Interview mit dem Entenwirt
Samerberg / Landkreis Rosenheim – Entenfahrer sind mobil und gesellig. Darum findet während der Sommerzeit fast jedes Wochenende irgendwo in Deutschland ein Ententreffen statt. Nur wenige haben aber einen Kultstatus wie das Ententreffen beim Entenwirt Peter Schrödl in Törwang (rechts im Bild) am Samerberg (Landkreis Rosenheim). In diesem Jahr ist es am Samstag, 12. August wieder soweit (wir berichteten <https://innpuls.me/wieder-ententreffen-am-samerberg-2/> ). Im Interview erzählt der 63-jährige, wie er zur Ente gekommen ist und was das Ententreffen am Samerberg so besonders macht.
Frage: Als Entenwirt ist Ihr Interesse an den Enten doch eigentlich eher kulinarischer Natur. Wie kamen Sie dann auf dem Geschmack mit den vierrädrigen Federvieh?
Antwort: Eines Tages kamen „Entendoktor“ Franz Kaffl und Fotograf Peter Schlecker, ebenfalls ein leidenschaftlicher Enten-Fan, zu mir und meinten, dass ein Entenwirt doch unbedingt auch eine fahrbare Ente braucht. Dann habe ich mir beim Entenhof vom Franz Kaffl verschiedene Enten angesehen, bin in eine rote Ente eingestiegen und das war es dann. So kam ich dann vor knapp 25 Jahren zu meinem ersten Citroen 2 CV.
Frage: Hört sich nach Liebe auf den ersten Blick an. Können Sie sich noch an Ihre erste Entenfahrt erinnern?
Antwort: Der Sitz wurde extra für mich verstärkt und schon ging es los. Es ist einfach ein ganz anderes Fahrgefühl als mit modernen Autos. Mit einer Ente liegt man ganz anders in den Kurven, und es schaukelt ein bisschen wie auf einem Kamelrücken. Purer Fahrspaß eben.
Frage: Die Ententreffen gibt es nun schon seit 24 Jahren. Das erste fand beim Entendoktor in Großkarolinenfeld statt. Im zweiten Jahr ging es dann schon hinauf zum Entenwirt am Samerberg und seitdem verwandelt sich der Samerberg immer Anfang August in Entenhausen. Im vergangenen Jahr waren über 120 Enten mit dabei. Ein neuer Rekord.
Antwort: Ja, das stimmt. Zu uns kommen Fahrer aus ganz Deutschland und sogar noch darüber hinaus. Selbst aus der Schweiz, Frankreich und Norwegen waren schon mal Gäste mit ihren „Döschwös“ bei uns. Ein Teilnehmer war auch mal aus Rom gemeldet, aber der hat getrickst.
Frage: Wie das?
Antwort: Wir vergeben immer Preise für die kreativste Ente und auch für die Ente mit der weitesten Anfahrt. Einmal war ein Fahrer mit einem Kennzeichen aus Rom mit dabei und der hat dann den Peis bekommen. Nachher hat sich herausgestellt, dass der Mann gar nicht aus Rom kam, sondern aus München und nur das Kennzeichen aus Gag getauscht hatte.
Frage: Gibt es noch mehr so kuriose Geschichten zu erzählen?
Antwort: Da hat sich in den vergangenen 24 Jahren so einiges zugetragen. Sogar ein Kind erblickte dank des Ententreffens auf dem Samerberg das Licht der Welt.
Frage: Das müssen Sie jetzt aber genauer schildern?
Antwort: Einige Monate nach einem Ententreffen habe ich einmal einen Brief von einem Ehepaar bekommen, das sich bei mir bedankte, dass es nach vielen Jahren des Wartens bei ihnen nun endlich mit dem Nachwuchs geklappt hat. Ihre Ente war mit einem kleinen Wohnanhänger ausgestattet und darin kamen sich die beiden wohl bei ihrer Übernachtung bei uns am Samerberg sehr nahe.
Frage: Höhepunkt eines jeden Ententreffens ist die gemeinsame Ausfahrt rund um den Samerberg. Ist da bisher alles glatt gelaufen?
Antwort: Wenn es mal eine kleine Panne gibt, kann sie unser Entendoktor meist sehr schnell beheben. Das ist halt auch de Vorteil dieser alten Fahrzeuge. Die lassen sich noch relativ einfach reparieren. Ich führe unseren Entenmarsch immer an. Einmal habe ich die Route etwas verändert und da haben sich dann prompt auch einige Entenfahrer etwas verfahren. Aber am Schluss landeten auch da alle wieder wohlbehalten bei der Wiese bei unserer Gaststätte.
Frage: Wie profitiert der Samerberg vom Ententreffen?
Antwort: Zu der Zeit, in der wir das Treffen veranstalten, gibt es immer viele Übernachtungen am Samerberg. Außerdem profitieren aber auch die Einheimischen. Denn unser Ententreffen klingt auch dieses Jahr mit einem gemütlichen Dorffest aus.
Interview: Karin Wunsam – Archiv-Foto: Hötzelsperger