Leitartikel

Aschauer trauern um Pfarrer Josef Winkler

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Pfarrer Josef Winkler hat in unserem Pfarrverband viele Spuren hinterlassen. Wir sind sehr dankbar für die Zeit zusammen mit ihm und werden seiner im Gebet und in der Eucharistie gedenken“, schreibt der Aschauer Pfarrer Paul Janßen in seinem Nachruf für den verstorbenen langjährigen Pfarrherrn von Aschau Josef Winkler. Pfarrer i.R. Josef Winkler ist am 1. Dezember im Alter von 82 Jahren in Agatharied verstorben.

Werner Weyerer arbeitete lange Jahre als Kirchenpfleger mit Pfarrer Winkler in der Kirchenverwaltung zusammen und war während seiner Amtszeit sechs Jahre Bürgermeister in Aschau. Er erinnert sich gerne an den leutseligen und stets bescheidenen Pfarrer, der niemals abgehoben war, sondern stets in der Gemeinde und unter den Leuten präsent war. „Er war in all den 20 Jahren, in denen er in Aschau seelsorgerisch wirken durfte ein angesehener und geschätzter Seelsorger und Mitbürger, der schon wegen seiner bescheidenen, vollkommen unkomplizierten Art viele Freunde in Aschau, Sachrang und Frasdorf gewonnen hat. Wir verlieren einen Pfarrer, der die Nöte und Sorgen seiner Schäflein gut kannte und stets wusste, wo der Schuh drückt.“ Pfarrer Winkler habe stets den Ausgleich gesucht und dafür gesorgt, dass es zu keinen Reibereien oder gar Zusammenstößen kam. „Er war ein Mann des Friedens und der Versöhnung“. Dabei konnte er auch gut zupacken, bei den zahllosen Bauarbeiten in den zahlreichen kirchlichen Gebäuden des Prientales und des ganzen Pfarrverbandes packte er stets mit an und war dabei Arbeiter unter Arbeitern. Der vielbelesene Geistliche war auch ein Mann der Feder und verfasste für die Pfarrgemeinde die Beschreibungen der Gotteshäuser im Oberen Priental.

Pfarrer Winkler fühlte sich mit Aschau ganz eng verbunden, rund um das Dorf gab es keinen Wanderweg, keinen Jägersteig und keinen Pfad, den er nicht gekannt hätte, besser als viele Einheimische, dazu war er ein exzellenter Skifahrer. „Bei seinem Abschied aus dem aktiven Dienst vor zwölf Jahren bat er darum, dass er nach seinem Ableben im Aschauer Priestergrab ruhen dürfe, diesen Wunsch haben wir schon damals gerne zugesagt“, erinnert sich Werner Weyerer. Auch nach seinem Abschied kam er noch häufig nach Aschau zu den Leuten. „Die Leute kennen mich und mögen mich und ich mag die Leute“, pflegte er dazu zu sagen. Er versäumte es bei diesen Besuchen, die häufig mit einer zünftigen Schafkopfpartie irgendwo bei einem Bekannten in der Wohnung endeten, niemals „aufs Abendmahl“ zu gehen und die Kinder im Behandlungszentrum Aschau zu besuchen. Die Leiterin des Wohnheimes im KIZ Aschau Eva Maria Rehberg erinnert sich gerne an den stets freundlichen Pfarrherrn, der so gut mit den behinderten Kindern umgehen konnte: „Er kam ganz häufig bei uns vorbei und kannte alle Kinder mit Namen; auch die Namen der Mitarbeiter im Hause waren ihm bekannt und geläufig, er konnte mit allen und jedem ohne irgendwelche Schranken sprechen. Mehrere Jahre kam er als Nikolaus ins Wohnheim und verblüffte die kleinen Bewohner mit seiner Personenkenntnis und seinem Wissen um die kleinen Geheimnisse der Kinder“. Auch durch die Kinderklinik ging er häufig und tröstete die kleinen Patienten in den Betten, „nicht als Priester sondern als mitfühlender Mensch. Diese enge Verbindung hielt auch nach seinem Weggang noch an.

Der Leiter der Tourist Info Aschau Herbert Reiter ist Mitglied der Kirchenverwaltung Aschau und im Ausschuss der Kolpingfamilie Aschau aktiv in das kirchliche Geschehen eingebunden. Zurzeit von Pfarrer Winkler wirkte er bei den Aschauer Ministranten im Gottesdienst mit und lernte ihn dabei gut kennen. „Die Begegnungen mit ihm waren für uns Ministranten immer etwa Besonderes. Gelegenheiten dazu gab es viele, sei es bei den Gottesdiensten oder bei den ganz besonderen unvergesslichen Ministranten-Ausflügen nach Rom und Assisi. Er war ein tiefsinniger Mensch, stets mit einem leichten Lächeln im Gesicht, Josef Winkler prägte in seinen zwei Jahrzehnten der Seelsorge das Priental und vor allem auch uns – seine Ministranten – ganz immens. Er war uns in Haltung und Pflichterfüllung ein Beispiel“. Als Kassier des Trachtenvereins „D´ Griabinga“ Hohenaschau fügt Reiter hinzu, dass dem Geistlichen eine intensiv gelebte Gemeinschaft stets ein besonderes Anliegen gewesen sei. Wenn bei Vereinsfesten oft noch das letzte Mitglied beim Feldgottesdienst anwesend war, dann habe man den Pfarrherrn oft murmeln gehört, „wenn es doch immer so viele wären“. In den 20 Jahren in Aschau habe er sich zusammen mit den Vereinsvorsitzenden oft mit diesem Problem auseinandergesetzt, „auch der Kirche blase –  wie den Vereinen – zurzeit der Wind dauernd von vorne ins Gesicht“, meinte er dazu mit einem leisen Lächeln.

Josef Winkler wurde am 6. Juli 1940 in Miesbach geboren und wuchs dort mit zwei Geschwistern auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums und des Priesterseminars wurde er am 29. Juni 1966 zum Priester geweiht. Im selben Jahr feierte er seine Primiz in Miesbach. Es folgten erste Verwendungen als Kaplan sechs Jahre in München und zwei Jahre in Reichenhall, danach als Pfarrer 16 Jahre in Kirchheim bei München und 20 Jahre in Aschau.

Im September 2010 wurde er mit 70 Jahren in den Ruhestand versetzt. Zum Abschiedsgottesdienst für den beliebten Aschauer Pfarrherrn fanden sich die Gläubigen aus dem gesamten Bereich des Pfarrverbands Oberes Priental und 27 Vereine aus Aschau, Frasdorf, Umrathshausen und Sachrang mit ihren Fahnenabordnungen in der Aschauer Pfarrkirche ein. 74 Ministrantinnen und Ministranten zogen ins Gotteshaus mit ein. Im Pfarrverband Irschenberg wirkte er in seinen letzten Lebensjahren als Ruhestandspfarrer mit, hielt aber stets die Verbindung ins Priental. In seinem Wohnhaus in Frauenried hatte er noch alles, was er brauchte: die Nähe zur Familie und zu seinen Bergen, das Schafkopfen mit den Nachbarn, seine Bücher und die klassische Musik, die Begegnungen mit den Menschen und die zahllosen Möglichkeiten zu Bergtouren und Wanderungen in der Natur.

Die Totenandacht für den langjährigen Aschauer Seelsorger ist am Sonntag, 4. Dezember um 18 Uhr in der Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ in Aschau. Das Requiem mit anschließender Beerdigung im Aschauer Priestergrab ist am Montag, 5. Dezember um 14 Uhr.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg

Todesanzeige und Bericht: Münchner Merkur

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!