Der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) hat auf seiner Frühjahrstagung in Bad Endorf sein Projekt „Wald und Gesundheit“ gestartet. Ziel ist es, Kur- und Heilwälder in bayerischen Kurorten und Heilbädern einzurichten und sie für präventive und therapeutische Zwecke zu nutzen. „Wir möchten dann in unseren Kur- und Heilwäldern die größte deutsche Waldstudie durchführen und beweisen, dass der Wald positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. In Japan gibt es bereits eine lange Tradition des Waldbadens und zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen eines Waldaufenthalts auf die Gesundheit“, sagte der BHV-Vorsitzende Klaus Holetschek vor rund 100 Vertretern aus den Heilbädern und Kurorten in den Chiemgau-Thermen in Bad Endorf. „In Bayern betreten wir mit diesem umfassenden Vorhaben Neuland. Therapien und Präventionsangebote in Wäldern sind eine ausgezeichnete Ergänzung zu den ortsgebundenen Heilmitteln in unseren Heilbädern und Kurorten. Wir stärken damit das Profil unserer Orte als „Gesundes Bayern“ und als Premium-Standorte für Gesundheitsreisen.“
Erster Schritt des Projekts „Wald und Gesundheit“ ist die wissenschaftliche Erarbeitung von Kriterien für die Ausweisung eines Kur- und Heilwaldes. Durchgeführt wird sie vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das Projekt steht rund zehn ausgewählten Heilbädern und Kurorten offen.
Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert das Projekt „Wald und Gesundheit“ mit rund 200.000 Euro. „Die bayerischen Heilbäder und Kurorte bieten sehr gute Ansatzpunkte für gesundheitsfördernde Angebote im Wald“, sagte die Abteilungsleiterin Tourismus im Bayerischen Wirtschaftsministerium Dr. Sabine Jarothe. „In dem Projekt geht es vor allem um die Schaffung notwendiger Strukturen zur Nutzung der Ressource Wald und um die Entwicklung eines rechtlichen Rahmens für Kur- und Heilwälder sowie um die Vermarktung der künftigen Angebote.“ Hierzu sei eine begleitende interministerielle Arbeitsgruppe vorgesehen. Das Projekt leiste einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des nachhaltigen Wirtschaftswachstums im ländlichen Raum. Die wissenschaftlichen Vorarbeiten sollen noch 2019 abgeschlossen werden. Im Anschluss erfolgen Waldbegehungen und Potenzialanalysen der teilnehmenden Orte. 2021 soll schließlich ein Handbuch für Kur- und Heilwälder vorliegen, so dass künftig noch weitere Orte Angebote entwickeln können.
Prof. Angela Schuh vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung hat bereits zahlreiche internationale Studien ausgewertet. „Die Studien zeigen, dass sich Waldtherapien positiv auf Körper und Seele auswirken“, sagte Schuh. „Walderlebnisse hellen die psychische Stimmung auf, wecken positive Emotionen, reduzieren Stress, senken den Blutdruck und verbessern die Schlafqualität.“ Für einen Kur- und Heilwald in Bayern müssten handfeste, wissenschaftlich fundierte Kriterien erarbeitet werden, betonte die Wissenschaftlerin. „Es gibt auch rechtliche Aspekte und Nutzungseinschränkungen in den Wäldern zu beachten. Und wir müssen die Unterscheidungen zwischen Kurwald und Heilwald festlegen.“
Ein Kurwald diene in erster Linie zur Gesundheitsförderung und Prävention, sei aber nicht für therapeutische Anwendungen gedacht. „Ein Heilwald ist dagegen eher ein Behandlungsraum in freier Natur, der sich neben Prävention zusätzlich für Therapie und Rehabilitation eignet. Maßnahmen finden hier unter fachlicher Anleitung eines Wald-Therapeuten statt.“
Kurorte und Heilbäder können sich nun, auch als Kooperation mehrerer Orte, für die Teilnahme an diesem Projekt bewerben. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 6. Mai. Nach einem Kick-Off-Meeting soll dann die Auswahl der Pilotgemeinden erfolgen.
Text: Rosi Raab
Foto: Roland Schraut – Bildunterschrift: Der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes Klaus Holetschek