Wirtschaft

Bayer. Handwerksfamilie ist international

Veröffentlicht von Christina Rechl

19 Prozent der Beschäftigten im bayerischen Handwerk haben keinen deutschen Pass – Peteranderl: „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland gehören fest zur Handwerksfamilie“

Neben der momentan schwierigen wirtschaftlichen Lage hemmt auch der Mangel an Fach- und Arbeitskräften die Entwicklungsmöglichkeiten der bayerischen Handwerksbetriebe. „Die Versorgung mit Arbeitskräften ist ein Engpassfaktor, der das Handwerk einschnürt. 38.200 Stellen für qualifizierte Fachkräfte sind bei den Arbeitsagenturen im Freistaat für das Handwerk gemeldet. Davon sind rein rechnerisch 19.300 nicht zu besetzen, weil es keine Arbeitssuchenden mit entsprechender Qualifikation gibt“, berichtet Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT). Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit haben 19 Prozent der in Bayerns Handwerksbetrieben Beschäftigten keinen deutschen Pass – in den Bauberufen liegt der Anteil sogar bei 26 Prozent. 2023 waren im Jahresdurchschnitt 954.000 Menschen im bayerischen Handwerk tätig. „Sie bauen unsere Wohnungen und Häuser, reinigen die Büros in denen wir arbeiten oder schneiden die Haare unserer Kinder. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland gehören fest zur Handwerksfamilie. Rechtsextreme Pläne, die ihre Vertreibung vorsehen, sind zutiefst menschenverachtend. Das Handwerk ist als arbeitsintensiver Wirtschaftsbereich auf motivierte Beschäftigte angewiesen. Aus welchem Land sie kommen und welche Hautfarbe sie haben, spielt dabei überhaupt keine Rolle“, stellt Peteranderl klar.

Neben einer verstärkten Ausbildung von Berufsnachwuchs sieht das Handwerk auch in der gezielten Erwerbszuwanderung aus dem Ausland eine geeignete Möglichkeit, Arbeitskräfte zu finden. Das im vergangenen Jahr reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll dabei helfen. Peteranderl: „Die Regelungen müssen allerdings rasch und unbürokratisch umgesetzt werden. Visaverfahren müssen verkürzt werden und die Ausländerbehörden mehr Personal erhalten. Zudem brauchen wir mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote für kleine und mittlere Betriebe.“ Die Ausweitung der West-Balkan-Regelung oder die neu geschaffenen humanitären Aufenthaltsrechte für bereits in Deutschland lebende Ausländer bieten weitere Möglichkeiten, um Arbeitskräfte zu gewinnen.

Foto & Text: Handwerkskammer für München und Oberbayern

 

 


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Christina Rechl

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