Kultur

Begeisterung bei Aiblinger Literaturtagen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Satirische Landeskunde und filigrane Musik  – Franziska Wanninger und Florian Burgmayr begeistern bei den Bad Aiblinger Literaturtagen

Die aus Simbach am Inn stammende Kabarettistin, Autorin und Schauspielerin Franziska Wanninger konnte an ihrem Erfolg bei einem Auftritt an der Wirtschaftsschule Alpenland vor sechs Jahren anschließen. Auch diesmal fand die Veranstaltung im Rahmen der Bad Aiblinger Literaturtage in der Aula der Schule statt. Für die Lesung aus ihrem satirischen Buch „Der famose Freistaat – Bayern verstehen für Anfänger und Fortgeschrittene“, das sie zusammen mit dem Kabarettisten und Schauspieler Martin Frank verfasst hat und das mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stand, hatte sie den Komponisten und Bühnenmusiker Florian Burgmayr mitgebracht.

Burgmayr verknüpfte Wanningers Lesepassagen mit kurzen Zwischenspielen auf der Tuba, auf der er zum Auftakt einen bodenständigen Landler blies. Auf dem Akkordeon kommentierte und konterkarierte er die satirischen Textausschnitte virtuos mit eigenen kurzen Stücken, filigran und harmonisch raffiniert gestaltet mit Elementen der Volksmusik, des Jazz und moderner Klassik. Die ausgewählten Kapitel gerieten zur satirischen Landeskunde, wobei Wanninger ihre humorvollen Ausführungen auf der Grundlage intensiver Recherchen vortrug, gespickt mit zahlreichen Pointen und sprachlichen Bonmots. Dabei hatte sie, wie man so sagt, dem Volk aufs Maul geschaut, denn viele Redewendungen und Sprüche ergänzten die detaillierten Erläuterungen. Nach einer kurzen geographischen bzw. topographischen Einteilung Bayerns und seiner Landesteile konnte sie zeigen, dass zu der vielschichtigen Herkunft der Bayern „eine langanhaltende Völkerwanderung und stammesübergreifende Paarungen“ beigetragen hätten und die Ursprünge praktisch einen „keltisch-römisch-germanischen Mischmasch“ darstellen.

Das gelte vor allem auch für die Sprache, die bei Wanningers Erklärungen immer wieder eine Rolle spielte. So kam sie nach der unterschiedlichen Charakterisierung der Regierungsbezirke zu den Missverständnissen, die durch die Bedeutungsnuancen bestimmter Wörter und Ausdrücke entstehen können, wie es beispielsweise bei „du gehst mir ab“ („du fehlst mir“) und „mir geht einer ab“ (bitte selber übersetzen) der Fall ist. So gab es auch einen Exkurs über den „Grant“, eine Besonderheit des bairischen Charakters, die in Bayern eine „philosophische Höchstleistung“ darstellt, wobei man aber, so die Verfasserin, den „Grantler“ nicht mit dem „Grattler“ verwechseln dürfe. In diesem Zusammenhang erläuterte Wanninger auch alle kontextbezogenen Bedeutungen der Bezeichnung „Hund“ vom Schimpfwort bis zum Kompliment. Weitere Themen waren „Liebe“ und „Ehe“, die in die pragmatische Stammtischweisheit gipfelten: „Wos`d da daheiradst, muast da ned daoabatn.“ Dann folgten bayerische Charakteristiken zwischen „Gemütlichkeit“ und „Revolution“ und ließen das Thema Sprache noch einmal aufscheinen. Sehr vergnüglich war da die Darstellung der lokalen Unterschiede im fränkischen Dialekt am Beispiel des deutschen Satzes „Ich wollte ihr tragen helfen“ mit 14 Varianten von Bad Windsheim („Ich howwera droong helfn welln“) bis Kronach („Ich houre draang helf wölln“).

Über bayerische Leibspeisen und Traditionen gings dann weiter zum Kapitel über die Monarchen, wobei natürlich Franz Joseph Strauß und andere Ministerpräsidenten nicht fehlen durften. Mit Bayerns besonderem Verhältnis zum Tod (siehe Brandner Kasper!) und einem sehr emotionalen Gedicht mit dem Titel „Hoamkemma“ endete der offizielle Teil, aber erst nach einer versöhnlichen Zugabe, die auch auf dem Akkordeon harmonisch untermauert wurde, ließ das begeisterte Publikum die Künstler von der Bühne.

Bericht und Foto: Wirtschaftsschule Alpenland        

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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