Es war richtig was los damals. Als die Bahnlinie von Bad Aibling noch Endstation in Bad Feilnbach hatte und die Gemeinde tief verschneit war, drängelten sich die Skifahrer in einer langen Schlange Richtung Tregleralm. „Damals ging man zwei, drei Mal hoch, schnallte oben die Skier an und fuhr wieder ab ins Tal. Auch eine Sprungschanze gab es“, erinnert sich Sebastian Kirner von der Bergwacht Bad Feilnbach, der 16 Jahre lang Bereitschaftsleiter war und heuer zum Ehrenbereitschaftsleiter ernannt wurde. Damals mussten die Leute der Bergwacht zu ihren ersten Einsätzen ausrücken und vor allem verletzte Skifahrer versorgen. 60 Jahre lang ist Kirner nun schon ehrenamtlich bei der Bergwacht, und er kann beinahe als direkter Zeitzeuge von der Geburtsstunde der Sektion erzählen. „Die Gründungsmitglieder habe ich alle gekannt“, sagt er. 75 Jahre lang gibt es die Bergwacht nun, und ihr Dasein wurde über all die Jahre immer wichtiger.
Einsatzzahlen vervierfacht
Waren es in den Anfangsjahren gerade mal zehn Einsätze im Jahr, so müssen die Mitglieder jetzt rund 40 Mal zur Hilfe für Menschen in Not ausrücken. Auch die Zahl der Bergwachtler ist dementsprechend gestiegen: Zehn bis zwölf Leute waren es am Anfang, im Jahr 2021 gehören 48 Frauen und Männer dazu. Für den heutigen Bereitschaftsleiter Matthias Eggersberger ist das die richtige Größe: „Wir kennen uns alle untereinander, sind nicht zu groß. Das hat schon was von Familie“, sagt er. Gerade in Situationen wo sich jeder auf den anderen verlassen können muss, ist das ein wichtiger Aspekt.
Bei der Bergwacht sein bedeutet ständiges Üben, Lernen, Weiterbilden. Jeden Freitag von 19 Uhr bis 21 Uhr ist Ausbildungsabend, hier halten sich praktische Übungen und das Lernen von theoretischen Inhalten die Waage. Damit im Ernstfall ein Einsatz so gut wie möglich abläuft, dauert die Ausbildung zwischen drei und fünf Jahre.
Konsequente Jugendarbeit
Was sich bei der Feilnbacher Bergwacht gut bewährt hat, ist das Konzept, seit rund 30 Jahren konsequent auf die Jugend zu setzen. Der Nachwuchs setzt sich vorwiegend aus Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren zusammen, die im Idealfall zwecks Ortskenntnissen aus der Gemeinde kommen und dazu schon Erfahrungen im alpinen Klettern und alpinen Skilauf haben. Am Anfang steht ein Eignungstest, bei dem Kondition und technisches Können überprüft werden. „Die Grundvoraussetzungen müssen da sein, den Feinschliff gibt’s dann später“, sagt Eggersberger. Er selbst ist seit neun Jahren Bereitschaftsleiter und weiß, dass eine fundierte Ausbildung, zu der auch die Naturschutzprüfung zählt, das A und O ist. „Wir stehen in der Öffentlichkeit, bei uns gibt es keine Abzeichen wie bei der Feuerwehr, bei uns die Bergwachtjacke das Aushängeschild.“
Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de