Kultur

Bernau: Musikalischer Spaziergang mit Kammermusik

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zu einem besonderen Experiment hatte am vergangenen Sonntag Albert Osterhammer, der musikalische Leiter der Bernauer Reihe „Konzerte mit besonderen Worten“, eingeladen. Nicht nur die engagierten Musiker waren Akteure, sondern auch fast 100 Zuhörer, die an diesem lauen Sommerabend der Einladung gefolgt waren. Osterhammer erklärte zu Beginn, dass Musiker im Normalfall mit nonverbaler Kommunikation auskommen – oftmals reicht ein Blickkontakt um sich bestens zu verstehen. Ziel des Experiments mit dem Titel „Worte mit Musik“ sollte aber sein, über die Musiker und mit den Musikern – allesamt Mitglieder der Münchner Philharmoniker– ins Gespräch zu kommen. Da man die besten Gespräche auf Spaziergängen führen könne, waren für diesen Konzertabend drei unterschiedliche Orte ausgewählt und mit Fußmärschen verbunden worden. Und das Experiment war ein voller Erfolg. Bei angeregten Unterhaltungen wurden die kurzen Wege vom Musikpavillon im Kurpark zum Amphitheater im Schulhof und anschließend zur Kirche äußerst kurzweilig überwunden und auf viele Fragen der Anwesenden konnten die Künstler Antworten geben. Die Wahl der Musiker war hervorragend: im „Shevlin-Quartett“ musiziert der 1. Konzertmeister der Münchner Philharmoniker, Julian Shevlin (1. Violine) zusammen mit seinen Kollegen Simon Fordham (2. Violine), Valentin Eichler (Viola) und David Hausdorf (Cello). Die bestens aufeinander eingestimmten Musiker wurden am letzten Spielort von dem Klarinettisten und Musikerkollegen Albert Osterhammer zum Klarinettenquintett erweitert. Auch das Programm war stimmig ausgewählt. An jedem Konzertplatz wurde ein Werk vorgestellt, bei dem sich der Komponist zum ersten Mal mit der Gattung Streichquartett/Klarinettenquintett auseinander gesetzt hatte.

An der ersten Station im Bernauer Kurpark erklang bei noch etwas wechselhaftem Wetter das Streichquartett in F-Dur op. 18,1 von Ludwig van Beethoven. Mit diesem Werk gelang es Beethoven dem Genre entscheidende neue Impulse zu geben und einen Meilenstein in der Musikgeschichte zu setzen. Die Zuhörer lauschten gebannt und konnten sogar über das einsetzende Glockengeläut hinweghören.

Im Schulhof wurde das Konzert dann sehr heimelig. Mit geringstem Abstand saß das Publikum bei den Musikern und konnte ihnen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Finger und in die Noten sehen. Auf dem Pult lag zuerst Josef Haydns Quartett in B-Dur, op. 76,4 oder auch „Sonnenaufgangsquartett“ genannt. Passend zum Titel kam schon bei den ersten Takten die bereits tief stehende Sonne hinter den Wolken hervor und tauchte den Schulhof in goldgelbes Licht. Anschließend verzauberte die „Romanze“ für Streichquartett von Sergej Rachmaninov die Zuhörer.

In der Kirche, der dritten und letzten Station auf dem Spaziergang, stand dann der Höhepunkt des Abends auf dem Programm: Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur, KV 581. Mit diesem Werk kombinierte der Komponist im September 1789 das erste Mal Klarinette und Streichquartett miteinander und setzte damit einen Gipfelpunkt der Kammermusik. Für die Anwesenden ein wahrer Hörgenuss, der mit lautem Beifall bedacht wurde.

Michaela Leidel, Kulturreferentin und Mitorganisatorin des Abends, dankte den Musikern für das gelungene Experiment und überreichte zusammen mit Christoph Osterhammer, dem Leiter der Tourist-Information, ein kleines Präsent. Als Zugabe erklang dann noch einmal der „Ländler“, den Mozart im 3. Satz für die Klarinette komponiert hatte, bevor die dankbaren Zuhörer dann in einen wunderschönen Sonnenuntergang entlassen wurden.

Den letzten Abend dieser Konzertreihe gibt es am Samstag, 17. November, um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Laurentius. Bei diesem Kirchenkonzert mit der Musikkapelle Bernau unter dem Motto „Worte über Musik“ geben passende Texte von Pastoralreferentin Edith Heindl den Rahmen.

Bericht und Fotos: Georg Leidel

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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