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ASP Rosenheim besucht Firma KraussMaffeiWegmann

Ende Oktober 2022 hatte der Arbeitskreis „Außen- und Sicherheitspolitik“ (CSU Kreisverband Rosenheim) die außergewöhnliche Möglichkeit zu einem Besuch beim führenden deutschen Landsystemhaus KraussMaffeiWegmann in München Allach. Nach einem herzlichen Empfang durch den Leiter Kommunikation Christian Budde und hochinteressanten Vorträgen wurden die Gäste auch vom Vorsitzenden der Geschäftsführung Ralf Ketzel begrüßt. Nach einem wohlschmeckenden Imbiss konnten bei einem Rundgang die Simulationsabteilung, die Montage- und Systemintegration der modernsten Version des Kampfpanzers LEOPARD2 und die Teststrecke besichtigt werden.

Die Anfänge der heutigen Firma gehen auf die als Lokmotivbaufirma 1838 gegründete Firma Maffei & Co und die 1882 von Peter Wegmann 1882 gegründete Fa. Wegmann zurück. Nach einer langen Geschichte fusionierten 1999 – auch als Folge einbrechender Aufträge nach der Wiedervereinigung – die damalige KraussMaffei Wehrtechnik und Wegmann zur heutigen KraussMaffeiWegmann GmbH. 2016 wurde dann ein Joint Venture mit der französischen Firma NEXTER (vorher GIAT) gegründet.

Nach der Firmengeschichte erhielten die Gäste einen Überblick über das eindrucksvolle und weltweit wohl breiteste Portfolio an leichten, mittleren und schweren Kampf-, Kampfunterstützungs- und geschützten Ketten- und Radfahrzeugen. Vom leichten, in der CH 53 verlastbaren MUNGO, dem hochgeschützten DINGO und dem modularen BOXER bis zum modernsten Kampfpanzer LEOPARD2 A7V, Schützenpanzer PUMA und die aktuell an die Ukraine gelieferte Panzerhaubitze 2000 und den FlaPz GEPARD wurde auch das Haubitzenmodul AGM auf dem BOXER Fahrgestell mit nur 2 Besatzungsmitgliedern vorgestellt, das auch weltweit einzigartig aus der Fahrt Schießen kann.

In einem weiteren Vortrag erhielt die Besuchergruppe einen Ein- und Überblick über die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte des 1979 erstmalig in das deutsche Heer eingeführte LEOPARD2, der bis heute von 19 Ländern beschafft wurde und für den laufenden – auch aufgrund des Krieges gegen die Ukraine – weitere Neuaufträge bei KMW erwartet werden.

Trotz seines engen Terminplans begrüßte auch der Vorsitzende der Geschäftsführung Ralf Ketzel die Gäste und beantwortete einige der brennenden Fragen zur den aktuellen Themen. Von dem „Sondervermögen für die Bundeswehr“ über 100 Mrd € seien bisher etliche Angebote an das Beschaffungsamt abgegeben aber noch kein einziger Vertrag mit KMW geschlossen worden.

Die bisher an die Ukraine gelieferten, für die Verteidigung dringend benötigten FlaPz GEPARD und Panzerhaubitzen 2000 wurden aus einem „Ertüchtigungsbudget“ finanziert, das aber nun ausgeschöpft sei und in diesem Jahr daher keine neuen Aufträge an die Industrie vergeben werden können – sondern frühestens im März 2023.

Auf die Frage zur Zukunft des Joint Venture mit NEXTER zeigte er sich selbstbewußt. Man kenne die eigenen Fähigkeiten im Landsystembereich, die KMW auch entsprechend gegenüber dem französischen Partner vertrete. Daher sei das gemeinsame Vorhaben eines neuen Kampfpanzersystems auch nicht mit dem FCAS für die Luftwaffe vergleichbar, bei dem die deutschen Partner kein vergleichbares System Know how gegenüber DASSAULT in Frankreich hätten.

Zunehmend schwieriger würden sich die Rahmenbedingungen für den Standort in München mit ca 1600 hochqualifizierten Beschäftigten gestalten. Neben verschiedensten „Bürgerinitiativen“, z. B. gegen den Betrieb der Teststrecke, die für Erprobungen und Abnahmen aber unabdingbar sei, stellten ständig höhere Forderungen und Einschränkungen durch die Stadt München die Zukunft des Standorts in Frage. In Frankreich gebe es dagegen keine überzogenen Proteste und Auflagen. Das JV mit NEXTER könnte daher eines Tages dieses Problem lösen.

Bei seinen Dankesworten für die Besuchsmöglichkeit bei KMW merkte der Kreisvorsitzende des ASP Rosenheim Westermann zunächst zum „Sondervermögen“ an, das darin die Umsatzsteuer enthalten sei und damit das „Sondervermögen“ lediglich 84 Mrd € betrage, den „Rest“ bekäme der Finanzminister und nicht die Bundeswehr. Mit deutlichen Worten kritisierte Westermann die deutsche Sicherheitspolitik und unverantwortliche Vernachlässigung der Bundeswehr – insbesondere des Heeres – während der Regierungszeit Merkel. Als Hauptverantwortlichen für falschen Weichenstellungen nannte er den „Kurzzeitverteidigungsminister“ Guttenberg der CSU, der durch die von ihm durchgesetzten, überzogenen Kürzungen des Verteidigungshaushalts und Aussetzen der Wehrpflicht ursächlich für die nur noch eingeschränkten Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung verantwortlich sei.

Nach einem ausgezeichneten Imbiss wurden in einem weiteren Vortrag die „Mittleren Kräfte“ und als wesentliches System der durch seine modulare Bauweise ebenfalls einzigartige BOXER vorgestellt. Auf einem hochgeländegängigem Fahrgestell 8×8 können verschiedene Module integriert und bei Bedarf schnell gewechselt werden. Neben bewaffneten Türmen lassen sich u.a. Module für Sanitäts- und Führungsaufgaben, Brückenverlegung sowie das Artilleriesystem AGM integrieren.

Der anschließende Rundgang begann in der Abteilung für Simulatoren, mit und an denen Besatzungen intensiv für verschiedenste Aufgaben und Funktionen ausgebildet werden können. Dadurch werden die „echten“ Systeme nicht benutzt und entsprechend Kosten eingespart sowie insbesondere Umwelt und Klima geschont, z.B durch Fahr und Schießsimulatoren.

Nach Besichtigung der Fertigungs- und Montagehalle für den LEOPARD2 und der Integrationshalle für die Fahrzeugsysteme wurde zum Abschluß die Teststrecke mit ihren Einrichtungen Steilhang, Tiefwatbecken und Rundkurs vorgestellt, wo auch das obligatorische Gruppenfoto entstand.

Im Rahmen der Verabschiedung dankte Harald Westermann für die Besuchergruppe den Gastgebern für die außergewöhnliche Gelegenheit eines Besuchs bei dem führenden deutschen Unternehmen für Landsysteme – insbesondere in Zeiten wie diesen.

Bericht und Fotos: ASP Kreisverband Rosenheim

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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