Natur & Umwelt

Auffangbecken am Fuße des Mühlner Hörndl

Veröffentlicht von Christina Rechl

Bad Reichenhall: Arbeiten für Auffangbecken am Fuße des Mühlner Hörndl laufen wieder
Wasserwirtschaftsamt Traunstein verbessert Hochwasserschutz im Ortsteil Karlstein – Archäologische Funde im Baufeld

Bad Reichenhall – Ein großes Becken aus Beton wird in Zukunft die Menschen am Fuße des Mühlner Hörndl besser vor Muren schützen. Im Bad Reichenhaller Ortsteil Karlstein lässt das Wasserwirtschaftsamt Traunstein derzeit diesen Geschiebefang bauen. Für einige Wochen jedoch standen die Arbeiten vorübergehend still. Grund dafür war ein kleiner Gegenstand aus längst vergangener Zeit.

110 Kubikmeter Fassungsvermögen hat das Becken direkt an der Alten Thumseestraße. Es soll Geröll, Schlamm und Treibholz aufhalten, wenn heftiger Regen es in den beiden Runsen des Reischlklammbachs herunterspült. Was übrig bleibt, wird über ein knapp ein Kilometer langes Rohrsystem abgeleitet in den Saalach-Kraftwerkskanal. Dazu werden neue Rohre verlegt. Mit einem von Durchmesser von 1,20 Meter sind sie doppelt so groß wie die bisherigen, können also doppelt so viel Wasser und Unrat abtransportieren.

Freistaat leistet finanzielle Unterstützung
Die Baukosten liegen bei etwa 600.000 Euro. Die Finanzierung übernehmen das Wasserwirtschaftsamt Traunstein als Vertreter des Freistaat Bayern und die Stadt Bad Reichenhall gemeinsam. Für das neue Rohrnetz ist die Stadt Bad Reichenhall zuständig, finanzielle Unterstützung kommt vom Freistaat. Die Bauphase war mit fünf Monaten angesetzt. Ende Oktober sollte das wichtige Element zum Hochwasserschutz fertigstellt sein.

Doch nun hat sich der Fortgang der Arbeiten verzögert. Wohl erst Ende Dezember wird die Baustelle abgeschlossen sein, sagt Christian Schieder, Projektleiter am Wasserwirtschaftsamt Traunstein. Er rechnet mit zwei Monaten Verzögerung – und einer Erhöhung der Kosten um einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Je kälter es wird, umso aufwendiger wird es. So wird das Bauwerk zum Schutz vor Frost abgedeckt werden müssen.

Besondere Funde im Erdreich des Schwemmkegels
Grund für den zeitlichen Rückstand ist ein kleiner Gegenstand. Ein Dolch, den Menschen vermutlich vor 4000 Jahren hergestellt und genutzt haben. Katrin Heigermoser vom Münchner Büro „Archäologie Hofmann & Heigermoser GbR“ leitete die Grabungen vor Ort und formulierte einen Zwischenbericht über die Ausgrabung sowie die damit verbundenen Funde. Zunächst hatten sie und ihr Team parallel zur Baustelle gearbeitet. Mit dem Fund des Dolches und einiger Keramikscherben mussten die Bauarbeiten aber eingestellt werden. Die Archäologie hatte Vorrang.

Ganz überraschend kam das nicht. Denn es ist bekannt, dass es schon in der Frühen und Mittleren Bronzezeit Siedlungen im Karlsteiner Hochland gab. Das nun betroffene Areal galt als Verdachtsfläche. Das Wasserwirtschaftsamt war daher nach dem bayerischen Denkmalschutzgesetz verpflichtet, im Wasserrechtsverfahren bei der Unteren Denkmalschutzbehörde eine Erlaubnis für die Erdarbeiten zu beantragen, inklusive der Begleitung durch die Archäologen.

Hinweis auf sehr frühe Besiedelung
Dennoch: Der Fund des Dolches überrascht. Nach derzeitigem Stand stammt er aus der Frühen oder Mittleren Bronzezeit. Er könnte damit ein Hinweis sein auf eine schon sehr frühe Besiedelung auch an dieser Stelle, am Fuße des Mühlner Hörndl. Für diese Überlegung sprächen die Scherben eines mit Kanneluren verzierten Vorratsgefäßes aus Keramik, heißt es in dem Bericht. Sie werden ebenfalls der Bronzezeit zugerechnet. Dass am Mühlner Hörndl über viele Jahrhunderte hinweg immer wieder Menschen gelebt haben könnten, belegen wohl auch Funde in einer Bodenschicht, die über der mit den Funden aus der Bronzezeit liegt. Also jünger ist.
Das Archäologen-Team entdeckte laut Grabungsbericht unter einem Felsbrocken Keramik aus Graphitton mit einem Dekor aus Kammstrichen sowie schwarzgrundige Keramik und ein Exemplar mit Kreisaugendekor. Diese Exponate werden der Latènezeit zugeordnet, sind rund 1500 Jahre jünger als der Dolch.

Ob auch in den Jahrhunderten zwischen der Bronze- und der Latènezeit eine Besiedlung stattgefunden hat, ist nicht abschließend geklärt. Laut Bericht gilt es aber als wahrscheinlich.

Restaurierung ist abgeschlossen
Mittlerweile sind Dolch und Scherben ins Landesamt für Denkmalpflege gebracht. Der Dolch ist bereits restauriert.

Die Grabungen im Schwemmkegel des Reischlklammbachs sind abgeschlossen. Das Wasserwirtschaftsamt hat die Bautätigkeit wieder aufgenommen. Noch in diesem Jahr soll der Geschiebefang fertiggestellt sein. Damit die Menschen in Karlstein viele Jahre in bestmöglicher Sicherheit am Fuße des Mühlner Hörndl leben können.

 

Bildunterschriften:
Bad Reichenhall Drohnenaufnahme Reischlklammbach: Die Aufnahme zeigt anschaulich die beiden Runsen des Reischlklammbachs an der Thumseestraße in Bad Reichenhall, Ortsteil Karlstein. Ebenfalls gut zu sehen ist der schmale Abflusskanal.
Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Bad Reichenhall Fortgang der Arbeiten: Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten kann der Bagger seine Arbeiten auf der Baustelle an der Thumseestraße in Bad Reichenhall fortführen. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Bad Reichenhall Grabende: Andreas Zauner (vorne) und Hieronim Gajda arbeiten vorsichtig auf Höhe der verschiedenen Siedlungsschichten, die am Rande des geplanten Geschiebefangs im Badreichenhaller Ortsteil Karlstein gefunden wurden. Beide sind Teil des Grabungsteams um Katrin Heigermosser. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Text & Fotos: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

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Christina Rechl

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