Krisen wirken sich auch auf die Umstellungsbereitschaft aus
(12. Februar 2023) München / Nürnberg – Bayerns Ökolandwirtschaft wächst weiterhin, allerdings aufgrund der Krisen lediglich verhalten. Wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Vorfeld der internationalen Leitmesse BioFach in Nürnberg mitteilte, haben im vergangenen Jahr rund 300 weitere Landwirtschaftsbetriebe mit insgesamt rund 7.000 Hektar Fläche auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die in der Folge explodierenden Energie- und Produktionskosten sowie die hohe Inflation haben auch einen spürbaren Einfluss auf den Ausbau des Ökolandbaus. Denn all das hat die Nachfrage nach Ökolebensmitteln und die Umstellungsbereitschaft der Betriebe leider deutlich gebremst“, sagte die Ministerin in München. Die Anzahl der Ökobetriebe in Bayern liegt nun bei fast 12.000, sie bewirtschaften insgesamt nahezu 415.000 Hektar Fläche nach den Vorgaben des Ökolandbaus. Damit verfügt Bayern bundesweit weiterhin über die mit Abstand größte Ökofläche und die meisten Ökobetriebe. Rund jeder dritte deutsche Ökobetrieb wirtschaftet im Freistaat.
Der stärkere Preisanstieg bei konventionell erzeugten Produkten hat den Abstand zu Bioprodukten verringert. Diese Entwicklung, fehlende Planungssicherheit in der bundesdeutschen Agrarpolitik und die Verteuerung von Energie und Futtermitteln haben viele Landwirte erheblich verunsichert und die Bereitschaft zur Umstellung gedämpft. Darüber hinaus macht sich auch das durch die Inflation verminderte Budget der Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem Öko-Markt bemerkbar. „Viele müssen bei den überall gestiegenen Kosten mehr rechnen und überlegen sich genauer, was sie in den Einkaufskorb legen“, so die Ministerin. Dennoch liegen die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln immer noch über denen des Jahres 2019.
Auch wenn der Anteil des Ökolandbaus an der Landwirtschaftsfläche derzeit noch bei 13 Prozent liegt, hält die Ministerin an ihrem Ziel eines Flächenanteils von 30 Prozent bis 2030 fest. Dieses Ziel hatte sich Bayern bereits 2019 gesetzt – und damit lange vor dem Bund. „Wir werden weiterhin alles daransetzen, den Ökolandbau konsequent auszubauen und unterstützen ihn mit der bundesweit besten Förderung“, bekräftigte Kaniber. Das eigens dazu aufgelegte bayerische Landesprogramm BioRegio 2030 hat dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Die Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Beratung, Förderung, Forschung und Vermarktung sollen die gesamte Bio-Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher stärken. Seit diesem Jahr erhalten Ökobetriebe für die Beibehaltung der ökologischen Wirtschaftsweise eine Förderung in Höhe von 312 Euro je Hektar Ackerfläche und von 284 Euro je Hektar Grünland. Kaniber: „Wir gehen mit der Förderung bis an die rechtlich mögliche Obergrenze, damit der Ökolandbau in Bayern auch weiterhin attraktiv bleibt.“
Die Ministerin machte allerdings deutlich, dass man weder den Ökolandbau noch den Konsum von Bio-Produkten staatlich verordnen kann. „Wir können und wollen weder den Landwirten vorschreiben, wie sie ihren Betrieb bewirtschaften, noch den Verbrauchern, was auf ihren Tisch kommt. Wir können nur optimale Anreize setzen und das Bewusstsein schaffen, die Produktion muss sich aber mit dem Markt zusammen entwickeln.“, so Kaniber. Der Verbraucher habe es in der Hand. „Wer den heimischen Ökolandbau unterstützen will, muss zu bayerischen Bio-Produkten greifen. Und die erkennt er schnell und zuverlässig an unserem Bayerischen Bio-Siegel“, sagte die Ministerin.
Text: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – Foto: Pia Regnet/StMELF