Brauchtum

Bayer. Trachtenpflege-Tagung in Unterwössen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein flammendes Plädoyer für den Erhalt und die Pflege der bairischen Mundart gab Siegi Götze im öffentlichen Josefi Frühschoppen in der alljährlichen Tagung des Sachgebietes Mundart, Brauchtum, Laienspiel der Vereine des Bayerischen Trachtenverbandes. Über zwei Tage trafen sich deren Vertreter im Unterwössner Hotel Gabriele zu anregendem Gedankenaustausch und zu Projektarbeit.

Die Brauchtumswartin des Chiemgau Alpenverbandes Anja Voit aus dem Oberwössner Trachtenverein D‘ Rechlberger begrüßte am Sonntagmorgen die Kollegen, aber auch Gäste zum Frühschoppen. Ihr provokanter Gebrauch von englischen Modewörtern und „coolen“ Begriffen des heutigen Sprachalltags in der Begrüßung zeigte die Gefahren auf: Bairische Mundart droht zu verschwinden. Seit 2009 führt sie die UNESCO als gefährdete Sprache.Wer gegen den Verlust bairischer Mundart nichts sagt, hat bald nichts mehr zu sagen“, sind sich Götze und Anja Voit einig.

Den Schlüssel zum Erfolg sieht Götze mit: „Wenn ich etwas erhalten will, muss ich es auch benutzen.“ Dem Umfeld misst er besondere Bedeutung bei. „Die Eltern sind maßgeblich beteiligt, ob Mundart gesprochen wird oder nicht“, sieht Götze die Verantwortung. „Ja, es gibt Erzieherinnen und Lehrer, die von außerhalb Bayerns kommen. Es gibt aber keinen Grund, die Mundart nicht zu benutzen.“ „Die Mundart ist ein Baum mit ungeheuren Wurzeln.“ Das belegt Götze an einzelnen Wortbeispielen wie der „Semmel“. Er sieht die bayerische Mundart der ursprünglichen Bedeutung und der aktuellen Beschreibung deutlich näher als die normierten Schriftsprachen. Mit bayrischen Begriffen, die ihren Ursprung im Mittelhochdeutschen finden, zeigt er die Schönheit der Sprache, aber auch deren Präzision auf. Das belegt der Mundartkenner mit einem großen Katalog an Begriffen, die er aus den unterschiedlichsten Richtungen beleuchtet und auf ihre Geschichte zurückführt. Kurzweilig war der Morgen auch deshalb, weil die ReDur Musi aus dem Achental in den Pausen fleißig aufspielte.

Am Ende des Vortrages zog Marianne Heidenthaler vom GTEV Edelweiß, Roth-Kirchanschöring, ein Fazit. Die Vorsitzende des Sachgebiets im Trachtenverband Bayern sieht im Erhalt der Mundart ein wichtiges Thema. Auch wenn es keine leichte Aufgabe sei, Mundart habe mit Identität zu tun. „Das erkennen wir, wenn wir uns zuhören. Wir wissen, wo jeder herkommt.“ Sie wandte sich an Götze: „Ein jeder von uns nimmt aus diesem Vortrag etwas mit.“ Heidenthaler schloss mit einem Dank an die ausrichtende Anja Voit und die Gemeinde Unterwössen für deren Unterstützung. Vor allem der Vortag, der Samstag hatte im Zeichen intensiver Arbeit gestanden. Nach den üblichen Regularien hatten die Teilnehmer in Arbeitskreisen an verschiedenen laufenden Projekten gearbeitet und aus dem Gedankenaustausch gewonnen. Zum Thema Mundart kamen sie überein, das allgemeine Bewusstsein für sie zu wecken. Die Fachleute planen in dieser Frage, Vertreter von Funk, Fernsehen und den Medien mit ins Boot zu holen. Das sonnige Frühlingswetter begünstigte die Tagung, weil die Teilnehmer in weiten Teilen auf der ruhigen, sonnigen Terrasse des Hotels Gabriele arbeiteten. Am Abend gestalteten die Trachtler den Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin mit.

Bericht und Fotos: Ludwig Flug, Unterwössen – www.chiemgaufoto.de

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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