Stürmische Zeiten hat die die Katholische Kirche derzeit zu überstehen, stürmisch war es draußen auch beim Einzug der Geistlichkeit und des Liturgischen Dienstes zur Eröffnung des heurigen 40stündigen Gebets in Prien. In der nicht ganz voll besetzten Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“ kehrten jedoch rasch Ruhe und Aufmerksamkeit ein, nachdem Pastoralreferentin Edith Heindl und Pfarrer Klaus Hofstetter als Auftaktprediger Militärdekan Dr. Dr. Michael Gmelch aus Neubiberg begrüßen konnten. Der Theologe und Psychologe, der vor seinem Dienst in Neubiberg unter anderem als Militärseelsorger in Flensburg sowie im Mittelmeer auf Kriegsschiffen bei der Flüchtlingsrettung tätig war, sprach eingangs von einer Ehre, das über 250 Jahre alte Priener Gebet mit seiner Predigt einläuten zu dürfen. Zugleich spannte er einen Bogen von der 40stündigen Grabesruhe Jesus in die Neuzeit, in der die Gebetsreihe nicht mehr wie viele Jahre während der Faschingstage, sondern hernach durchgeführt wird.
„Beten: Wie? Wozu? Warum?“ – mit diesen Fragen führte Dr. Gmelch zur überraschenden Antwort: „Gott braucht unser Beten nicht, denn unser Beten kann seine Größe nicht mehren, aber uns kann es Seelenheil bringen“. Weiters zitierte der Prediger aus dem Islam und den Heiligen Augustinus wie folgt: „Gott ist uns näher als unsere Halsschlagader bzw. Gott ist Dir näher als Du Dir sein kannst. Es gibt nichts, wo Gott nicht wäre“. Um Gott spürbar zu erfahren, empfahl der Geistliche die Stille, denn in der Stille wird die Nähe zu Gott bewusst, der in uns selbst und überall ist. „Stille vermittelt Sinn des Lebens, gibt Mut und Klarheit und sorgt dafür, dass wir aktiv werden, denn das Gebet allein ohne Aktivitäten wäre nur geistliche Selbstbefriedigung“, so der Geistliche, der die Gläubigen desweiteren bat, ihre Augen für Frieden, Ängste, Hoffnung und Trauer zu öffnen. In seinen weiteren Ausführungen ging Dr. Gmelch auch auf den Mißbrauch in der Kirche und auf die Aktion „Kids for future“ ein („Dafür müssen wir uns interessieren“) sowie generell auf die Schöpfung ein indem er beispielhaft sagte: „Es kann uns nicht egal sein, wenn Massentierhaltung nur um der wirtschaftlichen Interessen willen und wegen billiger Preise geduldet wird“. In diesem Sinne und abschließend gab der Militärseelsorger den Gläubigen folgende Botschaft mit auf den Weg: „Beten oder Wallfahren sollen uns befähigen, so zu handeln, wie es Jesus getan hat“.
Das 40stündige Gebet in Prien wird unter dem Motto „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ noch bis Sonntag, 17 März durchgeführt, die Predigt am Sonntag bei der Feierlichen Abschluss-Andacht hält um 14.30 Uhr Prälat Dr. Peter Neuhauser aus Amerang mit dem Thema „Ein Segen sollst Du sein“.
Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke vom Auftakt des 40stündigen Gebets in Prien