Bayerns Europaminister Eric Beißwenger hat im Marmorsaal des Prinz-Carl-Palais in München Förderschecks für elf Projekte von sieben bayerischen Trägern der Entwicklungszusammenarbeit übergeben.
Staatsminister Eric Beißwenger: „Bayern ist das einzige Bundesland, das sich neben den vielen lokalen Initiativen mit Landesmitteln in hohem Umfang in Afrika engagiert. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit versiert agierenden Projektträgern zeigt sich auch dieses Jahr in der Umsetzung mehrerer Vorhaben in den priorisierten Handlungsfeldern „wirtschaftliche Entwicklung und berufliche Bildung“ sowie „Landwirtschaft und Umwelt“ in den fünf Schwerpunktländern des Bayerischen Afrikapakets. Vorhaben von und in Kooperation mit bayerischen Hochschulen machen Bayerns herausragende Stärke im Handlungsfeld „Wissenschaft“ auch in Afrika sichtbar. Neues Wissen und neue Technologien fügen sich in Entwicklungsvorhaben ein. Unsere Vorhaben geben Antworten auf Fragen zur Fachkräftegewinnung für uns in Bayern und den afrikanischen Partnerländern, zur Gestaltung von Zukunftschancen für die Menschen auf unserem Nachbarkontinent und den Umgang mit den Folgen von Klimawandel. Es freut mich, dass wir die Gelegenheit gefunden haben, diese Vorhaben in besonderem Rahmen vorzustellen. Ein großer Dank an die Projektträger für Ihren Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in Afrika. Bayern ist beispielhaft in der Entwicklungszusammenarbeit!“
Bei dem Termin wurden Förderschecks an elf Projekte von sieben verschiedenen Trägern übergeben. Ein Vorhaben ist ein gemeinsames Projekt von drei Trägern:
Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft gGmbH (bbw)
Die bbw-Gruppe ist in 30 Ländern auf vier Kontinenten mit beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen aktiv. Bbw startete 2024 drei Vorhaben in Kenia, Südafrika und Äthiopien: Das Vorhaben „Train the Trainer für Lehrkräfte, Schulleiter und Ausbilder in ausgewählten Berufsschulzentren in Kenia“ wird von der Staatskanzlei mit 351.208,00 € gefördert. Mit dem Projekt werden Lehrkräfte und Stakeholder an acht Berufsschulen weitergebildet. Außerdem werden Workshops und Veranstaltungen in Methodik und Didaktik der praxisorientierten Berufsbildung angeboten. Das Projekt „Kompetenzentwicklung für bessere Berufsorientierung in Südafrika“ erhält eine Förderung von 647.836,20 €. Das Projekt im Township Delft in Kapstadt setzt am theoretisch ausgerichteten Schulpflichtfach Live Orientation an und vermittelt Lehrkräften Methoden-Schulungen für den besseren Praxisbezug. Das Vorhaben „BEYEPP – Bavarian Ethiopian Youth Employment Promotion Project“ erhält 598.653,00 €. Von bbw entwickelte Ansätze der beruflichen Bildung werden am Selam College in Addis Abeba umgesetzt und weiterentwickelt, um der in Äthiopien herrschenden hohen Jugendarbeitslosigkeit zu begegnen.
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
Das Vorhaben „TunPrev – Vorhersagen von Dürren in Süd-Tunesien“ erhält eine Förderung von 505.530,00 €. Die HSWT erarbeitet mit der tunesischen Universität Gabès wissenschaftliche Grundlagen und Lehr-/ Schulungsmaterialien, um die Vorhersage von Dürren zu optimieren. Die Lehrmaterialien werden in die Curricula verschiedener Studiengänge, u.a. Landwirtschaft, Gartenbau und Wasserwirtschaft, integriert.
Technische Hochschule Ingolstadt
Das Projekt „Dig-e-Farm – Digitalisierung tunesischer Bauernhöfe durch KI-basierte Agri-PV-Energiesysteme für optimales Management des Wasser-Energie-Nexus“ wird mit 641.811,00 € gefördert. Die THI wird mit der Université Carthage die Herausforderungen eines möglichst effizienten Umgangs mit Wasser und (Sonnen-)Energie in der tunesischen Landwirtschaft angehen. Durch Entwicklung eines innovativen, auf KI-basierenden Ansatzes in Verbindung mit Agri-PV-Technologie trägt das Projekt zur Digitalisierung landwirtschaftlicher Abläufe und intelligenten Steuerung von Wasser- und Energieverbrauch bei.
Technische Hochschule Deggendorf
Das Vorhaben „HyREC2A Hybrid Renewable Energy Collaborative Climate Action“ fördert der Freistaat mit 498.510,00 €. Die Region Westkap ist häufig mit Stromausfällen und Wassermangel konfrontiert. Beides steht in direkter Wechselwirkung zur Nahrungsmittelproduktion (Water-Energy-Food Nexus = WEF-Nexus). Die THD baut deshalb in Bayern und Westkap das Innovationsnetzwerk HyREC2A auf, um Entwicklungen für erneuerbare Energieerzeugungsanlagen, wassersparende Landwirtschaft und Carbon Management zu ermöglichen. Neben wirtschaftlichen Akteuren ist die Universität Stellenbosch Partner der THD vor Ort.
Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V. – Brot für die Welt
Brot für die Welt (BfdW) ist Teil des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e.V. und das Hilfswerk der evangelischen Landeskirchen und Freikirchen in Deutschland. Gemeinsam mit der Bayerischen Staatskanzlei werden seit 2019 Vorhaben in Äthiopien umgesetzt. Heuer startete das Projekt „Förderung der Widerstandsfähigkeit der von Konflikt und Klimakrise betroffenen Gemeinschaften (Tigray, Äthiopien)“, das mit 720.000,00 € unterstützt wird. Das Vorhaben stärkt die Lebensgrundlagen und die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften gegenüber natürlichen und menschlichen Krisen vor Ort. Maßnahmen zur Diversifizierung des Lebensunterhalts (Ernährung) und Optimierung in der Landwirtschaft verbessern die Lebensbedingungen; z. B. über Anlage von Kleingärten, Saatgut- und Viehverteilungen, Maschinen- und Materialbereitstellungen, Wiederaufforstungen und Schulungen zu landwirtschaftlichen Themen.
Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe (MfM)
Mit rund 600 äthiopischen Mitarbeitenden vor Ort setzt Menschen für Menschen derzeit in zwölf Projektgebieten im ländlichen Äthiopien integrierte Entwicklungsprojekte in fünf Schwerpunktbereichen (Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit, Einkommen) um. Die Bayerische Staatskanzlei unterstützt seit 2019 mehrere Vorhaben. Zwei starteten 2024: Das „Modellprojekt Äthiopische Fachkräfte für den bayerischen Arbeitsmarkt“ erhält eine Förderung von 360.842,13 €. Zur Fachkräftegewinnung in den Bereichen Elektrotechnik, Automobiltechnik und Fertigungstechnik werden am projektträgereigenen College in Harar (Agro-Technical and Technology College – ATTC) junge äthiopische Erwachsene auf die Integration in den bayerischen Arbeitsmarkt vorbereitet. Über einen „German-Bavarian-Skills Hub“ werden Deutschkurse und interkulturelle Trainings durchgeführt. Ausgebildete äthiopische Fachkräfte werden bis Mitte 2028 in bayerische Unternehmen vermittelt und bei der Integration begleitet. Das Vorhaben soll als Modell für die Fachkräftegewinnung aus Äthiopien dienen. Das Vorhaben „Förderung der Berufsausbildung am TVET in Bure, Oromia, durch Ausstattung mit modernem Material und Gerätschaften“ erhält 1.350.000,00 €.
Das Projekt aus dem Handlungsfeld „Wirtschaftliche Beziehungen und Berufliche Bildung“ des Bayerischen Afrikapakets ermöglicht jungen Menschen berufliche Bildung in technischen Berufen. Dazu wird im ländlichen Gebiet Äthiopiens ein neu erbautes berufliches Ausbildungszentrum (Eröffnung Herbst 2025) mit modernem Material und Gerät für dessen vier technische Ausbildungszweige Kfz-Mechanik, Elektrik und Elektrotechnik, Holzverarbeitung und Metallverarbeitung ausgestattet.
Maschinenring Foundation gGmbH (MRF)
Maschinenringe haben in Bayern eine lange Tradition. Die Gründung erster Vereinigungen von Landwirten zur Vermittlung von Agrarmaschinen zur Kostenreduktion, Erschließung von neuen Einnahmequellen und Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurden hier 1958 gegründet. Die Staatskanzlei unterstützt die Maschinenring Foundation seit 2019 beim Aufbau von Maschinenringen im Senegal. 2024 wurde das Vorzeigeprojekt auf Kenia ausgeweitet. Über das Vorhaben „Aufbau von Maschinenringen in Kenia nach bayerischem Vorbild“. unterstütz die Bayerische Staatskanzlei mit 400.000,00 € im kenianischen County Kakamega den Aufbau von Maschinenringen. Auf Dorf-Ebene werden ca. 1.500 landwirtschaftliche Familienbetriebe zum Maschinenring-Konzept sensibilisiert und ca. acht lokale Maschinenringe gegründet, die eine Grundausstattung alltäglicher Maschinen (Bodenbearbeitung, Schälmaschinen, Dreschmaschinen, Mühlen) als „Anschubfinanzierung“ erhalten. Langfristig werden diese Maschinenringe wirtschaftlich selbstständig. Die Übertragung des bayerischen Know-hows wird den Freistaat in Kenia weiter sichtbar machen und zu einer Steigerung der Ernährungssicherheit, Beschäftigung und des Einkommens führen.
Kooperation von Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Maschinenring Foundation gGmbH und Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft gGmbH
Das Vorhaben „FAMFISK – Fostering Agricultural Machinery & Food Technology in Senegal & Kenya“ wird mit 838.438,17 € unterstützt. Mit Landtechnikherstellern sollen landwirtschaftliche Problemstellungen identifiziert werden, zu denen Studierende der kenianischen JOOUST- und der senegalesischen USSEIN-Hochschule mit Expertise der HSWT in einem Ideenwettbewerb Lösungsansätze einreichen. Das Vorhaben verknüpft akademische und berufliche Ausbildung im Sinne eines dualen Studienprinzips. Es bietet Lösungen zu landwirtschaftlichen und technischen Problemstellungen in Kenia und Senegal und trägt zur Ernährungssicherheit bei. Die Sichtbarkeit Bayerns in Senegal und Kenia wird erhöht und die Nachhaltigkeit des bayerischen Engagements gestärkt.
Bericht und Bild: Bayerische Staatskanzlei