Tourismus

Begeisterung bei Kampenwand Historic 2022

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

In Aschau laufen auch noch die Hundertjährigen! Gleich elf Motorräder bei der sechsten Kampenwandhistoric 2022 wurden noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut. Heute weitgehend unbekannte Firmen, wie Ariel, Rudge, Calthorpe oder Indian und Typenbezeichnungen, die es längst nicht mehr gibt und über die nur noch Spezialisten Bescheid wissen. Ersatzteile gibt’s dafür natürlich längst nicht mehr, erzählten die stolzen Besitzer, alles was ersetzt werden muss, das muss mit der Hand gefertigt werden. Hier stimmt der alte Motorradspruch: eine Stunde fahren – einen Tag schrauben – vollkommen. Elf dieser alten Schätzchen kamen nach Aschau, um an der Kampenwandhistoric 2022 teilzunehmen.

Als Schirmherr wünschte Bayerns Innenminister Joachim Hermann dem Rennen einen guten Verlauf. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern brauche er sich wohl keine Sorgen zu machen. Streckensprecher Karl Meier stellte die betagten Motorräder dem Publikum vor, aber da die meisten Besucher eh vom Fach waren und sich mit Motorrädern, Benzin und Motoröl bestens auskannten, wussten die meisten auch schon nach der Namensnennung Bescheid.

Wo sonst rund um die Aschauer Festhalle beschauliche Ruhe und vollkommene Stille herrscht, war es an diesem Wochenende ganz anders: heulende Motoren von Solomaschinen und Gespannen, Auspuffgeruch, Benzinschwaden und Öldunst. Die sechste internationale Kampenwandhistoric – ein Motorrad Classic Grand Prix – zog Zuschauer aus der ganzen Region nach der Corona-Pause wieder ins Festhallengelände. Leider spielte das Wetter am Samstag nicht ganz so mit und so fanden nur die ganz Harten den Weg ins Priental. Hautnah standen sie an der Strecke und sahen die Motorräder vorbeifahren, die alten betagten mit nur wenigen Pferdestärken etwas langsamer, die neuen dagegen pfeilschnell. Streckensprecher Karl Meier wusste zu jeder Maschine etwas zu sagen. Da lachte gar manches Sammlerherz und musterte die antiken Gefährte mit Kennerblick. Auf Geschwindigkeit kam es bei diesem Rennen gar nicht an, die uralten Schätzchen aus den Kindertagen des Motorsportes hätten mit ihren paar PS sonst keinerlei Chancen gegen die hoch getunten Geschosse der Neuzeit gehabt. Organisator Manfred Stein hatte die sechste Kampenwandhistoric auf einem 750 Meter langen Rundkurs unterhalb von Schloss Hohenaschau in 14 Klassen unterteilt und als Gleichmäßigkeitslauf ausgeschrieben. Gleichmäßigkeitsläufe sind nicht auf die Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten ausgelegt und schonen das historische Fahrzeugmaterial. Bei Rundkursen wird vom Fahrtleiter (entspricht dem Rennleiter) die Runde festgelegt, deren Zeit als Maß genommen wird. Alle darauf folgenden Runden müssen in möglichst gleicher Zeit absolviert werden, die Beträge der jeweiligen Abweichungen werden in Strafpunkten zusammengezählt. Hier ist der Teilnehmer mit der niedrigsten Punktzahl der Sieger. Es sind keine Rennen im eigentlichen Sinne, denn um die teuren und seltenen alten Motorräder nicht unnötig hohem Verschleiß auszuliefern, fährt man möglichst gleichmäßige Runden, statt möglichst schnelle Zeiten. Aber trotzdem ging es ganz schön zur Sache, vor allem bei den Beiwagenmaschinen.

Das traditionelle Rahmenprogramm – ein paar Runden als Schmiermaxe auf den Beiwägen – während der Mittagspause mit den Kindern des Aschauer Behandlungszentrums aus dem Würzburger Haus fiel in diesem Jahr dem Regen zum Opfer drehen. „Leider ist der Transport von Rollis auf dem Beiwagen nicht möglich. Aber das Leuchten dieser Kinderaugen ist mehr wert als alle Pokale, die ihr hinterher mit nach Hause nehmen dürft“, so Manfred Stein, der diese Sonderfahrten seit der allerersten Kampenwandhistoric fest im Programm hat zu den Fahrern.

Hans Steinberger aus dem nahen Frasdorf stellte aus seiner Oldtimersammlung ein Dutzend perfekt hergerichtete Motorräder vor. Einige davon lieferten sich dann auf dem Rundkurs ein heißes Rennen. Bürgermeister Simon Frank dankte dem Veranstalter Manfred Stein für die Planung und Durchführung dieser motorsportlichen Veranstaltung, damit habe er wieder einmal ein Zeichen für weitere Vorhaben dieser Art gesetzt. Der Platz hier unter der Burg sei bestens geeignet und die alten Maschinen aus den Anfängen der Motorisierung zeigten den Zuschauern „am lebenden Objekt“ was man als Fahrer früher noch alles schrauben und Selbermachen konnte.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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