Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bewertet die Arbeitslosenquote für den Juli 2022 – mit 3,2 Prozent lag sie den zweiten Monat in Folge höher als noch im Vormonat (+0,1 Prozentpunkte) – nicht als Negativtrend und besorgniserregend. Bei den neuesten Arbeitsmarktzahlen rät Aiwanger sich den Grund für den Anstieg genauer anzusehen: „Nach einem mehrmonatigen Rückgang haben wir aktuell die Situation, dass viele Betriebe händeringend Personal suchen, weil nach zwei Jahren die Wirtschaft wieder Schwung aufnimmt. Andererseits bremsen der Ukraine-Krieg und die Inflation die Erwartungen. Aufgrund dieser Unsicherheiten mögen gerade vielleicht manche Unternehmen bei Neueinstellungen zögern. Die Arbeitslosenzahlen sind zwar höher, die bayerischen Arbeitsplätze sind allerdings nicht weniger geworden. Der Anstieg der Zahl der Arbeitssuchenden ist unter anderem auch eine Folge der im Juni beschlossenen Erfassung der geflüchteten Menschen aus der Ukraine. Ich bin zuversichtlich, dass uns deren Integration in den Arbeitsmarkt dank engagiertem Mitwirken der Arbeitsagenturen, Sprachschulen und Unternehmen in vielen Fällen gelingen wird.“
Zu den Zukunftsperspektiven des Arbeitsmarkt meint Aiwanger: „Anlass zum Durchatmen, was die händeringend gesuchten Fach- und Arbeitskräfte in nahezu allen Wirtschaftsbereichen in Bayern betrifft, besteht trotz der Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind, nicht“. Denn die Menschen aus der Ukraine können aller Voraussicht nach aufgrund unsicherer Bleibewünsche und -perspektive nur eine zeitweise Entlastung schaffen. Zusätzlich mache sich der demographische Wandel immer stärker bemerkbar.
Dazu Aiwanger: „Weil Arbeitskräfte fehlen, müssen viele Unternehmen Aufträge ablehnen oder können ihr Potential nicht ausschöpfen. Es wäre falsch, hier einseitig auf Zuwanderung zu setzen. Wir brauchen auch gute Rahmenbedingung, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen, die heute schon bei uns sind. So müssten beispielsweise in anderen Ländern erworbene Ausbildungsabschlüsse, die sie für Stellenvakanzen qualifizieren, in Deutschland schneller und unbürokratischer anerkannt werden. Wir sollten diesen Qualifikationen mehr Wertschätzung entgegenbringen.“ Des Weiteren müssen laut Minister beispielsweise die Hinzuverdienstmöglichkeiten bei Renten- oder Sozialleistungsbezug attraktiver werden. Zudem sollten insbesondere niedrige Einkommen geringer besteuert werden sowie Sanktionen beim geplanten neuen Bürgergeld von Anfang an erhalten bleiben, damit sich eine Arbeitsaufnahme lohnt und auch stattfindet. Hier sei die Bundesregierung gefordert. „In Bayern werden wir insbesondere unsere Zukunftsinvestitionen in die berufliche Bildung fortsetzen, um noch mehr junge Menschen für eine praktische Tätigkeit in Industrie, Handel, Handwerk und Tourismus zu gewinnen,“ sagt Aiwanger.
In den bayerischen Regierungsbezirken lagen die Arbeitslosenquoten zwischen 2,9 Prozent in Niederbayern und der Oberpfalz und 3,7 Prozent in Mittelfranken und somit überall weit unter dem Bundesdurchschnitt von 5,4 Prozent.
Bericht: Bayerisches Wirtschaftsministerium
Foto: Hötzelsperger