„Es ist schön anzuschauen, mit welcher Begeisterung die jungen Nachwuchsmusiker die echte alpenländische Volksmusik pflegen“, war ein Fazit, das die Initiatoren Lisbeth Genghammer, Bärbel Baumgartner, Hubert Steiner, Irmi Wallner und Thomas Schlicht zogen. Insgesamt traten in drei Zeit-Intervallen von jeweils knapp drei Stunden 13 Musikgruppen, die sich alle der echten überlieferten Volksmusik verbunden fühlen, an unterschiedlichen Plätzen im Biergarten auf. Dazu kamen noch Darbietungen der Musikschulen aus Traunwalchen, Inzell, Grassau und Traunstein sowie von den Chieminger Trachtenkindern, die ihre erlernten Chiemgauer Tänze und Schuhplattler zeigten. Auch Leo Meixner, Volksmusikpfleger für den Bezirk Oberbayern, war aus Bruckmühl gekommen, um mit den Biergartengästen ausgewählte Volkslieder anzuleiten und zum Mitsingen zu animieren. Den Abschluss bot ab 19 Uhr die „Schladl-Musi“ aus dem Raum Altötting, die vom Chiemseer Wirtshaus engagiert wurde.
Die Musikgruppen waren in ihren Altersstrukturen, im Erfahrungsschatz und hinsichtlich professioneller Anleitung breit gefächert.
So waren die Musikschüler mit ihren Musikschulleitern Josef Mayer (Traunwalchen), Markus Gromes (Inzell), Otto Dufter (Grassau) und Heinrich Albrecht (Traunstein) gekommen. Die Chieminger Kinder-Trachtengruppe wurde von Jugendleiter Engelbert Probst begleitet. Die Traunwalchener Musikschule glänzte mit fünf jungen Musikantinnen, die sich „D`Stoalacher“ nennen. Dieser Namen setzt sich aus den beiden Orten Storfling und Lenglach zusammen, zum Repertoire der fünf Schülerinnen Hanna, Johanna, Lisa, Antonia und Lena gehörten unter anderem der Engelstoa Landler und die Schlossberg Polka. Die Musikschule Inzell war mit den Gebrüdern Berreiter (Johannes mit der Ziach und Benedikt mit dem Bariton) vertreten. Aus Grassau machten die Lamstoana Harfendirndl und Elias Nassor wie im letzten Jahr als Ziachsolist auf sich aufmerksam. Auch die Musikschule Traunstein zeigte mit Ziachspielern wie den Geschwistern Hundmayer, Sebastian Maier und der Traunsteiner Ziachmusi ihr Können.
Als Chieminger Lokal-Musikgruppe gilt die „SeeOderBerg-Musi“, die im letzten Jahr noch als „Familienmusi Baumgartner & Wallner“ auftrat. Auch die „Daxnschnoata Musi“, die sich aus Chieminger und Grabenstätter Musikern zusammensetzt, kann so gesehen werden. Neben dem Vorsitzenden des Chieminger Musikvereins, Andi Steiner, gehören ihr Herbert Abeska an, der sagte: „Wir sind nicht tot zu kriegen, seit 1984 besteht unsere Gruppe jetzt schon, die durch die Leidenschaft zur Tanzlmusi zusammengehalten wird.“ Und es waren auch wieder die mittlerweile bereits „kultigen“ drei Chieminger Alphornbläser, bestehend aus Irmi Wallner, Albert Asenkerschbaumer und Hermann Probst, dabei. Diesmal begeisterten sie mit sonoren Klängen wie dem „Oiperer“, dem „Alphorn Choral“, dem „Choral zu Reinach“ oder dem „Jagdhornruf Nummer 5“ das Publikum. Die am weitest angereiste Gruppe war „6erGsponn“ aus dem südlichen Lungau. Die sechsköpfige Gruppe mit den Gebrüdern Markus und Simon Zaller fühlen sich der österreichischen Volksmusik verbunden, aber auch der Böhmischen und Oberkrainer Musiktradition. Simon Zaller, der selbst Märsche und Walzer komponiert, sagte: „Wir haben von dem netten musikalischen Beisammensein am Chiemsee gehört, freuen uns über unseren ersten internationalen Auftritt und meinen, dass man sich erst dann Tanzlmusi nennen darf, wenn man einmal in Bayern gespielt hat.“ Der böhmischen Blasmusik fühlt sich auch die Gruppe „Nix is Fix Böhmisch“ verbunden, die vom Sankt Georgener Pius Bauer geleitet wird und mit 22 jungen Musikanten aus dem Landkreis Traunstein für frische Klänge sorgte. Auch „D`Astigen 13“, eine ebenfalls dynamische Musikgruppe mit 15 Jungmusikern aus dem Berchtesgadener Land und dem Rupertiwinkel zeigte ihre Freude vor allem an der böhmisch-mährischen Blasmusik, ihr Leiter Andreas Pfannerstill aus Piding sagte, er möchte einen eigenen Stil prägen und orientiert sich in seiner Liedauswahl vor allem an der böhmischen Musik von Ernst Mosch.
