Von Samstag, 12. März bis Sonntag,19. Juni 2022 wirft die Ausstellung „Glanzvoll“ in der Galerie im Alten Rathaus, einen nostalgischen Blick zurück auf die „gute alte Zeit“ – die Prinzregentenzeit (1886 – 1912), mit der man in Bayern eine Epoche des Friedens und der kulturellen Blüte verbindet. München war zu dieser Zeit eine strahlende Kunstmetropole, in der neue Kunsttendenzen den Weg in die Moderne wiesen. Die Malerei entwickelte sich weg von der traditionellen Genre- und Historienmalerei und unter dem Einfluss des französischen Impressionismus hin zu einem freieren Umgang mit Formen und Farben. Diese neue Entwicklung machte sich vor allem in der Landschaftsmalerei bemerkbar.
Die Situation der Kunst in der Metropole München mit einer Vielzahl an konkurrierenden Künstlern und Künstlervereinigungen und die Hinwendung zur Pleinair Malerei blieben auch für das Umland nicht ohne Folgen. Die im frühen 19. Jahrhundert gegründete Künstlerkolonie auf der Fraueninsel zog nun weitere Künstler an, die sich rund um den Chiemsee niederließen. Es entstand eine lebendige Künstlerlandschaft mit neuen Künstlerzentren und Künstlerpersönlichkeiten: Darunter Christian Maximilian Baer auf der Fraueninsel, Leo Putz in Hartmannsberg, Julius Exter in Übersee und Ludwig von Zumbusch in Aiterbach. Berühmte Gäste waren Max Slevogt, Edward Cucuel, Wilhelm Leibl und Prinzregent Luitpold höchstpersönlich.
Die Besuche de Prinzregenten auf Schloss Wildenwart, seine Ankunft in Prien und seine öffentlichen Auftritte, waren gefeierte Ereignisse. Die Idylle am Chiemsee, die bequeme Bahnanbindung, die Öffnung des Schlosses Herrenchiemsee für die Allgemeinheit und die Chiemsee Schifffahrt zogen nun auch zahlreiche Sommerfrischler an. Bis heute zeugen die Werke der „Inselkönige“ Karl Raupp und Josef Wopfner, sowie jene der Vertreter der Moderne, Leo Putz, Julius Exter, Brynolf Wennerberg von der künstlerischen Entwicklung einer glanzvollen Zeit am Chiemsee.
Kuratiert von den Kultur- und Kunsthistorikerinnen Ingrid Fricke M.A. und Ute Gladigau M.A. zeigt die Ausstellung „Glanzvoll“ Ölgemälde, Aquarelle, Gouachen und Zeichnungen, Porzellan und Skulpturen, Fotografien und Zeitschriften, und ein Schiffsmodell der Chiemsee-Schifffahrt sowie die Künstlerchronik der Fraueninsel. Im Blickpunkt ist unter anderem die frühe Emanzipation der Frauen und ihr Weg in die Kunst. Wichtige Impulse gingen hier von Marie Haushofer von der Fraueninsel aus. Die privaten Malschulen rund um den Chiemsee boten den Künstlerinnen die Möglichkeit der Ausbildung, die ihnen an den Akademien noch versagt war. Die ausgestellten Leihgaben stammen überwiegend aus Privatbesitz, aus den Beständen der Sammlung Siegfried Unterberger, Meran, der Sammlung Abé im KronastHaus Prien und der Kunstsammlung der Marktgemeinde Prien. Öffentliche Leihgeber sind das Landesmuseum Mainz, das Münchner Stadtmuseum, die Sammlung Café Luitpold München, die Kunstsammlung der Städtischen Galerie Rosenheim, die Sammlung Hierling im Buchheim Museum der Phantasie, Bernried, das Museum Fürstenfeldbruck, die Porzellanmanufaktur Nymphenburg, und die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Rund um die Ausstellung erwartet Kunstinteressierte ein facettenreiches Rahmenprogramm. An den Sonntagen 20. März, 3. und 24. April, 8. und 22. Mai sowie 5. und 19. Juni 2022 kann man jeweils um 14 Uhr an einer Kuratorinnen Führung teilnehmen (Sonderführungen sind auf Anfrage möglich). Großer Beliebtheit erfreuen sich die Workshops „Kinder machen Kunst“ in der Galerie im Alten Rathaus: Im Rahmen von „Glanzvoll“ gibt es Termine an den Montagen 28. März, 9. und 30. Mai 2022, jeweils um 14.30 Uhr. Eine Vortragsreihe im Chiemsee Saal, Alte Rathausstraße 11 ermöglicht einen tieferen Einblick in das regionale Kunstgeschehen der Prinzregentenzeit. Prof. Dr. Manfred Treml referiert am Donnerstag, 5. Mai über das Thema „Gute Alte Zeit? Gedanken zu Prinzregent Luitpold und seiner Epoche“. Am Donnerstag, 12. Mai behandelt Prof. Dr. Werner K. Blessing „Bayerns Gesellschaft um 1900: Kontinuität und Umbruch“. Den Abschluss der Reihe macht Dr. Ruth Negendanck am Dienstag, 31. Mai 2022 mit dem Vortrag „Begegnungen. Die Künstlerlandschaft Chiemsee in der Prinzregentenzeit“. Beginn der Vorträge ist jeweils um 19 Uhr. Begleitend zu der Ausstellung in der Marktgemeinde gibt es ein erweitertes Führungsangebot: Am Freitag, 6. Mai 2022 begleitet die Kunsthistorikerin Ute Gladigau auf dem Rundgang „Aufbruch in die Moderne“ Interessierte durch die Julius Exter Galerie im Augustiner Chorherrenstift auf der Herreninsel. Am Freitag, 3. Juni 2022, um 18 Uhr, führt der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim Christoph Maier-Gehring unter dem Titel „Wo Leo Putz malte“ Teilnehmer:innen durch das Schloss Hartmannsberg. Der Ausstellungsflyer „Glanzvoll“ mit Veranstaltungsprogramm ist im Tourismusbüro Prien, Alte Rathausstraße 11, sowie online unter www.galerie-prien.de erhältlich. Die Teilnehmeranzahl zu den Führungen, Workshops und Vorträgen ist begrenzt. Eine Anmeldung ist unter galerie@tourismus.prien.de erforderlich.
Die Ausstellung „Glanzvoll“ steht unter der Schirmherrschaft von Elizabeth Herzogin in Bayern und wird unterstützt vom Kulturförderverein Prien am Chiemsee e.V., meine Volksbank Raiffeisenbank eG, Prien am Chiemsee, der Chiemsee-Schifffahrt Ludwig Feßler KG, von der Umwelt- Kultur- und Sozialstiftung des Landkreises Rosenheim und von der Ernst-von-Siemens Kunststiftung.
Während der aktuellen Ausstellung hat die Galerie im Alten Rathaus donnerstags von 17 bis 19 Uhr (auch feiertags zu diesen Zeiten) sowie freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Karfreitag, 15. April 2022 sind die Ausstellungsräumlichkeiten geschlossen. Der Eingang befindet sich in der Alten Rathausstraße 22. Weitere Informationen unter www.galerie-prien.de und unter Telefon +49 8051 92928. Ausstellungsbegleitend erscheint ein Katalog mit Textbeiträgen der Ausstellungskuratorinnen und ein Kinderführer.
Bildunterschrift: Leo Putz, Am Ufer, 1909, Sammlung Siegfried Unterberger
Bildrechte: Sammlung Siegfried Unterberger