Wirtschaft

Bayer. Handwerkstag zur Wirtschaftslage

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk hat sich im Herbst weiter verschlechtert. „Die Krise, die durch hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie steigende Zinsen infolge des Ukrainekriegs ausgelöst wurde, ist immer noch nicht überstanden. Die Investitionsbereitschaft bleibt verhalten, und der erhoffte Konsumschub ist weitgehend ausgeblieben“, berichtet Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT). Zudem leidet das Handwerk unter der Krise im Bauhauptgewerbe: Im Wohnungsbau gingen die Genehmigungen 2023 um 23 Prozent zurück. Im laufenden Jahr steht bislang ein weiteres Minus von über 12 Prozent. Zwar gibt es im Wirtschafts- und Tiefbau erste positive Anzeichen, doch der für das Handwerk so wichtige Wohnungsbau dürfte den Tiefpunkt erst 2025 erreichen.

In den Konjunkturumfragen der bayerischen Handwerkskammern zum 3. Quartal bewerteten 80 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut oder befriedigend, 4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. In allen Branchen sanken die Zufriedenheitswerte, lediglich das Handwerk für den privaten Bedarf vermeldete ein Plus von 5 Punkten. Die Betriebsauslastung betrug im Berichtszeitraum 79 Prozent, 1 Punkt weniger als im Vorjahr. Trotz Personalabbaus war die Auslastung in fünf der sieben Handwerksbranchen rückläufig. Auch die Auftragsbücher leeren sich zunehmend: Seit Mitte 2022 hat sich der Auftragsbestand um ein Viertel reduziert. Ende September hatten die Betriebe im Durchschnitt noch Arbeit für 8,7 Wochen in ihren Büchern, 0,7 Wochen weniger als im Vorjahr.

Rund ein Drittel der Betriebe berichtete im Berichtszeitraum von gestiegenen Einkaufspreisen, 8 Punkte weniger als im Vorjahr. 19 Prozent der Unternehmen konnten ihre Verkaufspreise im 3. Quartal erhöhen, gegenüber 24 Prozent im Vorjahr. Das Investitionsklima blieb im 3. Quartal stabil: Der Anteil investierender Betriebe stieg um 2 Punkte auf 39 Prozent. Bei der Umsatzentwicklung meldeten 14 Prozent der befragten Betriebe einen Anstieg (minus 2 Punkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum), 29 Prozent verzeichneten einen Rückgang (plus 2 Punkte). Zwischen Januar und September setzten die Handwerksbetriebe im Freistaat 107,2 Milliarden Euro um. Das sind nominal rund 1,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Rechnet man die Preissteigerung heraus, steht ein Minus von 4,3 Prozent. Auch die Beschäftigungslage bleibt weiterhin schwierig: Ende September arbeiteten rund 967.500 Menschen in Bayerns Handwerksbetrieben. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einem Rückgang von etwa einem Prozent oder 9.700 Personen. Die Anzahl der Betriebe stieg um 1 Prozent auf rund 211.600.

Der Ausblick bis zum Jahresende bleibt trüb: Nur 10 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage (plus 2 Punkte im Vorjahresvergleich), während 24 Prozent (minus 3 Punkte) eine weitere Verschlechterung befürchten. Für das Gesamtjahr erwartet das bayerische Handwerk ein nominales Umsatzminus von 1 Prozent. Trotz nachlassender Preisdynamik dürfte das reale Minus deutlich höher ausfallen. Bei der Zahl der Beschäftigten geht der BHT von einem Rückgang von rund 1 Prozent aus.

„2024 ist schon das vierte Jahr in Folge, in dem das bayerische Handwerk reale Umsatzeinbußen hinnehmen muss“, kritisiert BHT-Präsident Peteranderl und fordert: „Bund und EU müssen sich mit ihrer Politik viel klarer an den Bedürfnissen von Handwerk und Mittelstand orientieren.“ Die Betriebe seien immer mehr praxisuntauglichen Pflichten, Vorschriften und Nachweisen ausgesetzt. „Wir brauchen im Gesetzgebungsverfahren sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene endlich einen wirksamen Praxis-Check, der vor dem Inkrafttreten eines Gesetzes oder einer Verordnung ermittelt, ob diese für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) überhaupt umsetzbar sind“, so Peteranderl. Auch die weiterhin schwierig zu kalkulierenden Energiepreise sowie steigende Lohnzusatzkosten lasten schwer auf Bayerns Handwerksunternehmen. Der BHT-Präsident: „Die Beitragssteigerungen bei Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung führen dazu, dass sich der Faktor Arbeit immer weiter verteuert. Das schadet dem Standort und bedeutet für die Beschäftigten weniger Netto vom Brutto. Weniger Belastungen durch Steuern und Abgaben würden den Betrieben dagegen mehr Spielraum für Investitionen ermöglichen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten mehr Geld für Konsumausgaben zur Verfügung.“

Bericht: Byerische Handwerkskammer – Archiv-Foto: Hötzelsperger


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