Ein weiteres musikalisches Schmankerl bestand im Liedgut der vier Siegsdorfer Sänger Sigi Brandl, Hans Ramstötter, Hans Mader und Sepp Berthold, die von Peter Graspeuntner auf der Zither und von Franz Dunst auf der Kontragitarre begleitet wurden. Neben alpenländischen Volks- und Jagdliedern gehörten auch lustige Gesänge wie „Die Brautschau“ oder „Es Goaßbeitl Bauernbuam“ zu ihrem Repertoire.
Gleich zwei Musikgruppen gehört Martin Stief junior aus Ruhpolding an, der sowohl in der Familienmusik mit Bruder Florian und den Eltern Uschi und Martin senior die Ziach spielt, als auch bei der U-25er Gruppe der „Fuschbach-Musi“ mitwirkt, die seit 2018 besteht. Gruppensprecher Jakob Siglreitmaier sagte, dass den vier Musikern, zu denen auch Johannes Miller und Jakob Kaiser gehören, lustige Lieder und traditionelle Volksmusik – besonders aus Oberkrain – und der gemeinsame Gesang den Spaß und die Freude am Musizieren bringen. Ebenfalls in zwei Musikgruppen wirkte Rudi Rudholzner aus Siegsdorf mit. Er gehört zum einen der Ziach- und Saitenmusi „Mehraloa“ mit fünf Musikanten aus dem Chiemgau und Rupertiwinkel an, und zum andern zur „Ribisl Musi“ mit vier Musikanten aus Trostberg und Siegsdorf, die ihren Schwerpunkt in einer „ruhigen almerischen Musik“ mit Gesang sehen. Stücke wie „Geh i über d`Alm“ oder „Wisst`s wo mei Hoamad is“ haben das eindrucksvoll belegt.
Als gestandene Musikanten trat die „Aufhamer Klarinettenmusi“ auf, die mit Marcell Derwart einen Eigenkomponisten in ihren Reihen hat, und der von Marianne Hess „eine gute Unterstützung im Aufschreiben der Musikideen erhält“. Zum selbst komponierten und vom Publikum mit Beifall gewürdigten Liedgut gehörten „Die Aufhamer Polka“ und „Die Högla Lerch“. Auch die „Waginger Wirtshausmusi“ mit Christine und Willi Huber an der Ziach in Begleitung von Hias Winkler mit der Tuba und Franz Winkler mit der Gitarre stieß auf Sympathie beim Publikum. Stücke wie „Rittner Walzer“ oder „Höglauer Polka“ kamen gut an.
Bärbel Baumgartner war am Ende des Tages mit dem Verlauf des sehr gut organisierten Chieminger Musik-Highlights im Jahr sehr zufrieden, „aber ein paar Grad kühler hätte es gern sein dürfen.“ Besonders dankbar sind die Organisatoren des Heimathauses dem Wirt des Chiemseer Wirtshauses, der für die über einhundert beteiligten Musiker und Mitarbeiter den ganzen Tag über die Verpflegung bereitstellte.
Text und Foto: Arno Zandl