Brauchtum

Bernauer Alphörner – eine reiche Geschichte

Das Alphorn ist in der Gemeinde Bernau von besonderer Bedeutung und wird auch aktiv gepflegt. Erstmals seit 1959 als Franz Jell aus dem Bernauer Ortsteil Hafenstein mit einem selbst gebauten Alphorn dieses Instrument in Oberbayern wieder einführte gibt es in diesem Sommer im Bernauer Kurgarten Alphorn-Konzerte. Zu hören sind dabei die „Hafenstoana Alphornbläser“, dessen Leiter Donat Frey im Herbst 1963 beim „Messerschmied Franz“ das Alphornblasen, das Alphornbauen und auch die Schnitzereien auf den Alphörnern erlernte. Das war zugleich die Geburtsstunde der „Hafenstoana Alphornbläser“, die somit im nächsten Jahr ihr 60jähriges Jubiläum feiern können.

Ehe sich Donat Frey (Jahrgang 1949 ) mit seinem kleinen Alphornorchester an ein eigenes Konzert wagte, galt es viele neue Stücke einzustudieren und auch alle Mitglieder mit einem Alphorn auszustatten. Für die Hafenstoana ist es eine ehrenvolle Selbstverständlichkeit, dass die Alphörner selbst gebaut werden. Dazu erklärte Conny Frey, Frau des Alphornisten Günter Frey als Moderatorin des Konzertes im Pavillon des Bernauer Kurgartens: „  Wir spielen mit unseren selbstgebauten Alphörnern ( 4 Meter lang, Stimmung Es-Dur), die aus einem Fichtestamm gefertigt sind. Die Mundstücke sind aus Buchenholz, damit der Ton milder wird. Unsere Musikstücke sind zum Teil selbst geschrieben oder von anderen Alphornbläsern übernommen“.  Anspruchsvolle Stücke wurden für das Konzert ausgesucht.  Den Auftakt bildete der „Berner Jodler“ von Martin Christen, eine klassische Alphornweise, das von einem Jodler abgeleitet wurde. Christen arbeitete ca. 1935 als Page in einem Schweizer Hotel, dort unterhielt er die Gäste mit dem Alphorn, im Schwarzwald bei einem Alphorntreffen lernte Donat Frey den Komponisten dann persönlich kennen.  Die Hafenstoana spielen auch Stücke von Hans Jörg Sommer, dem bekanntesten Komponisten in der Alphornszene in Europa. Bekannte heimische Werke sind der „Prientaler“ vom Aschauer Adi Kieweg und die Eigenkomposition von Donat Frey mit dem Titel „Auf der Samer-Alm“. Das  fünfstimmige  Stück „Wallfahrt nach Heilig Kreuz von Hermann Studer erklärte Conny Frey wie folgt: „Bei diesem Stück geht es um eine Pilgerfahrt zum Wallfahrtsort Heilig Kreuz im Entlebuch. Entsprechend einer Pilgerreise beginnt das Stück in freudiger Erwartung, leitet über in eine Wanderung, hält inne im Gebet, schwankt zwischen Freude und Andacht und endet, wie es begonnen hat, schwungvoll, erleichtert. Zurück führt die Wanderung zügig ins heimische Wirtshaus“.

Entwicklung im Alphornblasen – Vom Hirtenhorn zum Alphorn

Vorgänger des Alphorns ist das Hirtenhorn, das etwa 1,5 Meter lang ist auf dem man  etwa 5 Töne spielen kann. Je länger das Horn ist, umso mehr Töne sind spielbar. Daraus hat sich das Alphorn mit 3 Meter bis 4,5 Meter Länge und bis zu 15 Tönen entwickelt. Die Länge des Horns ist auch von der Tonart abhängig, die man spielen möchte. In der Schweiz hat sich die Tonart Ges-Dur mit 3,30 Meter als Tradition durchgesetzt. In Oberbayern spielen viele Bläser in Es-Dur, das 4 Meter lange Alphorn wurde zur Traditionstonart. Es-Dur ist durch die größere Länge schwieriger zu spielen, hat aber einen wunderbaren Klang, die Hafenstoana spielen auch in Es-Dur.

Bernauer Alphorn auch für den Papst

In Bernau hat auch lange Zeit der verstorbene Peter Wörndl Alphörner selbst gebaut und mit weiteren Bläsern bespielt. Zu seinem persönlich wohl bedeutenstem Ereignis kam es, als er 1987 zum 60. Geburtstag vom damaligen Kurienkardinal und späteren Papst Joseph Ratzinger in den Vatikan nach Rom eingeladen wurde. Im Beisein vom damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß übergab er an Papst Johannes Paul II. und an Joseph Ratzinger je ein kleines selbstgefertigtes Alphorn, mit ihm und mit ihren Alphörnern dabei waren Hans Schmid und Peter Weingartner. Als der Papst das Instrument probieren wollte, fehlte das Mundstück, was der Heiterkeit allerdings keinen Abbruch tat.

Am Donnerstag, 8. September ist wieder Alphorn-Konzert in Bernau

Das nächste und für heuer letzte Konzert der Hafenstoana Alphornbläser beginnt –bei guter Witterung – am Donnerstag, 8. September um 18.30 Uhr im Bernauer Kurpark. Das Konzert dauert eine halbe Stunde und ist eintrittsfrei.

Weitere Informationen gibt es unter www.bernau-am-chiemsee.de.

Foto/s: Hötzelsperger – 1. Die Bläser von links: Thomas Schmid, Franz Gnadl, Karin Pichlbauer, Donat Frey, Günter Frey, Bernhard Kreuz.   Ansagerin ist – ganz links – Conny Frey, Ehefrau von Günter Frey. 2. Weitere Eindrücke vom Alphornkonzert der Hafenstoana Alphornbläser im Bernauer Kurpark. 3. Erinnerungen an 1987 als der Bernauer Peter Wörndl an Papst Johannes Paul II und an Kurienkardinal Joseph Ratzinger selbstgebaute Alphörner übergab.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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