit einem Appartementhaus, welches 1990 in Betrieb genommen werden konnte, sowie der Abriss der alten beiden „Zollhäuser“ und die Neuerrichtung von drei Appartementhäusern samt zugehöriger großzügiger Tiefgarage und Gastronomieeinrichtung auf dem Stammareal. Die Einweihung dieses Gebäudekomplexes fand im Jahr 1999 statt. Die Bauarbeiten damals wurden weit überwiegend von einheimischen Betrieben und dabei in hoher Güte ausgeführt, wie man im Buch „Das ErholungsWerk Post Postbank Telekom e.V. im Wandel der Zeit“ auf den soeben vorhin benannten Seiten nachlesen kann. Leiter der Anlage war damals der Vorgänger von Meinecke, Franz Meier.

Heraus hob Sebastian Meinecke beim Vororttermin die von August 2019 bis Februar 2020 dauernde Generalsanierung, welche umfassende Renovierungen und Neugestaltungen der Anlagenwohnungen aber auch den Neubau der Rezeption sowie eine großzügige Erweiterung der Gastronomie „Poststüberl“ um einen Wintergarten brachte. Das bedeutete eine millionenschwere Investition in den Standort Oberwössen-Brem. Indem im Nachgang an die Ausschreibungen vielfach örtliche bzw. heimische Bau- und Handwerksbetriebe mit ihren Angeboten überzeugen konnten, kam das investierte Geld auch diesen und damit mittelbar in Teilen auch dem Ort bzw. der Region zugute. Die Qualität der baulichen und handwerklichen Ausführungen überzeugt und freut Gäste wie Mitarbeitende gleichermaßen. Die Teilnehmenden am Ortstermin konnten sich bei der von Sebastian Meinecke gegebenen Führung über die Anlage, insbesondere auch der Vorstellung einzelner Appartements, einen umfassenderen Eindruck davon verschaffen. Die Grünanlagen mit parkähnlichen Zügen und einem fantastischen Blick auf die umliegende Landschaft sowie ein kleinerer Spielplatz, ein kleinerer Basketballplatz und ein kleinerer Fußballplatz runden das Bild einer eindrucksvollen Ferienanlage ab.

Nach den Zielen und der beabsichtigten baulichen Entwicklung gefragt, antwortete Sebastian Meinecke: „Wir wollen die bestehende gute Auslastung weiterhin erreichen sowie die Anlage auf dem hochwertigen Stand erhalten, auf welchem sie sich aktuell befindet. Größere Sanierungen stehen dabei erfahrungsgemäß in etwa alle zehn Jahre an. Fortwährend geprüft werden beziehungsweise angedacht sind Erweiterungen der Freizeitausstattungen im Haus und der Angebote.“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ortstermin dankten dem Leiter der Ferienanlage Oberwössen-Brem des ErholungsWerks Post Postbank Telekom e.V. Sebastian Meinecke herzlich für die gegebenen Informationen, die gewährten Einblicke sowie den Austausch. Sie alle wünschten der Ferieneinrichtung und dem Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Zukunft.

Bericht und Foto: Klaus Hellmich, Unterwössen –  Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ortstermins vor einem der vier Gebäude der Ferienanlage. Es waren dies neben dem Leiter der Ferienanlage Sebastian Meinecke (4.v.l.) und dem Ortsvorsitzenden sowie Zweiten Bürgermeister Johannes Weber (2.v.l.) weiterhin (beginnend v.l.) Martin Nieß, Markus Guggenbichler, Dr. med. Florian Lesmeister, Erster Bürgermeister Ludwig Entfellner, Constanze Lüssow, Katharina Wagner, Andrea Größ, Michael Schatzl, Gerhard Meirer sowie Stephan Haugg. Außerdem (nicht im Bild) Klaus Hellmich.

Der Leiter der Ferienanalage Sebastian Meinecke, hier vor der Rezeption der Ferienanlage, bei seinen Ausführungen

Ein Blick in eine in den Jahren 2019 und 2020 generalmodernisierte Ferienwohnung in der Anlage

Fotos & Text: Klaus Hellmich

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Christina Rechl

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