Die Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft steht vor gewaltigen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen. Eine der größten davon ist der Klimawandel. Dessen Auswirkungen auf Wälder und Felder sind unübersehbar, beispielsweise durch Trockenschäden an Bäumen oder deutliche Ertragseinbußen bei landwirtschaftlichen Kulturen. Vor diesem Hintergrund wird praxisrelevante Forschung immer wichtiger.
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat jetzt für dieses Jahr 26 Forschungsvorhaben ausgewählt und dafür insgesamt ein Fördervolumen von elf Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Diese breitgefächerte Palette an Forschungsprojekten unterstützt unsere Landwirte und Waldbesitzer mit konkreten Lösungsansätzen und neu entwickelten Methoden, Techniken und Innovationen. Wir stärken dadurch auch die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz unserer Land- und Forstwirtschaft. Damit sie uns auch in Zukunft nachhaltig und ressourcenschonend mit gesunden Nahrungsmitteln und dem heimischen Rohstoff Holz versorgen kann“, sagte die Ministerin in München.
Die Forschungsvorhaben werden an den drei Bayerischen Landesanstalten für Landwirtschaft (LfL), für Wein- und Gartenbau (LWG) und für Wald und Forstwirtschaft (LWF) durchgeführt – oftmals gemeinsam mit den Bayerischen Staatsgütern sowie Hochschulen und Universitäten. Zudem wird der Wissensaustausch zwischen Forschern und der Praxis gefördert, unter anderem im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) Agri. Die ausgewählten Forschungsvorhaben betreffen die Bereiche Öko-Landbau, Biodiversität und besonders auch den Ressourcenschutz. Letzterer steht in diesem Jahr im Fokus, rund 30 Prozent der Mittel fließen in Projekte zum Schutz natürlicher Ressourcen. Zu den Schwerpunkten zählen aber auch Tierwohl, Tiergesundheit, Digitalisierung und Klimaanpassung. „Wir brauchen dringend in allen Bereichen unseres Ressorts sogenannte „Best-Practice-Bewirtschaftungsmodelle“ und „On-Farm-Forschung“, also konkrete Beispiele, die schnell in der Praxis einsetzbar sind. Denn wir müssen die Produktivität unserer Landwirte weiter verbessern, aber gleichzeitig die Ressourcen schützen und die Biodiversität erhalten“, so Ministerin Kaniber.
Im Bereich Landwirtschaft befasst die Forschung sich beispielsweise mit der Verringerung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Das Wassermanagement ist ebenso ein Thema wie innovative, tiergerechte Haltungssysteme für Rinder bei maximalen Wohlfühlstandards und Weidehaltung. Forstwissenschaftler beschäftigen sich unter anderem mit trockenheitstolerantem Eichen-Saatgut und der Frage, wie sich ein aus Amerika eingeschleppter Pilz an Latsche und Spirke ausbreitet. Denn vor allem die Spirke hat große naturschutzfachliche Bedeutung: In Bayern wachsen 30 Prozent des weltweiten Bestandes dieser Moor-Baumart. Auch Bayerns Rotwildgenetik wird untersucht.
Die Nachwachsenden Rohstoffe sind ebenfalls ein breites Feld der Untersuchungen: Etwa, wie sich sogenannte Nasskulturen – also beispielsweise Schilf, Rohrglanzgras und Wiesengras – aus moorbodenschonender Bewirtschaftung in der Papier- und Kartonagenherstellung nutzen lassen. Oder, wie Mähgut aus Straßenbegleitgrün alternativ verwertbar ist. Auch Agroforstsysteme – also die Kombination von Ackerbau und Forstwirtschaft – werden weiter erforscht. „Auch die Forschungsprojekte rund um Nachwachsende Rohstoffe stehen im Zeichen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ansprüche an Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz. Funktionierende Wertschöpfungsketten sind beispielsweise ein essenzieller Punkt für die Akzeptanz der geplanten Wiedervernässung von Mooren. Hier sollen uns die Forschungsergebnisse weiter voranbringen“, so Ministerin Kaniber
Weitere Infos zu den ausgewählten Forschungsprojekten finden sich auf der Homepage des Ministeriums unter www.stmelf.bayern.de/ministerium/forschung/forschungsprojekte/index.html.
Wie gelingt Agroforst in Trockenlagen? Um Antworten auf diese Frage zu finden, testen die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Strategien für verschiedene Baumarten.
Bericht: Bayerisches Landwirtschaftsministerium Foto: Kombination von Gehölzen und Acker von Andrea Winterling / LfL