Ein unvergesslicher Abend: Stefanie Iranyi und Asher Fisch in der Achentalhalle in Unterwössen – Stehende Ovationen in einem Benefizkonzert sagten danke für einen wunderbaren Abend. Die Wahl-Unterwössner, die Mezzosopranistin Stefanie Iranyi und ihr Ehemann, der Dirigent und Pianist Asher Fisch, gaben ein Konzert mit dem Titel „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ in der akustisch so feinen Achentalhalle.
Der Erlös kommt der Karl und Erna Eigner Stiftung zugute, die vor allem die Musikschule mit ihren Ensembles und talentierten Schülern fördert. Lachend erinnert sich Stefanie Iranyi an ihre Stunden in der Musikschule in Grassau. „Wir damaligen Mitglieder der Grassauer Scherzlgeiger sind damals gefördert worden und ich konnte so in die Musikwelt eintauchen.“
Stefanie Iranyi ist nicht nur eine Mezzosopranistin von Weltrang, sondern auch ein echtes bayerisches Talent. Geboren im Nachbardorf Schleching-Raiten und ausgebildet an der Musikhochschule München, hat sie sich international einen Namen gemacht. Ob in Palermo, Venedig oder auf renommierten Konzertbühnen wie der Suntory Hall in Tokio, Iranyi begeistert weltweit. Sie arbeitete mit Dirigentengrößen wie Zubin Mehta und Simon Rattle zusammen.
Ihr Ehemann Asher Fisch, geboren 1958 in Jerusalem, ist ein hoch angesehener israelischer Dirigent und Pianist. Seit 2014 steht er dem West Australian Symphony Orchestra (WASO) vor. Fisch ist besonders für seine Interpretationen der Werke von Brahms und Wagner bekannt; seine Aufnahmen in diesen Bereichen haben ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. Asher Fisch tritt gerade seinen Dienst als Chefdirigent der Tiroler Festspiele Erl an.
Schon im Vorfeld hatte das Ehepaar verlauten lassen, ein breit gefächertes Konzert zu bieten. Stefanie Iranyi begeisterte das Publikum im „Alten Bad“ mit einer beeindruckenden Bandbreite an Stücken, die ihre stimmliche Vielfalt und emotionale Tiefe zur Geltung brachten. Den Auftakt machte „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus Robert Stolzes „Der Favorit“, bei dem die Sängerin um jeden Ton rang und der Pianist ihre leidenschaftliche Hingabe perfekt unterstützte. Sie sang die packende Geschichte der Tänzerin Fanny Elssler aus einer posthumen Operette von Johann Strauß II. Mit „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus der Operette „Im weißen Rössl“ fesselte Iranyi das Publikum, bevor sie mit „Heia, Heia, in den Bergen“ aus „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán das romantische Thema mit ungarischer Folklore verknüpfte. Das melancholische „Spiel auf deiner Geige das Lied“ – bekannt auch als „Nimm Zigeuner deine Geige“ – vermittelte tiefgehende Sehnsucht und leidenschaftliche Gefühle.
Dann ein Gesangsblock, den das ältere Publikum aus dem Stand hätte mitsingen können. Aufmunternde Lieder aus der Filmmusik vergangener Jahrzehnte „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ und „Ein Freund, ein guter Freund“ beschwingten das Publikum. „Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück“ brachte den Charme der Unterhaltungsmusik lebendig zum Ausdruck. Stefanie Iranyi hebt so etwas auf ein ganz besonderes Niveau. Dafür bekam sie großartigen Applaus. Youkali, das wunderbare Lied von Kurt Weill, ein Tango-Habanera über die Trauminsel Youkali, beschreibt gesanglich den Ort, an dem Sorgen vergessen sind. Den bitteren Unterton auszudrücken, dass es tatsächlich nur ein Traum ist, gelang der Sängerin zauberhaft. Mit der „Habanera“ aus Bizets „Carmen“ zeigte Iranyi ihre Vielseitigkeit und schloss das Konzert eindrucksvoll mit Gershwins „I got Rhythm“ und „Summertime“ ab, die sie wunderbar in Gefühl und Ausdruck sang. Ein Abend voller Leidenschaft und musikalischer Brillanz, der das Publikum tief beeindruckte. „Amore, Amore“ sang Iranyi mit schelmischem Ausdruck. Schon die Geschwindigkeit eines Piazolla Tangos verlangte beiden Künstlern einiges ab
Iranyi singen zu hören und zu sehen, ist ein Erlebnis. Mit einem großen Stimmumfang und einer sehr kraftvollen Stimme ist in ihren Liedern nichts dem Zufall überlassen. Mit großem körperlichem Einsatz erarbeitet sie jeden Ton, der dann mit Kraft, Energie und Klarheit die Achentalhalle füllt. In hoher Konzentration gelingt es ihr, mit jedem Ton dem Gefühl nachzuspüren, das das Lied vermittelt. Eine großartige Leistung. Die letzte Zugabe war „A Chloris“, ein Lied, das 1916 von dem französischen Komponisten Reynaldo Hahn komponiert wurde. Es drückt tiefe Liebe und Bewunderung aus. Vor der Struktur von Barockmusik zaubert das leise feine Lied eine ruhige Qualität im Zusammenspiel von Gesang und Klavier. Das Lied erzeugte eine intime Atmosphäre, wunderbar dargebracht.
