Der Anteil der oberbayerischen Handwerksbetriebe, die 2024 Umsatzeinbußen befürchten, ist von 38 Prozent vor Jahresfrist auf nun 45 Prozent gestiegen. Dies zeigt die jährlich durchgeführte Online-Umfrage „Handwerkstrends“. „Welchen Einfluss die Haushaltskrise im Bund auf die Antworten der Betriebe hatte, lässt sich nicht sagen“, betont Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl, „die Verunsicherung dürfte durch den wochenlangen Streit in der Bundesregierung aber nicht kleiner geworden sein.“
Pessimistisch zeigen sich vor allem das Kraftfahrzeuggewerbe, das Lebensmittelhandwerk und das Ausbaugewerbe. In diesen Gewerken liegt die Quote der Betriebe, die im kommenden Jahr mit weniger Einnahmen rechnen, bei mindestens 50 Prozent. Wichtig zu wissen ist hierbei, dass es in diesen Branchen in diesem Jahr vergleichsweise gut lief. Im Bauhauptgewerbe, das seit 2022 einen massiven Einbruch der Auftragseingänge im Wohnungsbau verkraften muss, gehen 44 Prozent von weniger Einnahmen in 2024 aus.
Auch bei der Personalentwicklung sind die befragten Unternehmen skeptischer als vor einem Jahr: 39 Prozent erwarten rückläufige Beschäftigtenzahlen (Vorjahr: 24 Prozent). „Angesichts der schwierigen Lage wollen die Betriebe auch weniger investieren“, berichtet Peteranderl. 49 Prozent planen mit weniger Ausgaben – gegenüber 41 Prozent im Vorjahr. Der große Bedarf an Fachkräften und der Renteneintritt vieler Babyboomer prägen auch den Arbeitsmarkt im Handwerk: 61 Prozent der oberbayerischen Betriebe sind aktuell auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 25 Prozent der Befragten sehen sich durch fehlende Fachkräfte in der betrieblichen Entwicklung massiv beeinträchtigt. Der Kammerpräsident: „Der konjunkturelle Gegenwind ändert aber nichts am festen Willen der Betriebe, Personal aufzubauen.“
Das wird jedoch nicht einfach: 31 Prozent der Betriebe mussten in diesem Jahr Arbeitskräfte an ein Unternehmen aus einem anderen Wirtschaftsbereich abgeben. 48 Prozent der oberbayerischen Handwerksbetriebe sehen die eigene Ausbildung als Königsweg, um neue Fachkräfte zu gewinnen, 49 Prozent der Befragten nutzen zusätzliche finanzielle Anreize, um Mitarbeiter zu finden und ans Unternehmen zu binden. 27 Prozent wollen ältere Arbeitnehmer länger im Beruf halten, 20 Prozent setzen auf Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Für 74 Prozent der Befragten stellt die Bürokratiebelastung im kommenden Jahr die größte Herausforderung dar. „Trotz aller staatlichen Beteuerungen ist keine Entlastung spürbar“, kritisiert Peteranderl, „unsere Betriebe sind die Lippenbekenntnisse der Politik zum Bürokratieabbau leid.“ Steuern und Abgaben folgen mit 67 Prozent vor Energie- und Rohstoffpreisen mit 52 Prozent. „Wir erwarten, dass die Bundesregierung ihre zögerliche Haltung endlich aufgibt und die Probleme in unserem Land pragmatisch löst. Das fängt mit einer gezielten Stärkung des Standorts Deutschland an“, betont der Kammerpräsident.
Bericht: Handwerkskammer München und Oberbayern – Foto: Hötzelsperger