„Die friedliche Demonstrationen, die vor 30 Jahren zum Fall der Mauer führten, sind bis heute ein Wunder und ein guter Grund dafür dankbar zu sein“ – mit diesen Worten begann Cornelia Gaiser vom Pfarrverband Westliches Chiemseeufer eine Ökumenische Andacht am Tag der Deutschen Einheit im Atrium des Bernauer Schulgartens. Dem Blick zurück von der Gemeindereferentin folgte zugleich ein Blick nach vorne mit der Frage: „Wo geht es mit der Demokratie in unserem Lande hin? Mögen uns der heutige Tag und das Jubiläum nicht nur erinnern, sondern auch ermutigen, dass Jeder an seinem Platze etwas für die Einheit tun kann und auch tun muss“.
Die Verkündigung des christlichen Glaubens – so Cornelia Gaiser weiter – war in der DDR-Gesellschaft nicht erlaubt, dennoch waren es Christen, die mit ihren Gebeten und Lichterketten die Türen geöffnet und die Mauern niedergerissen haben. „Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzenlicht und Gebeten“ – mit diesen Worten zitierte sie einen ehemaligen SED-Funktionär. Bei der Vorbereitung und Gestaltung der Ökumenischen Andacht wurde Cornelia Gaiser unterstützt von Gregor Thalhammer von der Katholischen Pfarrgemeinde sowie von Rupert Althaus und Silvio Kalauka von der Evangelischen Christusgemeinde. Silvio Kalauka erinnerte in seinem Beitrag daran, dass er als junger Konfirmant in seiner damaligen Heimat in der Lausitz heimlich die Montags-Demonstrationen beobachtet hat und dass diese mit der weiteren friedlichen Entwicklung für ihn bis heute von prägender Natur geblieben sind. Zur musikalische Gestaltung trugen Jürgen Eschmann mit Gitarre und Gesang sowie zwei Gemeinschaftslieder bei.
Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber sprach in ihrem Grußwort von der Bedeutung von Einigkeit, Freiheit und Recht und sie erinnerte daran, dass vor 30 Jahren im Schulgarten auf Initiative des CSU-Ortsverbandes durch den damaligen Bürgermeister Lenz Steindlmüller und dem CSU-Vorsitzenden Klaus Daiber eine Linde gepflanzt wurde. Beide Alt-Bürgermeister wohnten auch der Ökumenischen Andacht bei und sie waren auch zugegen, als eine neue Friedens-Linde im Schulgarten gesegnet und gepflanzt wurde. Die neue Linde wurde wiederum vom CSU-Ortsverband und von Gemeinderat Matthias Vieweger spendiert. Bei der Einpflanzung halfen mit Spaten und Schaufel auch Gemeinderätin Katrin Hofherr (Jugendbeauftragte) und Gemeinderat Severin Ohlert (Umweltreferent) mit. Der Tag der Deutschen Einheit wurde in Bernau von Gemeinde und Bevölkerung umfassend und mit corona-gebotenem Abstand gefeiert. Zuerst wurden weitere Pflanzungen als Aktion der Bernauer Grünen vorgenommen (Apfelbäume, Kastanienbaum, Bergahorn, Plantane und Mispel), alsdann ging es zu Fuß oder mit dem Rad quer durch den Ort. An zahlreichen Plätzen, Innenhöfen und Garagen gab es zum Motto „Bernau mistet aus“ Flohmärkte mit zum Teil seltenen Raritäten und in verschiedenen Straßenzügen sorgten Bernauer Ortsvereine für kulinarische Verköstigungen. All die Angebote sowie auch das Gartenkonzert der Bernauer Blaskapelle im Kurpark wurden vielfach und gerne angenommen. Die Bernauer Blasmusikanten spielten bei gutem Besuch fast zwei Stunden bis ein Föhnsturm die Noten wegblies und das ganz und gar nicht windige Konzert beendete. „Eine schöne Idee, den Feiertag zu einem Begegnungstag werden zu lassen, das tut gerade in diesen Zeiten mit den vielen Einschränkungen gut“ – so ein Radler-Ehepaar aus dem benachbarten Rottau.
Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke vom Tag „Bernau dahoam“ am Tag der Deutschen Einheit.