Damit sind wir beim Klavier, dem Bösendorfer Flügel der Achentalhalle, und dem Pianisten Asher Fisch. Der unterstreicht mit ungeheurer Aufmerksamkeit und Intensität den Gesang, weiß die Emotionen der Lieder zu empfinden und mit der Sängerin zu unterstreichen. Wunderbar, wie die beiden miteinander harmonieren. Am grandiosen Beifall hat nach Auffassung aller gehörten Stimmen nach dem Konzert er einen großen Anteil. Das Konzert war sehr besonders, gab es doch kein enges Thema vor und eröffnete den beiden Protagonisten auf der Bühne einen ungeheuren Spielraum, den sie sehr weit nutzten. Es war auch anders, weil Stefanie Iranyi ihre Beiträge vor einem Publikum ihr bekannter Gesichter moderierte. Ihre Beiträge hatten eine persönliche Note, waren humorvoll. Sie belegten, wie authentisch und geerdet Stefanie Iranyi ist. Das Publikum hatte großen Spaß mit ihr.
Am Ende blieb eine Hochachtung vor zauberhaftem Gesang, in dem jeder Ton erarbeitet und gefühlt ist, in dem um Stimmungen gerungen wird. Das Konzert war mit knapp 300 Zuhörern sehr gut besucht. Höchst konzentriert folgte das Publikum den Darbietungen, um dann jeweils in kräftigen Applaus zu verfallen. Die Begeisterung spiegelte sich in den Gesichtern. Gegen Ende des Konzertes gab es immer wieder Begeisterungsrufe und im Schlussapplaus stehende Ovationen.
Musikschulleiter Otto Dufter zeigte sich herzlich dankbar, dass Iranyi und Fisch dieses Benefizkonzert zugunsten der Karl und Erna Eigner Stiftung gaben. Über den Zweck Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, Heimatpflege und Heimatkunde zu unterstützen, zielt die Stiftung insbesondere, die Musikschule zu unterstützen. Nur weil Stiftungen die Ensembles der Musikschule unterstützen, gebe es im Leben der sieben Gemeinden rund um die Musikschule Grassau so viele Ensembles, sieht Dufter. Natürlich unterstützen die Gemeinden die Musikschule, weiß er, „die on top Förderung von Talenten und Ensembles ist aber nur mit den Stiftungen möglich“. Doch beide Stiftungen, die Wolfgang Sawallisch Stiftung, Grassau, und die Karl und Erna Eigner Stiftung, Unterwössen, seien auf die Ewigkeit angelegt und dürften ihren Vermögenssockel nicht angreifen. Gerade nach der langen Niedrigzinsphase sind die deshalb dringend auf Spenden angewiesen. Stefanie Iranyi und Asher Fisch bestritten den Abend ohne jede Gage.
Bericht und Bilder: Ludwig Flug
Interview mit Stefanie Iranyi
Frage: Stefanie, wie fühlt es sich an, im Heimatort aufzutreten? Was ist anders?
Stefanie Iranyi: Alles ist irgendwie ein wenig anders. Die Vorbereitung ist zwangsläufig gelassener, dadurch aber auch ein bisschen stressiger, da ich die Kinder um mich habe. Das Lampenfieber ist eher eine freudvolle Erwartung, da man vor allem im „Alten Bad“ direkten Zuhörer-Kontakt hat bis kurz vor dem Auftritt. Das ist unter normalen Umständen eigentlich nie der Fall, weil man – wie beim Fußball aus den Katakomben erst beim Anpfiff auf die Bühne kommt. Die Tatsache, dass man fast alle Gesichter kennt, ist durchaus eine Herausforderung. Man muss versuchen, konzentriert und bei sich zu bleiben. Das fällt einem in einem Saal mit 2000 Zuhörern viel leichter.
Frage: Kannst du die Emotionen während dieses Konzerts beschreiben?
Stefanie Iranyi: Am Anfang des Konzertes war es noch ein Abtasten und Einfühlen in die Atmosphäre des Saales. Ab dem dritten Lied nur noch Genuss!
Frage: Lag dir ein Stück des Programms besonders am Herzen?
Stefanie Iranyi: Die letzte Zugabe lag mir besonders am Herzen. Und die Stille und Aufmerksamkeit des Publikums machte es für mich an diesem Abend noch ein Stück wertvoller.
Frage: Wie wirkt sich die besondere Beziehung zum Heimatpublikum auf Ihr Konzert aus?
Stefanie Iranyi: Mein Mann und ich haben sehr viel überlegt, was gut passen könnte und was allen eine Freude bereitet. Wird man von einem Veranstalter angefragt, sind meist die Komponisten vorbestimmt oder zumindest eine gewisse musikalische Richtung vorgegeben. Man fühlt sich als Künstler vielmehr verantwortlich, was einerseits einen gewissen Druck aufbaut, andererseits aber dann umso mehr belohnt wird, als dass wir so herzliche und euphorische Rückmeldungen bekamen.
Frage: Gibt es neue musikalische Projekte?
Stefanie Iranyi: Ich werde gemeinsam mit dem Organisten Johannes Berger für den Lions Club Achental ein Benefizkonzert in der Unterwössner Kirche am 12. November dieses Jahres geben.
Bericht, Bilder und Interview: Ludwig Flug