Eine Fülle von Menschen aus den verschiedensten Ländern und in den unterschiedlichsten Situationen sind in der neuen Ausstellung der Priener Künstlerin Christa Bock-Köhler in der Rathausgalerie Siegsdorf zu sehen. Nicht nur Bilder in großen und kleinen Formaten sind zu bewundern, sondern auch Skulpturen, die oftmals die Bilder ergänzen. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch, meist in Beziehung zu anderen Menschen. Ihre Ausstellung nennt die Künstlerin daher „Begegnungen“.
Der Licht durchflutete Raum der Galerie bringt die Kunstwerke, von denen viele in den letzten Jahren, einige aber viel früher, entstanden sind gut zur Geltung. Eine Werkgruppe, 2018 entstanden, bezieht sich auf eine große Afrikareise der Künstlerin, so zwei Bilder mit „Afrikanische Nacht“ betitelt und in Acrylfarbe mit Pigmenten und Sternenstaub auf Leinwand gemalt. Davor der Kopf einer Himba, Vertreter eines indigenen Volkes aus dem Norden von Namibia, das sich kulturell von den Hereros unterscheidet.
Mehrere Bilder thematisieren die Corona-Zeit, zum Beispiel „Stillstand“, „Irr(e) Wege“ oder „Orientierungsversuche“ betitelt. Christa Bock-Köhler versteht es hervorragend, sich in die Menschen hineinzudenken und bei der bildlichen Wiedergabe die jeweilige Gefühlssituation des/der Dargestellten sowohl in Mimik als auch Körperhaltung auszudrücken. Die meisten ihrer Figuren strahlen gute Laune und Fröhlichkeit aus, bei den skulpturalen Darstellungen zum Beispiel „…ich geh´tanzen!“ oder die aussagekräftige Skulptur zum Kampf zwischen den Geschlechtern „Tauziehen“, modellierter Beton mit Farbpigmenten. Christa Bock-Köhler, 1949 In Straubing geboren, lebt und arbeitet seit 2012 als freischaffende Künstlerin in Prien am Chiemsee auf einem alten, ehemaligen Bauernhof. Seit ihrer Kindheit sind Malen und plastisches Gestalten Ausdrucksmittel, die sie trotz ihres Vollzeitberufs als Lehrerin für Englisch und Erdkunde an mehreren Schulen in Nürnberg immer pflegte
„Säulenheilige“ des 21. Jahrhunderts, ebenfalls kleine modellierte und patinierte Skulpturen auf weißen Säulen stellen witzig, ironisch das unterschiedliche Lebensgefühl der Menschen in unserer Zeit dar. In Vitrinen sind kleine, sehenswerte Bilder zu finden, so die „Charakterköpfe“ in Acryl auf Schiefer und Aludibond gemalt. Bock-Köhler interessieren nicht nur „schöne Gesichter“, sondern gerade die vom Leben gezeichneten, wie ein vom Wetter gegerbtes, zerfurchtes Gesicht oder vom Alter verwittert. In Mischtechnik auf Leinwand ist das vielfarbige, eher in Rot gehaltene Bild „Ist da jemand?“ gemalt. Ein Erkennungszeichen der Künstlerin, das immer wieder auftaucht, ist ein kleiner lustiger, nicht Furcht einflößender Drache – passt zum diesjährigen Jahr des Drachen und eben diesem chinesischen Sternzeichen. Die dargestellten unterschiedlichen Szenen laden zum Reflektieren ein und fordern die Betrachter auf, sich in die Figuren zu versetzen, ihre Geschichte zu ergründen oder eine zu erfinden. Mit ihrer Ausstellung möchte die Künstlerin Raum schaffen für Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Besuchern, den Kunstwerken und ihr selbst.
Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, jeweils von 14 bis 16 Uhr in der Rathausgalerie Siegsdorf, Rathausplatz 1, zu sehen. Anmeldungen zur Besichtigung zu anderen Zeiten sind unter der Telefonnummer 0151 12730082 bei der Künstlerin möglich.
Bericht und Foto: Christiane Giesen