Nach intensiver Probenzeit öffnet sich am 8. Oktober endlich wieder der Vorhang des Endorfer Volkstheaters. In zwei Einaktern zeigt die Theatergesellschaft fiktive Szenen aus dem Königlich Bayerischen Amtsgericht. Weitere Aufführungstermine sind der 9., 15. und 17. Oktober.
Im kleinen, beschaulichen Geisbach muss sich Amtsgerichtsrat August Stierhammer, gespielt von Josef Kößlinger, mit der Frage auseinandersetzen, ob das erste Automobil im Ort eine Gefahr darstellt und ob es generell Vorfahrt vor den damals üblichen Pferdekutschen haben soll. Zusammen mit ihrem schnöseligen Advokaten Dr. Zorn (Konrad Hamberger) fordert das Münchner Ehepaar Daimer (Emilia Giannetti und Markus Mädler) Strafe und Gerechtigkeit, weil es der einfältige Bierkutscher Simmerl (Albert Plank) gewagt hat das brandneue Automobil des Ehepaares zu rammen.
Die zweite Episode handelt von der stets auf Sittlichkeit bedachten Pfarrersköchin Fräulein Ursula (Paula Aiblinger), die beschuldigt wird den Gockel der Stadlbäuerin Maria Asenbeck (Ina Siferlinger) gequält zu haben. Eine echte Herausforderung für den Amtsrichter, dem in seiner gesamten Amtszeit noch keine Angeklagte mit derart scharfem Mundwerk untergekommen ist.
Wie in der erfolgreichen TV-Serie, die zwischen 1969 und 1972 im ZDF lief, lebt auch das Theaterstück von starken Charakteren, die alle Facetten menschlichen Verhaltens an den Tag legen. Zorn, Trauer, Einfältigkeit und Bauernschläue treffen im Gerichtssaal auf Arroganz, Geltungssucht und bayerische Gemütlichkeit. Autor Georg Lohmeier brachte es fertig, sogar den kleinsten Rollen unverwechselbare Eigenschaften zu verpassen. Dazu gehört der kauzige Wachtmeister (Gerhard Feichtner) mit seinem markanten “Jawoll!” und auch der Herr Ökonomierat (Peter Bichler), der stets ein bisschen vornehm und ein bisschen leger wirkt und nur mit Hilfe seiner Zeitung einen der Fälle auflöst.
Für die Darsteller in Bad Endorf ist es eine echte Herausforderung, diese markanten Figuren auf die Bühne des Volkstheaters zu bringen. Aber auch eine echte Freude, denn nach über einem Jahr Corona-Abstinenz dürfen sie sich endlich wieder künstlerisch betätigen. Das Leben geht weiter, ob Pandemie oder anderer Vorkommnisse. Und auf die Guillotine haben unsere Spielleiter nie jemanden geschickt. Eine schöne Zeit, menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Aufführungen – im guten, alten Endorfer Volkstheater. Karten sind weiterhin über Münchenticket erhältlich, die Tageskasse öffnet zwei Stunden vor Spielbeginn.
Bericht und Foto: Theatergesellschaft Bad Endorf