Kultur

Ausstellung in Torhalle Fraueninsel

Einer der großen Chiemseemaler, die oft direkt „vor der Haustür“ die Natur in all ihren Facetten einfangen, war Rudolf Groeschel. 1891 in Meiningen geboren, Stationen in München, Italien, am Chiemsee und Seehamer See, starb 1985 in Fentbach bei Weyarn. Aus Groeschels umfangreichem Nachlass zeigt die Galerie Gailer in der Torhalle und der Inselgalerie auf Frauenchiemsee bis 13. Oktober 2024 einen repräsentativen Querschnitt seiner Werke aus allen Schaffensphasen.

Rudolf Groeschel entstammte einer kunstverständigen Familie – der Vater war Hofbaumeister des Herzogs Georg von Sachsen-Meiningen, die Mutter Konzertsängerin. 1895, als Rudolf vier Jahre alt war, zog die Familie über Nürnberg nach München, wo Groeschel seine künstlerische Ausbildung an der Städtischen Malschule in der Westenriederstraße bei Heinrich Knirr begann und 1913 an die Münchner Kunstakademie zu Carl Johann Becker-Gundahl kam. Nach einer Studienreise nach Florenz beeindruckten ihn zwei Münchner Ausstellungen besonders, eine von Karl Hagemeister, die andere von Barbizonmalern. Im Sommersemester 1914 erhielt er eine Belobigung für seine Zeichnungen, aber der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und seine Einberufung machten erstmal allen weiteren Plänen ein Ende. Im ersten Kriegsjahr war Franz Marc (Blauer Reiter) sein Stubengefreiter im ersten Feldartillerieregiment. Am Morgen des 24. Juli 1917 geriet Groeschel bei den Kämpfen an der Putna schwer verwundet in russische Gefangenschaft. Großes Glück war es, dass ein kleines Steinchen die verletzte Schlagader seines zerschmetterten rechten Unterarms verstopfte und so das Verbluten verhinderte. Dennoch schien eine Amputation unvermeidlich. Als der Arzt erfuhr, dass der Patient Kunstmaler war, sorgte er für die Überweisung in ein französisches Privatlazarett, wo Groeschels Arm wieder hergestellt werden konnte. 1918 floh er aus einem Gefangenenlager an der Wolga und schlug sich höchst abenteuerlich bis München durch.

Dort setzte er sein Studium bei Carl von Marr an der Münchner Akademie fort. Er trat der Münchner Künstlergenossenschaft bei und stellte im Kunstverein aus, 1921 erstmals im Glaspalast.

Schon vor dem Krieg hatte ihn sein Onkel, der bekannte Maler Carl Steinheil, zu sich nach Gollenshausen am Chiemsee eingeladen. Der starb 1917. Aus seinem Nachlass erwarb Groeschel ein Seegrundstück zwischen Mitterndorf und Gollenshausen, das er aus Geldmangel allerdings nicht bebauen konnte. So schuf er sich im Giebel des Lindlbauern in Lienzing bei Gollenshausen ein Atelier mit Küche und Schlafzimmer, das er von Frühjahr bis Herbst bewohnte. Das Lienzinger Moos, gleich hinter dem Haus, die Fraueninsel und die Ufer zwischen Gstadt und Seebruck wurden seine bevorzugten Malplätze.

„Die Frauenwörther“ und „Münchner Sezession“

1920 gründete Groeschel zusammen mit Hiasl Maier-Erdeng, Thomas Baumgartner und Constantin Gerhardinger die Künstlergemeinschaft „Die Frauenwörther“. Die jährlichen Ausstellungen mit vielen Bildern fanden zwischen 1921 und 1960 in der Torhalle statt. 1932 wechselte er in die Münchner Sezession. Nach dem Brand des Glaspalasts 1931 beteiligte er sich an Ausstellungen im Deutschen Museum und der Neuen Pinakothek. Im „Dritten Reich“ durfte er nur bei den Ausstellungen im Maximilianeum von 1938 bis 1943 teilnehmen, außerdem beim Künstlerbund „Isar“ und der „Ständigen Kunstausstellung“ der Kunstgenossenschaft. Um den Kontakt zum Figürlichen nicht ganz zu verlieren, malte er neben Landschaften gerne Bauernkinder. Eine dieser Arbeiten kaufte der Staat Bayern 1934 an.

Vom Chiemsee nach Weyarn

1937 zog sich Groeschel vom Chiemsee zurück, da es Unstimmigkeiten mit Künstlern der „Frauenwörther“ gab. Außerdem bekam er keine Baugenehmigung für sein Seegrundstück und das Chiemseeufer wurde obendrein immer mehr verbaut. Ein neues Zuhause fand er in Fentbach bei Weyarn in einem ehemaligen Zehentstadel, den er für seine Zwecke ausbaute. Nach der Zerstörung seines Münchner Ateliers in 1944 übersiedelte er mit seiner Frau Dagmar ganz nach Fentbach. 1946 trat er der neu begründeten Münchner Sezession bei und beteiligte sich bis 1986 jedes Jahr an den großen Kunstausstellungen im Haus der Kunst in München.

Die in der kenntnisreich gestalteten Ausstellung in der Torhalle enthält überwiegend Ölbilder und Aquarelle mit stimmungsvollen Landschaftsbildern, aber auch Zeichnungen und einige Stillleben und Selbstporträts. Sie stammen überwiegend aus drei großen Privatsammlungen. Groeschels lebenslange Farbe war Grün – sein Markenzeichen – , deren ganzes Spektrum er ausschöpft und die seine Bilder unverwechselbar werden ließ. Aber selbst in seinen grünsten Bildern verwendet er zusätzlich eine breite Skala von Braun, Ocker, Blau und Gelbnuancen. Als Freiluftmaler zeichnete er nicht mit Bleistift vor, sondern malte mit kräftigen Pinselstrichen gerne bei bedecktem Himmel, wenn das Grün in der Natur die meisten Varianten bot. „Kunst ist Sache des Fühlens, des Empfindens“ war seine Maxime. Zum Gesamtkunstwerk seiner Arbeiten trägt bei, dass er einen schmalen, mit Weißgold belegten Rahmen zu allen seinem Bildern selbst anfertigte. 1992 kaufe der Landkreis Rosenheim den künstlerischen Nachlass des Malers – 84 Gemälde und Studien. Es fanden bereits zahlreiche Gedenkausstellungen statt. Bilder von ihm befinden sich in den Städtischen Galerien München und Rosenheim sowie im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.

Die Ausstellung in der Torhalle auf Frauenchiemsee ist bis Sonntag, 13. Oktober täglich von 12.15 bis 17 Uhr geöffnet.

Bericht und Bilder: Christiane Giesen


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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