Bürgermeister Peter Solnar in seinem Grußwort zur Ausstellung in den Räumen der Aschauer Schlosseinkehr. „Die Vielseitigkeit seines Lebens in Oberbayern spiegelt sich in seinen Werken wieder. Neben der hochherrschaftlichen Jagd und damit dem Leben des Adels befasste er sich auch mit Darstellungen der einfachen und hart arbeitenden Menschen in unserer Region“.
Bei der Eröffnung der Ausstellung kamen zahlreiche Leihgeber der rund 50 Gemälde von Thomas Baumgartner in die Räumlichkeiten der alten Schlosseinkehr, unter ihnen Bürgermeister Peter Solnar, Rasso Freiherr von Cramer-Klett, Baron Florian von Schilcher und zahlreiche andere, die ihre Bilder für diese Ausstellung des Gesamtwerkes zur Verfügung stellten. „Diese Ansammlung von Werken von Thomas Baumgartner wird es mit Sicherheit in den nächsten zwanzig Jahren nicht mehr zu sehen geben“, fasste Günther Herrmann einer der beiden Initiatoren der Ausstellung zusammen. „Wir haben bei vielen Privatpersonen um die Leihgabe der Bilder für diese Ausstellung gebeten und ein für Aschau und den gesamten Chiemgau ziemlich einmaliges und kunsthistorisch bedeutendes Zeugnis dieses großen bayerischen Malers leiblscher Schule zusammengetragen. Die Qualität der vorgestellten Bilder des gesuchten Porträt- und Jagdmalers aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts sucht ihresgleichen“.
Nikolaus Zeitler und Günther Herrmann stellten in langer Vorarbeit die Ausstellung mit Leihgaben zum 125. Geburtstag aus Privatbesitz zusammen. Erstmalig wird das Bild „Flüchtlingselend“ aus dem Jahr 1914 gezeigt. Es lag über 50 Jahre auf dem Speicher von Baumgartners ehemaligem Atelier und wurde nach dem Auffinden umfangreich restauriert. Günther Herrmann erklärt dazu: „Flüchtlingselend“ nannte der Maler Thomas Baumgartner 1914 sein Bild französischer Zivilisten, die aus dem Kampfgebiet zwischen den deutschen und französischen Truppen evakuiert wurden. Es ist ihnen nicht viel geblieben, das ganze Fluchtgepäck der sechsköpfigen Familie ist in einem Betttuch zusammengebunden, wie es weitergehen soll, weiß niemand so recht. 100 Jahre später ist die Situation der Kriegsflüchtlinge vergleichbar, auch sie haben vielfach nur das Leben gerettet, wie es in einem fremden Land unter fremden Menschen weitergehen soll, weiß keiner“.
Thomas Baumgartner wurde 1892 in München geboren, er studierte an der Akademie der bildenden Künste in München. Als Zwanzigjähriger wurde er bei der Ausstellung im Münchner Glaspalast für ein Porträtbild mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, ein bis dahin nicht dagewesenes Ereignis. Während des Ersten Weltkriegs malte er Kriegsgefangene der Alliierten, diese Porträts erschienen zusammengefasst im Buch „Deutschlands Gegner im Weltkrieg“. Zwei dieser Porträts von indischen Sikhs und einem französischen Senegalneger werden in der Ausstellung gezeigt. In den 1920er Jahren gründete er zusammen mit Hiasl Maier-Erding und Constantin Gerhardinger die Frauenwörther Künstlergruppe auf der Fraueninsel. Baumgartner führte die Chronik der drei Frauenwörther. Ein Höhepunkt war die große Gedenkausstellung auf der Fraueninsel 1928 zur 100-Jahr-Feier der Künstlerkolonie Frauenchiemsee, an der neben Baumgartner, Gerhardinger und Maier-Erding auch andere Malergrößen, wie Hermann Gröben und Alfred Haushofer ihre Werke zeigten. 1932 zog er nach Point bei Kreuth ins Tegernseer Tal und blieb dort bis zu seinem Tod 1962. Er wurde auf dem Gottesacker von Kreuth neben dem Kiem Pauli beerdigt.
Die Werke von Thomas Baumgartner wurden noch zu Lebzeiten in vielen Ausstellungen gezeigt und befinden sich heute weitestgehend in Privatbesitz.
Die Ausstellung ist noch bis zum Sonntag, 8. Oktober täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr zu sehen.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg