Leitartikel

Bernau: Ungewöhnlicher Zufall im Leben einer Hundertjährigen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Das Leben schreibt Geschichten, die zuweilen kaum zu glauben sind – so ergeht es Vielen, wenn sie den ungewöhnlichen Zufall im Leben einer Hundertjährigen hören. Geschehen auf der Kampenwand und in Bernau a. Chiemsee: 80 Jahre nach ersten Farbfilmaufnahmen eines unbekannten Filmers strahlte das Bayerische Fernsehen eine Szene auf der Kampenwand aus, dabei wurde Anna-Maria  Praßberger aus Bernau mit ihrem Bräutigam Rudi Bauer von ihrem Sohn Helmut erkannt. Dessen Halbschwester Rudine sah dabei ihren Vater erstmals in bewegten Bildern.

Der Zufall wollte es: im November des vergangenen Jahres sendete das Bayerische Fernsehen eine Dokumentation mit dem Titel „Jahre der Verführung“, unter anderem mit ersten Farbfilmaufnahmen aus den Jahren 1931 bis 1939. Dabei wurde der beginnende Fremdenverkehr in Oberbayern, unter anderem auch mit dem Rasthaus Chiemsee und mit der Kampenwand festgehalten. Ein kleiner Beitrag hatte den Titel „Brotzeit auf der Steinlingalm“. Nachdem hier zuerst ein Gast mit einem milchgefüllten Maßkrug gezeigt wurde, schwenkte die Kamera auf ein Paar hin, das sich an einer Berg-Brotzeit erfreute. Helmut, Jahrgang 1950, der diese Sendung zufällig anschaute, sprang plötzlich auf: „Das ist ja unsere Mama mit dem Rudi, dem Vater meiner Schwester Rudine, das gibt´s ja gar nicht“. Gleich rief er seine im Juni 1945 geborene Schwester an, deren Vater im November 1944 im Krieg gefallen war. Neugierig geworden, versuchte Helmut dann den Film nochmals zum Anschauen zu bekommen. Vom Bayerischen Fernsehen erhielt er dann den Hinweis, dass dieser noch bis 18. November 2020 in der Mediathek zu sehen ist (https://www.br.de/mediathek/video/jahre-der-verfuehrung-doku-farbfilme-aus-bayern-1931-39-av:5d9c7ec2f9b298001a957419).

Mediathek machte es möglich: Hundertjährige sieht sich nach 80 Jahren wieder

Anna-Maria, in Bernau als Marille Praßberger bekannt, die damals mit ihrem Bräutigam gefilmt wurde, konnte erst vor wenigen Tagen ihren 100. Geburtstag in ihrem Bernauer Zuhause bei ihrer Familie feiern. „Als wir unserer inzwischen pflegebedürftigen Mama den Film zeigten, war deutlich zu sehen, dass sie sich und ihren Rudi erkannt hat, denn ein Lächeln ging über ihr Gesicht. 80 Jahre nachdem sie mit ihrer ersten Liebe einen Ausflug auf die Kampenwand unternahm, sahen wir sie in farbigen und lebendigen Bildern – wir konnten es kaum fassen!“ – so Helmut Praßberger. Seine Schwester fügte nach mehrmaliger Film-Betrachtung hinzu: „Für mich ist der Film ein besonderes Geschenk, denn bislang kannte ich meinen Vater nur von Fotos, jetzt habe ich ihn erstmals in bewegten Bildern gesehen, es ist unglaublich!“. Ergänzend erzählt sie über ihre Mutter, dass diese als Münchner Kindl in der Au zur Welt kam, im Cafe Hofgarten als Büffetfräulein ihre erste berufliche Station hatte und während des Krieges als Straßenbahn-Schaffnerin auch meinen Vater kennenlernte. 1941 war dann die Hochzeit, der Vater musste schließlich in den Krieg ziehen und fiel Ende 1944, wenige Monate bevor ich zur Welt kam. 1949 heiratete meine Mutter ein zweites Mal, dann den Bernauer Donat Praßberger, der in der Ära von Wolfgang Zeitlmann auch einige Jahre Zweiter Bernauer Bürgermeister war. Letztlich war und ist sie bei vier Kindern, fünf Enkelkindern und vier Urenkelkindern immer der familiäre Mittelpunkt geblieben“.

Foto/s/Repros: Hötzelsperger –   Bitte vorrangig nehmen: Praßberger, die kürzlich ihren 100. Geburtstag feiern konnte im Alter von 90 und 98 Jahren sowie bei der Hochzeit 1941 mit Rudi  sowie in Filmaufnahmen vor 80 Jahren mit ihrem ersten Mann Rudi

Evtl. in kleinem Format – Erinnerung: Tochter Rudine  und ihr Halbbruder Helmut Praßberger schauen sich immer wieder gerne den vor 80 Jahren von einem Unbekannten gemachten Film „Jahre der Verführung an“ – dabei erkennen sie ihre Mutter bzw. ihren Vater bei einer Brotzeit vor der Steinlingalm.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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